Stadtpolitik als Wahlkampfthema

Saarbrücken. Augenscheinlich hatten die Organisatoren der saarländischen SPD nicht mit der großen Anziehungskraft des Hauptredners an diesem Abend gerechnet. Denn die Sitzplätze im Veranstaltungsraum des Saarbrücker Hotels Domicil Leidinger reichten bei weitem nicht aus. Nicht nur, dass zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer am Dienstagabend stehen mussten

Saarbrücken. Augenscheinlich hatten die Organisatoren der saarländischen SPD nicht mit der großen Anziehungskraft des Hauptredners an diesem Abend gerechnet. Denn die Sitzplätze im Veranstaltungsraum des Saarbrücker Hotels Domicil Leidinger reichten bei weitem nicht aus. Nicht nur, dass zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer am Dienstagabend stehen mussten. Viele versuchten, den Reden und der anschließenden Diskussion von der Terrasse oder der Hotelbar aus zu folgen. Aber Klaus Wowereit ist ja nicht nur SPD-Politiker, sondern er ist ja in erster Linie "unser Regierender Bürgermeister", wie Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz Klaus Wowereit in der Anmoderation - eher gedankenversunken als scherzhaft - begrüßte. Zum Einstieg verwies die Verwaltungschefin auf Projekte wie Eurobahnhof und Stadtmitte am Fluss, wobei sie bei letzterem das Aufkeimen einer "kleinkarierten Diskussion" um dieses zukunftsweisende Vorhaben bemängelte. Wowereit, der mit sonorer Stimme klar und fast frei sprach, ging nach einführenden "Wahlkämpfereien" auf "die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Strukturwandel im Saarland" am Beispiel der Landeshauptstadt ein. Beim Stichwort Talente forderte er mehrfach "Bildung muss kostenfrei sein" und setzte sich für längeres gemeinsames Lernen in den ersten Schuljahren ein. Das komme einer Talentförderung ohne Vorbehalte gegenüber der sozialen Herkunft zugute. Beim Stichwort Technologie bemühte Wowereit den "Deutschland-Plan" seines Genossen und SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier. Der hatte die Schaffung von vier Millionen Arbeitsplätzen, allein zwei davon in der Umwelttechnologie, versprochen. Hier nannte Wowereit als Beispiel den Export von Solartechnologie, wobei er betonte, dass die neuen Arbeitsplätze nicht im Niedriglohnsektor liegen dürften. Das war Balsam für die Seele der großteils sozialdemokratischen Zuhörerschaft. Das Stichwort Toleranz geht dem Berliner Verwaltungschef nicht weit genug, er spricht lieber von "Akzeptanz". Darunter versteht er "eine friedlich orientierte Gesellschaft, in der sich alle an die Regeln halten". Nach der viel beklatschten Rede leitete Moderatorin Marion Bredebusch zu einer Diskussion von Wowereit und Maas mit dem Publikum über. Darin ging es auch um Rot-Rot in Berlin, also die Koalition von SPD und Linken. Wowereit sieht das eher pragmatisch, solange die Sacharbeit stimme. Maas schloss eine derartige Koalition auch an der Saar nicht gänzlich aus. Er wolle sozialdemokratische, zukunftsweisende Politik umsetzen, lasse sich folglich nicht vorschreiben, mit wem er koalieren dürfe oder nicht.

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