Heiraten in Zeiten von Corona Live-Stream vom Ja-Wort für die Gäste

Zweibrücken · In Zweibrücken holt das Standesamt Freunde und Angehörige seit neuestem digital zur Trauung dazu.

 Eine Kamera steht im Trauzimmer des Rathauses Zweibrücken. Das Standesamt „streamt“ Trauungen auf Wunsch live über das Internet.

Eine Kamera steht im Trauzimmer des Rathauses Zweibrücken. Das Standesamt „streamt“ Trauungen auf Wunsch live über das Internet.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Bei Trauungen im Rathaus in Zweibrücken können trotz Corona neuerdings wieder alle Angehörigen und Freunde dabei sein. Möglich wird das durch einen Live-Stream, den das Standesamt zum Jawort des Brautpaares nun für „geladene Gäste“ anbietet. Ein eigener Youtube-Kanal wurde dafür eingerichtet. „Die Paare sind begeistert“, sagt Standesbeamtin Yvonne Langner. Und die „Hochzeitsgesellschaft“ auch: Sie versammele sich oft vor dem Rathaus und verfolge die Trauung live über Handy oder Tablet.

„Die Situation in der Pandemie ist für Brautpaare nicht leicht. Viele wünschen sich für ihren großen Tag ein entsprechendes Fest“, sagt Bürgermeister Christian Gauf (CDU). Mit dem neuen Live-Stream-Angebot könnten Familie und Freunde jetzt beim Jawort ganz nah dabei sein. Langner erzählt, bei sechs Trauungen in den vergangenen Tagen hätten bereits vier Brautpaare das zusätzliche Angebot genutzt. „Und wir haben jetzt auch Paare in den nächsten Wochen, die das haben möchten.“ Manche wollten auch gerne nur eine Aufzeichnung, die sie dann später bei einer Feier - wenn sich alle wieder treffen dürften - zeigen wollten. Die Einrichtung des Live-Streams kostet 35 Euro, ein aufgearbeiteter Mitschnitt der Trauung 15 Euro.

Für eine Aufzeichnung haben sich Patrick und Nicole Frey vor ihrer Trauung spontan entschieden. Als Erinnerung für sich selbst. „Aber auch für die Familie, dass sie sieht, was an dem Tag passiert ist, weil sie nicht live dabei sein konnte“, sagt Nicole Frey in Zweibrücken. Man bekomme die Aufzeichnung zum Downloaden und könne sie dann an Eltern & Co weitergeben. „Das haben die ganz toll gemacht“, sagt das frisch vermählte Paar zu dem Angebot.

In Zweibrücken sind dieses Jahr bis Pfingsten 67 Ehen geschlossen worden. In 2020 waren es bis dahin 74 gewesen. Derzeit könnten im Trauzimmer in Zweibrücken nur das Brautpaar und die beiden Trauzeugen dabei sein. „Das finden manche Brautpaare schon traurig“, berichtet Langner. Wenigstens noch die Eltern wollten viele dabei haben. Der Raum sei aber unter den geltenden Corona-Regeln zu klein dafür. Der Live-Stream schließe da eine Lücke.

Das Standesamt Trier bietet solch eine Infrastruktur nicht an. Brautleute hätten aber die Möglichkeit, die Hochzeit über ihr Handy zu „streamen“, sagt der Sprecher der Stadt. Dies sei auch in der Pandemie häufiger gemacht worden, auch an Verwandte in aller Welt, die nicht einreisen konnten. In Trier dürfen derzeit sechs Gäste bei einer Eheschließung dabei sein. Man gehe aber davon aus, dass bald wieder mehr zugelassen würden.

Die Hochzeitsmonate stehen bevor: Den ganzen Sommer über seien fast keine Freitagstermine mehr frei, die Termine an Samstagen bis in den Oktober ausgebucht, sagt der Trierer Sprecher. Bisher habe es 170 Trauungen (2020: 140) gegeben. Das Corona-Jahr 2020 habe nicht zu einem großen Einbruch der Zahlen geführt: In der Statistik standen 576 Trauungen nach 615 in 2019.

In Zweibrücken wolle man den Live-Stream auch nach Corona weiter anbieten. Es komme ja immer wieder vor, dass Angehörige oder Freunde nicht zur Trauung kommen könnten. Zum Beispiel die Oma, die im Pflegeheim lebt und nicht mehr so mobil ist. Oder die Freundin, die im Ausland arbeitet. Aber jetzt komme erstmal die Hauptsaison für Trauungen: „Ich gehe davon aus, dass der Live-Stream im Juni, Juli und August sehr gut angenommen wird“, sagt Langner.

(dpa)
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