"Stein ist nun mal noch lange nicht gleich Stein""Ich wollte Steine begreifen, verstehen und spüren"

Beckingen. Vom 28. August bis zum 12. September wird die zweite Internationale Skulpturenausstellung "Skulptura 2010" in Beckingen mit 16 internationalen Künstlern stattfinden. Die Organisatoren können dann nach langen Monaten der Vorbereitung erst einmal durchatmen. Derzeit aber sind sie noch vollauf beschäftigt mit den vielen Dingen, die im Vorfeld zu regeln sind

Beckingen. Vom 28. August bis zum 12. September wird die zweite Internationale Skulpturenausstellung "Skulptura 2010" in Beckingen mit 16 internationalen Künstlern stattfinden. Die Organisatoren können dann nach langen Monaten der Vorbereitung erst einmal durchatmen. Derzeit aber sind sie noch vollauf beschäftigt mit den vielen Dingen, die im Vorfeld zu regeln sind. Nicht nur, dass Plakate, Einladungen und Katalog gestaltet und gedruckt werden müssen, auch die Künstler mussten ausgewählt, ihre Betreuung und die der Örtlichkeiten gesichert sein. Die Planung des Künstlersymposions fordert ebenfalls einiges an Zeit und Arbeit. Denn neben den geeigneten Arbeitsplätzen müssen auch die Materialien für die fünf am Symposion teilnehmenden Künstler bereitgestellt werden und das heißt: Angebote einholen und vergleichen. Während die Eichenstämme für Laura Danzis "Charakterköpfe" aus dem gemeindeeigenen Wald stammen, muss der Muschelkalk für Peter Heeschs "Fischschwarm" aus Würzburg und der Stahldraht für die "Rotation" von Angelika Summa aus Mannheim beschafft werden. Das alles gilt es zu organisieren. Da bei vielen Materialien aber der Augenschein sehr wichtig ist, gehört dann auch mal ein Besuch vor Ort dazu. So wie letzte Woche, als Kurator Helmut Kopp bei der Kylltaler Sandstein GmbH in der Nähe von Bitburg zu Besuch war. Im Gepäck hatte er zwei Modelle, die im Rahmen des Künstlersymposions von den Teilnehmern vor Ort gefertigt werden sollen: "Die Hingucker" von Gisela Milse, und zwei Stelen von Guy Charlier. Die wurden Geschäftsführer Gregor Thome vorgelegt mit der Bitte, seine "Stein-Erfahrungen" einzubringen und ein Angebot zu unterbreiten - "natürlich ein besonders günstiges" (Kopp). Doch zuerst einmal galt es, sich überhaupt auf das passende Material zu einigen. Und das war in Anbetracht des riesigen Lagers kein einfaches Unterfangen. Gerade von dem roten Sandstein, den Gisela Milse für ihre drei Meter hohe Skulptur benötigt, gab es unzählige Exemplare, die zu begutachten sich Kurator Kopp mit Marco Ewertz auf den Weg machten. "Frau Milse wohnt in Radbruch im Landkreis Lüneburg und kann den Stein leider nicht persönlich aussuchen", so Kopp, der sich aber telefonisch mit ihr abstimmen wird, bevor eine endgültige Festlegung erfolgt. "Dazu schicke ich ihr noch die genauen Daten". In diesem Zusammenhang spricht er von der Form und der Farbe des Sandsteins, von seinem Härtegrad und seiner Dichte ebenso wie von der Maserung und der kristallinen Struktur. "Da gibt es schon sehr große Unterschiede", weiß der ehrenamtlich tätige Kurator, der in seiner Freizeit selbst hobbymäßig als Bildhauer tätig ist. Wie wahr das ist, konnte Bildhauer Guy Charlier nur bestätigen. Da er im Trierer Stadtteil Olewig beheimatet ist, war er zum Steinbruch mitgekommen, um sich seinen dunklen Lavastein selbst auszusuchen. "Er sollte möglichst schlicht sein, damit nichts von der Form ablenkt", erzählte er und zeigte auf einen anthrazitfarbenen Stein mit wenig Struktur. "Den kombiniere ich mit französischem Kalkstein", erzählt er und lässt keinen Zweifel daran, dass für ihn nur der Kalkstein aus dem Pariser Becken oder aus der Metzer Gegend in Frage kommt. Stein ist nun mal noch lange nicht gleich Stein.Herr Kopp, Ihr großes persönliches Interesse motiviert sie immer wieder aus Neue für Ihre ehrenamtliche Kuratoren-Tätigkeit. Wann und aus welchem Anlass haben Sie angefangen, selbst mit Steinen zu arbeiten? Helmut Kopp: Die Frage ist schwer zu beantworten. Ich hatte und habe einfach das Bedürfnis "Stein". Ich wollte Steine begreifen, verstehen, spüren, erspüren, entdecken. Und dann... Im Institut für aktuelle Kunst in Saarlouis war 2007 eine Ausstellung mit Arbeiten von Karl Prantl. Durch seine Skulpturen wurden viele Fragen in mir beantwortet und mindestens ebenso viele neue geweckt.Wenn Sie einen Steinbruch besuchen, sind Sie dann in Ihrem Element? Kopp: Ja, da bin ich nicht nur in meinem Element, da bin ich ein Suchender. Ich suche nach Steinen, von denen ich mich angesprochen fühle, die mir etwas verraten, die mich faszinieren. Manchmal kommt es zwischen einem Stein und mir sogar zu einem Austausch. Deshalb gehe ich auch am liebsten ganz alleine und ohne Zeitdruck in einen Steinbruch.

Auf einen BlickVom 28. August bis zum 12. September 2010 wird die zweite Internationale Skulpturenausstellung Skulptura 2010 in Beckingen stattfinden. Neben der Präsentation von Werken vorwiegend aus Holz, Stein und Stahl werden auch Workshops und ein Schülerwettbewerb zu den Themen "Miteinander" und/oder "Reisen - Ankommen" stattfinden. Schülerarbeiten können bis zum 1. Juli 2010 bei der Gemeinde Beckingen, zu Händen Frau Pitzius, eingereicht werden. bq

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