Stadtrat: AKW Cattenom abschalten Wie auf umweltfeindliche Energie verzichten?

Merzig. Cattenom vom Netz nehmen, so lautet die Forderung des Merziger Stadtrates an die französische Staatsregierung. Mit der Verabschiedung der Resolution folgten die Fraktionen in der Stadtratssitzung am Donnerstag dem Vorstoß der Sozialdemokraten. Deren Fraktionschef Dieter Ernst und sein Stellvertreter Alexander Pinter hatten vorgeschlagen, die Aktion der Bürgermeister zu unterstützen

 Die Proteste gegen das Atomkraftwerk in Cattenom finden immer mehr Unterstützer. Foto: rup

Die Proteste gegen das Atomkraftwerk in Cattenom finden immer mehr Unterstützer. Foto: rup

Merzig. Cattenom vom Netz nehmen, so lautet die Forderung des Merziger Stadtrates an die französische Staatsregierung. Mit der Verabschiedung der Resolution folgten die Fraktionen in der Stadtratssitzung am Donnerstag dem Vorstoß der Sozialdemokraten. Deren Fraktionschef Dieter Ernst und sein Stellvertreter Alexander Pinter hatten vorgeschlagen, die Aktion der Bürgermeister zu unterstützen. Die Verwaltungschefs, darunter Merzigs OB Alfons Lauer, hatten von der französischen Regierung verlangt, das AKW in Cattenom abzuschalten.

Brief an Sarkozy

"Rund 750 sicherheitsrelevante Ereignisse seit Betriebsbeginn zeigen, dass das AKW Cattenom nicht sicher ist und diese Technik die immer wieder prognostiziere Sicherheit in keinster Weise garantieren kann", lautet die Begründung. Für das Kraftwerk Cattenom, seit mehr als 20 Jahren im Betrieb, sollen nach Darstellung des Rates die gleichen Sicherheitsstandards angewendet werden wie für die jetzt stillgelegten Altkraftwerke in Deutschland. Die logische Konsequenz: Die französische Regierung muss nach ihrer Ansicht den Meiler nahe der deutschen Grenze abschalten.Zudem wird Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy wieder ein Brief in den Elysée-Palast flattern. Absender dieses Mal: der Stadtrat Merzig. Bei einer Stimmenthaltung unterstützten die Fraktionen damit den Brief der Grünen an den französischen Staatschef. "Schalten Sie dieses altersschwache Atomkraftwerk an unserer gemeinsamen Grenze ab und nehmen Sie die Sorgen und Ängste auch bei uns zum Anlass, internationale Rücksicht und Verantwortung zu tragen", ist in dem Schreiben unter anderem zu lesen.

Schwemlingen. Wie auf umweltschädliche Energie verzichten, ohne kalte Füße zu bekommen? Einiges an Ideen hat der Schwemlinger Ortsrat zusammengetragen, wie umweltfreundliche Wärme und Strom in dem Merziger Stadtteil fließen könnte - etwa mit einem Blockheizkraftwerk, unterstützt von Erdwärme und Solaranlage.

"Das können wir uns in der Dorfmitte vorstellen", fasst Ortsvorsteherin Maria Bänsch-Schnur das gemeinsam erarbeitete Konzept von Sozialdemokraten und Christdemokraten zusammen. "Abnehmer gibt es genug", ist sich die CDU-Kommunalpolitikerin sicher. "Ob der Kindergarten, der ausgebaut werden soll, oder die AH, die ihre Heizungsanlage erneuern muss: Großnutzer im Umfeld sind zuhauf vorhanden."

Zudem ist es nach ihrer Darstellung wünschenswert, die öffentliche Beleuchtung zügig mit Energiesparlampen umzurüsten. Der neue Anbau des Kindergartens könnte mit Solarmodulen eingedeckt werden, auf dem Dach der Saargauhalle würde sich eine Fotovoltaikanlage lohnen - allein schon wegen der Südwest-Neigung. "Und eine Beschattung gibt es ebenfalls nicht." Ein gemeinsames Heizungskonzept müsste für das Neubaugebiet erarbeitet werden, wie Bänsch-Schnur sagt.

Die Häuser: Niedrigenergiebauten mit Solaranlage und mit Erdwärme beheizt. Derweil könnten sich zwei bis drei Windräder auf dem Alten Berg drehen. "Sie würden so viel Strom erzeugen, dass es sicherlich für andere Orte reichen würde", sagt sie. Zwei Standort-Vorteile nennt sie: "Die Spargel stehen auf Brachland, das nicht als Acker genutzt wird. Und sie tangieren keine Wohnbebauung." Ihr persönlicher Wunsch: ein Stausee, um Energie aus Wasserkraft zu gewinnen. "Natürlich muss diese Sache mit einer Kampagne zum Energiesparen Hand in Hand gehen, ebenso wie mit dem Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs", ergänzt sie. Über eines sind sich Ortsrat und Ortsvorsteherin klar: "Wir können nur Anregungen geben, entscheiden müssen andere."

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