Steigende Kosten bedrohen die Versorgung
St. Wendel. "Wir brauchen die Unterstützung der Politik", bringt es Gerd Leins, Kaufmännischer Direktor des Marienkrankenhauses St. Wendel und der Marienhausklinik Ottweiler auf den Punkt
St. Wendel. "Wir brauchen die Unterstützung der Politik", bringt es Gerd Leins, Kaufmännischer Direktor des Marienkrankenhauses St. Wendel und der Marienhausklinik Ottweiler auf den Punkt. Zum Gespräch mit Pia Döring, SPD, Hermann-Josef Scharf, CDU und Heike Kugler, Die Linke, sowie der Bundestagsabgeordneten der CDU, Nadine Schön, hatte er Daten und Fakten zusammengestellt, die beispielhaft die derzeitige wirtschaftliche Situation vieler Krankenhäuser beschreibt:Seit 2006 sind laut Leins die Tariflöhne in Deutschlands Krankenhäusern um 15,9 Prozent, die Preise für Krankenhausleistungen aber nur um 8,7 Prozent gestiegen, im Saarland real sogar nur um 7,1 Prozent. Allein nur auf die Personalkosten bezogen bedeute dies für die beiden Krankenhäuser St. Wendel und Ottweiler in der Summe eine Unterdeckung von rund drei Millionen Euro in sechs Jahren, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Für die kommenden Jahre sehe es nach aktuellem Stand nicht besser aus. Gerd Leins: "Wir sind konfrontiert mit hohen Tarifsteigerungen, einem massiven Anstieg der Haftpflichtversicherungsprämien, steigenden Sachkosten und das alles bei gleichzeitig gesetzlichen Begrenzungen der Vergütungsentwicklung." Hinzu kämen immer höhere gesetzliche Anforderungen, beispielsweise die Hygieneverordnung, das Arbeitszeitgesetz und Brandschutzauflagen sowie zusätzliche Zertifizierungs- und Qualitätssicherungsverfahren. Wenn die Kosten- und Erlösschere weiterhin in diesem Maße auseinander gehe, sei das für die Krankenhäuser nicht mehr zu stemmen. Für 2013 rechnet der kaufmännische Direktor für beide Häuser insgesamt mit einer Finanzierungslücke von 900 000 Euro bis einer Million Euro.
Schon jetzt seien die Folgen drastischer Sparmaßnahmen in vielen Bereichen spürbar. Doch es werde noch schlimmer kommen. Die Versorgungsqualität der Patienten werde sich zwangsläufig verschlechtern. Zum Beispiel werde es immer schwieriger werden, die "Rund-um-die-Uhr"-Versorgung oder die Notfallversorgung im gewünschten und geforderten Umfang und angemessener Qualität aufrecht zu erhalten.
Vor dem Hintergrund steigender Patientenzahlen und auch aufgrund der demografischen Alterung habe die Arbeitsverdichtung für die Mitarbeiter massiv zugenommen und werde durch Stellenabbau und Fachpersonalmangel zusätzlich verschärft. Des Weiteren könnten bei negativen Renditen, die manche Häuser jetzt schon schreiben, notwendige Investitionen nicht mehr getätigt werden.
Doch die Krankenhäuser wollten ihrem Versorgungsauftrag gegenüber den Patienten weiterhin gerecht werden. Sie seien keine "Kostenverursacher" und "Abzocker", wie es in letzter Zeit häufig dargestellt wurde. Gerd Leins appelliert: "Unser Anliegen an die Politik ist, dass sie vernünftige gesetzliche Rahmenbedingungen schafft, die es uns ermöglichen, ordentlich zu wirtschaften. Neben Engagement, Menschlichkeit und Fachkompetenz brauchen wir eine solide finanzielle Basis." red
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"Unser Anliegen an die Politik ist, dass sie vernünftige gesetzliche Rahmenbedingungen schafft."
Gerd Leins