Stadtarchiv lässt Geschichte erleben

Völklingen · Völklingens Stadtarchiv birgt mehr als totes Papier, erfuhren Besucher beim Tag der offenen Tür im Alten Bahnhof. Schüler präsentieren dort eine Ausstellung über Nazi-Opfer. Auch das Schicksal von Zwangsarbeitern lässt sich nachvollziehen.

 Völklingens Stadtarchivar Christian Reuther (links) erläutert Besuchern altes Kartenmaterial. Klaus Siffrin, Marlene Nister und Adrian Mailänder (von links) hören interessiert zu. Foto: Jenal

Völklingens Stadtarchivar Christian Reuther (links) erläutert Besuchern altes Kartenmaterial. Klaus Siffrin, Marlene Nister und Adrian Mailänder (von links) hören interessiert zu. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Rund 20 Besucher nutzen am Mittwochnachmittag die Gelegenheit und werfen im Alten Bahnhof einen Blick hinter die Kulissen des Völklinger Stadtarchivs. Beim Tag der offenen Tür studieren die Gäste nicht nur die Biografien der Nazi-Opfer, die Schüler der Erweiterten Realschule Am Sonnenhügel in ihrer Ausstellung zusammengetragen haben. Sie beugen sich über alte Stadtpläne, lesen historische Flugblätter oder nehmen das älteste Dokument des Archivs unter die Lupe. Im Jahr 1609 wurde die Befreiung der Bewohner des Dorfes Ludweiler von Frondiensten bekannt gegeben.

"Bitte nicht anfassen!", steht auf den Schildern neben den historischen Dokumenten. Schweiß und Fett greifen das Papier an. Schimmel fürchten die Archivare ebenfalls. Deshalb ist das Magazin klimatisiert. Während der geführten Rundgänge dürfen die Gäste einen Blick in die heiligen Hallen werfen, normalerweise ist der Raum für Besucher tabu. Die ausgewerteten Dokumente lagern hier in säurefreien Mappen und Kartons.

"Wir rechnen in laufenden Metern", erklärt Stadtarchivar Christian Reuther. In Völklingen wurden bisher rund 80 bis 100 Meter Archivgut erschlossen. Seit 2006 befindet sich die Einrichtung im Neuaufbau, erst rund ein Drittel der alten Unterlagen hat man gesichtet. "Wir sind noch sehr klein", betont der Experte. Archivare sammeln nicht nur, sie bewerten auch. Maximal fünf Prozent der begutachteten Papiere werden übernommen.

Im Magazin lagern auch viele Karteien von Zwangsarbeitern. Mit deren Schicksal hat sich der Stadtarchivar intensiv beschäftigt. "In Völklingen gab es über 30 Lager", berichtet Reuther. Am 7. November referiert der Stadtarchivar über Zwangsarbeit in Völklingen. Der Vortrag im Alten Rathaus beginnt um 18.30 Uhr, der Eintritt ist frei. Zu dem Thema sucht Reuther noch Fotos aus den Jahren 1939 bis 1946. Wer entsprechende Bilder hat, wird gebeten, sich mit ihm in Verbindung zu setzen.

Kontakt zum Stadtarchiv unter Telefon (0 68 98) 13 24 32.

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