Steine wider das Vergessen

St. Wendel. "Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist", schreibt Gunter Demnig, Künstler aus Köln in der kleinen Broschüre "Stolpersteine in St. Wendel". Dieses Begleitheft ist seit vergangenem Samstag unter anderem im Adolf-Bender-Zentrum zu bekommen

 Der Künstler Gunter Demning setzt den ersten Gedenkstein in der Schloßstrasse Nr. 6/8. Foto: Bonenberger & Klos

Der Künstler Gunter Demning setzt den ersten Gedenkstein in der Schloßstrasse Nr. 6/8. Foto: Bonenberger & Klos

St. Wendel. "Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist", schreibt Gunter Demnig, Künstler aus Köln in der kleinen Broschüre "Stolpersteine in St. Wendel". Dieses Begleitheft ist seit vergangenem Samstag unter anderem im Adolf-Bender-Zentrum zu bekommen. Darin erfährt der Leser mehr zum Projekt "Stolpersteine", aber auch die Namen der ermordeten Juden aus St. Wendel finden ihren Platz in dem Heft ebenso wie die Orte, an denen künftig "Stolpersteine" in der Kreisstadt zu finden sind."Allerdings wird man nicht über die Steine im Bürgersteig stolpern, es sind keine Stolperfallen. Vielmehr sollen die zehn Mal zehn Zentimeter großen Gedenksteine aus Messing zum Innehalten und Erinnern an die blühende jüdische Kultur vor dem Beginn der Nationalsozialismus in St. Wendel anregen", sagte Landrat Udo Recktenwald. Gemeinsam mit Eberhard Wagner, dem Vorsitzenden des Vereins "Wider das Vergessen und gegen Rassismus" hatte er vor der Verlegung der Steine zu einem Pressegespräch ins Landratsamt eingeladen.

An diesem Samstag wurde vollendet, was bei einem Kunstsymposium im Dezember 2009 seinen Anfang fand. "Damals hatten wir schon die Idee, die Gedenkkultur im Landkreis auf andere Beine zu stellen. Mit einer Kreistagssondersitzung haben wir ein erstes Zeichen gesetzt. Dann begegneten wir dem Kölner Künstler Gunter Demnig und seinem Projekt Stolpersteine", sagte Recktenwald. Schnell war klar, dass auch in St. Wendel und in weiteren Gemeinden, in denen es jüdische Mitbürger gab, Gedenksteine an diese Menschen erinnern sollten.

Doch Demnig ist ein viel gefragter Künstler und europaweit mit seinem Projekt unterwegs. Doch nun wurden an vier Stellen in der Innenstadt, die letzte frei gewählte Wohnorte jüdischer Bürger waren, insgesamt elf Steine verlegt. "Deutschlandweit sind bereits 23 000 Steine verlegt, auch im Saarland gibt es viele Gemeinden, gerade auch am Samstag kamen weitere hinzu. Doch wir sind als Landkreis, der hinter dem Projekt steht, im Saarland Vorreiter", so Landrat Recktenwald.

Sehr schnell, so sagte Wagner, waren die Spender für die Steine, die etwa einen Wert von 95 Euro haben, gefunden, insgesamt haben sich sogar 24 Paten gefunden. "Auf die Stadt kommen also keine Kosten, allerdings unterstützt uns der Bauhof tatkräftig", ergänzte Recktenwald. "Gerade in St. Wendel, wo es ein so blühendes jüdisches Leben gab, sieht man fast nichts mehr davon. Hier ist eine Möglichkeit gefunden worden, dem Vergessen entgegenzuwirken", so Wagner abschließend.

Auf einen Blick

An diesen vier Orten sind die elf Gedenksteine angebracht: Schlossstraße 6/8 (Erna Berl), Hospitalstraße 13 (Auguste, Babette, Lina und Frieda Reinheimer), Balduinstraße 41 (Eduard, Alice und Ilse Reinheimer), Gymnasialstraße 7 (Max Sigmund, Norma, Marianne Heymann). cim

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