Saarland-Besuch der Bundesumweltministerin Der Klima-Kraftakt von Svenja Schulze

Dillingen/Saarbrücken · Bundesumweltministerin Schulze hat am Montag das Saarland besucht. Zwischen Stahlwerk und Gesprächen mit Aktivisten ist vor allem eines klar geworden: Der Wandel braucht Zeit – und Geld. Viel Geld.

 Im Gespräch vor dem Walzwerk der Dillinger Hütte: Bundesumweltministerin Svenja Schulze (M) mit (v.l.) Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, Landrat Patrik Lauer, dem Betriebsratsvorsitzenden Michael Fischer und dem saarländischen Umweltminister Reinhold Jost.

Im Gespräch vor dem Walzwerk der Dillinger Hütte: Bundesumweltministerin Svenja Schulze (M) mit (v.l.) Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, Landrat Patrik Lauer, dem Betriebsratsvorsitzenden Michael Fischer und dem saarländischen Umweltminister Reinhold Jost.

Foto: Ruppenthal

Im Stahlwerk ist es laut. So laut, dass der Werksleiter nur über Kopfhörer zu verstehen ist. Ganz anders im Urwald. Da ist es leise. Fast schon zu leise. Bevor hier, vor der Scheune Neuhaus in Saarbrücken, zwischen Matsch und Januarlaub ein paar SUV vorfahren. In einem der Wagen sitzt Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Die Frau, die sich zwei Stunden zuvor im Dillinger Walzwerk klar zur deutschen Stahlindustrie bekannt hat. Und es ist, blickt man auf die vergangenen Wochen und Monate, wohl auch dieser Mix aus Laut und Leise, der den täglichen Kraftakt der SPD-Politikerin begleitet. Egal ob hier im Saarland, in Berlin oder in Madrid. Ein Akt zwischen lautem Klimaprotest und geräuschlos-zähen Verhandlungen. Svenja Schulze begibt sich an die Front. An diesem Montag tut sie das im Herzstück der saarländischen Stahlindustrie. Unterwegs zum Walzwerk von Dillinger setzt sie sich gegen 12 Uhr mittags einen gelben Helm auf und schwingt sich in die orange-graue Werksjacke. Sie ist nicht alleine. Auch ihre Parteikollegen tragen gleich ihre Botschaft durchs Werk, Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger und Umweltminister Reinhold Jost. Das, was nun unter ihnen wie eine glühende Matratze hin- und herrollt, wird am Ende ein Blech für Offshore-Windräder sein. Ein „beeindruckendes Stück Industrie“, nennt das die Bundesministerin. Ein Stück, das sie bewahren will. Auch wenn nichts so bleiben könne, wie es ist. Das große Ziel: emissionsfreier Stahl. Rund 500 Millionen Euro hat der Konzern Dillinger seit 2008 in Umweltschutz investiert. Und es wird nicht günstiger: Das Unternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern rechnet mit jährlichen Mehrkosten von 100 Millionen Euro – allein für CO2-Zertifikate. Während billige Konkurrenz aus dem Ausland den Markt „überflutet“, wie es Betriebsratschef Michael Fischer auf den Punkt bringt. Auch er marschiert an diesem Montag durchs Werk. Weist darauf hin, dass die Stahlindustrie – im Saarland getragen von den Konzernen Saarstahl und Dillinger – nur eine Zukunft hat, wenn für die Konkurrenz aus China, Südkorea und anderswo ähnliche Spielregeln gelten. Bislang seien die Konzerne aus dem Ausland an keine EU-Umweltauflagen gebunden, könnten Stahl zu Preisen verkaufen, mit denen die deutschen nicht mithalten könnten. In den kommenden drei Jahren bauen Saarstahl und Dillinger 1500 Arbeitsplätze ab, 1000 werden ausgelagert.