Statt nach Berlin lieber ins Saarland gegangen

Homburg. Niemand wird als Ärztlicher Direktor eines Universitätsklinikums geboren, "da wächst man unversehens hinein", sagt Professor Hans Köhler. Der Internist, dessen Spezialgebiet die Niere ist, war seit 2004 die prägnante Führungsfigur des Homburger Klinikums, zunächst nebenberuflich, seit 2007 hauptamtlich

Homburg. Niemand wird als Ärztlicher Direktor eines Universitätsklinikums geboren, "da wächst man unversehens hinein", sagt Professor Hans Köhler. Der Internist, dessen Spezialgebiet die Niere ist, war seit 2004 die prägnante Führungsfigur des Homburger Klinikums, zunächst nebenberuflich, seit 2007 hauptamtlich.

Er war das Bindeglied zwischen Politik und Klinikum, zwischen dem Wünschenswerten und dem Möglichen. Köhler hatte es dabei nicht leicht, denn er fühlte sich beiden Seiten gleichermaßen verbunden: seiner Wahlheimat, dem Saarland, dem er auch nach seiner Pensionierung treu bleiben wird - und "seinem" Universitätsklinikum. Dabei verlor er nie aus den Augen, wo im Saarland die finanziellen Grenzen liegen. und was damit in Homburg machbar war - und was nicht. Im Klinikum warb er um Verständnis für das enge Finanzkorsett des Saarlandes, im Büro des Wissenschaftministers für die Anliegen des Klinikums - auch im Sinne der Patienten.

Es war Köhlers integre Persönlichkeit, die ihn für beide Seiten glaubhaft machte, nie hörte man ein negatives Wort über ihn, auch nicht in seiner härtesten Zeit, als im Frühjahr 2006 das Klinikpersonal 111 Tage lang für eine bessere Bezahlung streikte.

Eine sinnlos lange Zeit, wie Köhler heute sagt, "die Gewerkschaften haben absichtlich auf Zeit gespielt. Aber diese harte Zeit hatte auch ihr Gutes, wir haben gelernt, mit weniger Ressourcen auszukommen und uns in solchen Ausnahmefällen zu stützen."

Professor Hans Köhler, der 1941 in Ludwigsburg geboren wurde, studierte und promovierte an der Universität Gießen, war 1969 kurz in Saarbrücken tätig, bis er sich für eine wissenschaftliche Karriere entschied und 1971 ans Universitätsklinikum nach Mainz wechselte, wo er sieben Jahre später zum Professor für Innere Medizin berufen wurde. In Mainz blieb Köhler über 20 Jahre, zuletzt als Internistischer Leiter am Transplantationszentrum. Ein sechsmonatiger Aufenthalt 1990 in Harvard gab ihm Zeit, zu überdenken, was er wollte: einem Ruf als Klinik-Direktor nach Berlin an die Charité folgen - oder in gleicher Stellung nach Homburg wechseln?

Hans Köhler entschied sich 1993 für das kleine Homburg, "was ich nie bereut habe". Warum? "Mir war die Atmosphäre in Homburg sympathisch, die künftigen Kollegen waren sehr nett, das Pflegepersonal herzlich. Es war die menschliche Seite, die mich einnahm." Hinzu kam die gute Arbeitsatmosphäre, die engen Kontakte der Professoren, der Austausch, die kurzen Wege - und eine Bürokratie, die sich im Vergleich zu Berlin noch in Grenzen hielt. "Ich konnte in Homburg als Ärztlicher Direktor viel gestalten", betont Hans Köhler, "seit der Masterplan über den großen Umbau des Universitätsklinikums steht, geht es überall voran."

Seinem Nachfolger, dem Neurochirurgen Professor Wolf-Ingo Steudel, übergibt er ein wohlbestelltes Haus, die Weichen für die Zukunft des saarländischen Universitätsklinikums sind gestellt. Hans Köhler will künftig "etwas mehr Sport treiben", weiterhin Vorlesungen für Studenten halten, er ist in vielen wissenschaftlichen und medizinischen Gesellschaften tätig, so dass keine Langeweile aufkommen wird. Und vielleicht verwirklicht er noch hobbymäßig seinen ersten Berufswunsch, den er als kleiner Junge hatte: Sportreporter.

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