Stadt saniert historische Wettersäule

Alt-Saarbrücken · Ein einzigartiges Saarbrücker Bauwerk schien immer mehr zu verwittern – nun wird es doch restauriert.

Charlotte Britz wollte Stefan Weszkalnys keine Hoffnung machen. "Alle Maßnahmen sind festgelegt", schrieb die Oberbürgermeisterin dem Vorsitzenden der Willy-Walch-Stiftung vor knapp einem Jahr. Der hatte zuvor darauf hingewiesen, dass die historische Wettersäule, die seine Stiftung bereits einmal saniert hatte, wieder ausgebessert werden müsste. Und dazu, schrieb Weszkalnys, eigne sich doch das Millionen-schwere Förderprogramm "Barock trifft Moderne", mit dem die Ludwigskirche und deren Umfeld "aufgewertet" werden sollen.

Die Säule, die 141 Jahre alt ist, steht im Park neben der Staatskanzlei, also in unmittelbarer Nähe der Ludwigskirche. Aber alles Geld schon verplant? Das fand nicht nur Weszkalnys merkwürdig, sondern auch Friederike Fugmann vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung der rheinisch-westfälischen Hochschule Aachen. Sie gehörte zum Team, das die Bürgerbeteiligung beim Projekt moderierte und schrieb an Weszkalnys, dass die bei der Stadtteilkonferenz zum Projekt "vorgestellten Planungsspielräume" und die "Formulierungen der Oberbürgermeisterin auseinanderliegen". Anders formuliert: Wenn alle Dinge festgelegt sind, braucht man auch keine Bürgerbeteiligung.

Wenn sich später noch "finanzielle Möglichkeiten ergeben", greife sie den Vorschlag auf und empfehle dem Bund, der den Löwenanteil des Projekts bezahlt, die Sanierung, teilte Britz Weszkalnys mit. Man wolle zu einem "späteren Zeitpunkt" schauen, ob Geld übrig ist.

Offenbar ist keins übrig. Und dennoch wird die Wettersäule renoviert. Das teilte Stadtpressesprecher Thomas Blug auf SZ-Anfrage mit. Die Wettersäule sei zwar nicht Bestandteil des Projekts "Barock trifft Moderne". Sie werde aber "im Rahmen der regulären Unterhaltung von unserem Grünamt mit Bordmitteln saniert", sagt er. Schlosser der Grünamts-Werkstatt haben die beiden meteorologischen Messinstrumente - das Thermometer und das Barometer - bereits ausgebaut.

"Das Thermometer ist noch in Ordnung und soll gereinigt und bei Bedarf aufgearbeitet werden. Das Barometer ist nicht mehr funktionsfähig. Für die Reparatur und Aufarbeitung wird derzeit eine Fachfirma gesucht", sagt Blug. Beide Instrumente werden danach wieder in die Steinsäule eingesetzt. "Sie werden jedoch getauscht, sodass das Thermometer ständig im Schatten ist und zukünftig eine realistische Temperatur anzeigen wird", sagt Blug.

Ebenso soll die goldene Weltkugel auf der Säule wieder aufgearbeitet werden. "Alle Arbeiten finden in enger Kooperation mit den Denkmalschutz-Fachleuten in unserem Stadtplanungsamt und dem Landesdenkmalamt statt", versichert Blug.

 2016 trafen sich die historisch interessierten Saarbrücker Stefan Weszkalnys, links, und Manfred Hahn zum 140-Jährigen an der Wettersäule (Foto links), die historische Aufnahme (Foto Mitte) ist aus der Zeit um 1890 und zeigt die Wettersäule an ihrem ursprünglichen Standort in der Luisenanlage. Das Foto rechts zeigt die Säule nach der Umsetzung 1976. Fotos: Rolshausen/Stadtarchiv/barbian

2016 trafen sich die historisch interessierten Saarbrücker Stefan Weszkalnys, links, und Manfred Hahn zum 140-Jährigen an der Wettersäule (Foto links), die historische Aufnahme (Foto Mitte) ist aus der Zeit um 1890 und zeigt die Wettersäule an ihrem ursprünglichen Standort in der Luisenanlage. Das Foto rechts zeigt die Säule nach der Umsetzung 1976. Fotos: Rolshausen/Stadtarchiv/barbian

 „Non numero nisi serenas horas – Ich zähle nur die heit'ren Stunden“ steht unter der Sonnenuhr. Auch Hochwasserstände sind eingemeißelt und das Stadtwappen von Saarbrücken. Fotos: Rolshausen

„Non numero nisi serenas horas – Ich zähle nur die heit'ren Stunden“ steht unter der Sonnenuhr. Auch Hochwasserstände sind eingemeißelt und das Stadtwappen von Saarbrücken. Fotos: Rolshausen

1876 wurde die Säule am Saarufer in der Luisenanlage aufgebaut. Sie ist damit zusammen mit der in Bonn-Bad Godesberg die älteste Deutschlands. Die Anlage beziehungsweise das, was von ihr übrig geblieben war, musste Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre der Stadtautobahn weichen. Und mit ihr die Säule und ein Goethe-Denkmal, erzählt Weszkalnys. Der Sockel des Denkmals diente dann 1976 als Fundament für die Säule am neuen Standort. Die Seitenflächen wurden genau wie 1876 nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. In die steinerne Säule sind zwei Messinstrumente montiert: ein Thermometer und ein Barometer. Das Thermometer, stellte Weszkalnys bei näherer Betrachtung neulich fest, ist auf der Ostseite in den Stein eingelassen, das Barometer auf der Nordseite. "Es müsste umgekehrt sein. So kriegt das Thermometer nämlich zu viel Sonne ab", sagt er. Aber das wird ja nun korrigiert.

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