Stadt befreit Notrufsäule aus ihrem Schattendasein

Saarbrücken. Notrufsäulen haben schon viele Leben gerettet. Aber im Handyzeitalter fristen viele orangefarbene Helfer ein Schattendasein. Beispiel Saarbrücker Wildpark: An der dortigen Bushaltestelle war die Säule zugewuchert und von einem tristen Grün überzogen. Lothar Karst, der Vorsitzende des Vereins "Notruf Saar", sah in diesem Falle die Stadt Saarbrücken in der Pflicht

 Von Ästen umwuchert, fristete die Notrufsäule ein trauriges Dasein. Jetzt ist sie aber besser zu sehen. Foto: Becker&Bredel

Von Ästen umwuchert, fristete die Notrufsäule ein trauriges Dasein. Jetzt ist sie aber besser zu sehen. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Notrufsäulen haben schon viele Leben gerettet. Aber im Handyzeitalter fristen viele orangefarbene Helfer ein Schattendasein. Beispiel Saarbrücker Wildpark: An der dortigen Bushaltestelle war die Säule zugewuchert und von einem tristen Grün überzogen.

Lothar Karst, der Vorsitzende des Vereins "Notruf Saar", sah in diesem Falle die Stadt Saarbrücken in der Pflicht. Sie sei ja Eigentümerin des angrenzenden Grundstücks und könne mit einem Baumschnitt für freie Sicht auf die Säule sorgen. "Dort steht eine Kiefer, die die Notrufsäule überwuchert", sagt Karst. Trotzdem sei die Säule eine betriebsbereite Verbindung mit der Notrufzentrale der Polizei. Karsts Verein hat 1979 die Aufstellung der Notrufsäulen vorangetrieben. Damals war das Handy-Zeitalter noch fern. Und bei schweren Unfällen war die Säule wichtig, um die Retter zu alarmieren. Vor allem an den Autobahnen enstanden Ketten aus den Helfern in Orange.

Der Verein "Notruf Saar" sorgte aber auch im Saarbrücker Stadtgebiet und auf den Landstraßen für Notrufmöglichkeiten. 150 Säulen hat er aufstellen lassen. Inzwischen seien sie dem Innenministerium überlassen worden. "Wir sind nicht mehr für den Betrieb zuständig, werden aber dennoch die Stadtverwaltung anschreiben, um auf den Missstand am Wildpark hinzuweisen", so Karst.

Die Säulen hätten zwar nicht mehr die Bedeutung wie in den 1970er- und 80er Jahren. Dennoch habe man sie nicht abgebaut. "Es muss auch eine Notrufmöglichkeit für Menschen geben, die kein Handy dabeihaben oder die kein Mobilfunknetz finden", sagt er. Wo diese Netz-Lücken noch vorhanden seien, täten die Säulen heute noch gute Dienste, sagt Karst. "Wir haben mit verschiedenen Handys in unterschiedlichen Netzen die Netzdichte überprüft", sagt Karst. Das Ergebnis zeige, dass man auf die Notrufsäulen nicht verzichten könne. Die Stadt Saarbrücken reagierte auf die Kritik des Vereins sofort. "Wir werden nicht einmal prüfen, ob wir dort zuständig sind. Ein Mitarbeiter des Wildparks wird die Notrufsäule umgehend freischneiden", versprach Stadt-Pressesprecher Thomas Blug. Der uneingeschränkte Zugang zur Säule werde gewährleistet. Und die Stadt hat Wort gehalten, wie die inzwischen freigeschnittene Notrufsäule beweist. Nun steht sie wieder gut sichtbar bereit, im Notfall Helfer zu alarmieren.

Denn Anne Richter vom saarländischen Innenministeriums sagte, Notrufsäulen würden zwar nur noch selten genutzt. Pläne, sie deswegen abzuschaffen, gebe es aber nicht. bub

"Es muss auch eine Notrufmöglichkeit für Menschen geben, die kein Mobilfunknetz finden."

Lothar Karst

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