Ermittlungen laufen Christen-Gemeinde in Mettlach nach Sex-Vorwürfen pleite

Saarbrücken/Mettlach · Missbrauchsvorwürfe gegen früheren Leiter von „Stiftung Gemeinde ohne Mauern“. Angeblich auch Auslöser für Insolvenz.

Staatsanwalt bei Mettlacher Glaubensgemeinschaft
Foto: dpa/Carsten Rehder

  Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen einen früheren Leiter der sektenähnlichen „Stiftung Gemeinde ohne Mauern int.“ (Gom) mit Sitz im Mettlacher Ortsteil Wehingen haben angeblich die Pleite dieser Glaubensgemeinschaft ausgelöst. Offenbar nach Druck aus den eigenen Reihen soll der Ex-Gemeindeleiter sich selbst bei der Staatsanwaltschaft angezeigt haben. Pressestaatsanwalt Mario Krah bestätigte entsprechende Ermittlungen. Weitere Detailangaben, wie Zahl und Alter der Opfer sowie zu Tatorten, seien derzeit nicht möglich. Derweil hat die Religionsgemeinschaft von der etwa 250 Mitglieder im Saarland, meist in der Region Mettlach und Merzig, leben sollen, mitgeteilt, dass bereits am 24. Oktober beim Amtsgericht Saarbrücken Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt wurde. In der Pressemitteilung, in der kein direkter Ansprechpartner genannt wird, heißt es wörtlich: „Außerdem stehen gegen ein ehemaliges Leitungsmitglied Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs in mehreren Fällen im Raum. Ihm wurde fristlos gekündigt.“

G. war nach früheren Veröffentlichungen der Stiftung Pastor und leitete die Gemeinde. In der aktuellen Mitteilung heißt es weiter, in der Gemeinschaft werde mit dieser Angelegenheit so transparent wie möglich umgegangen. „Dabei war uns wichtig, alles zu tun, was der Aufklärung dient, den betroffenen größtmöglichen Schutz zu geben“. Weiter ist von „unverzeihlichen Vorfällen“ zu lesen. Für die „Gemeinde ohne Mauern“ stelle dies einen „erheblichen Glaubwürdigkeitsverlust dar, der nicht mehr zu heilen war. Wir sind sehr betroffen, dass die Taten einer einzelnen Person so umfassende Folgen für eine Gemeinschaft hat.“ Am Sonntag, 18, November, habe in Merzig-Hilbringen der letzte Gottesdienst von „Stiftung Gemeinde ohne Mauern stattgefunden“.

 Der Insolvenzverwalter Marc Herbert

Der Insolvenzverwalter Marc Herbert

Foto: Matthias Zimmermann

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Saarbrücker Anwalt Marc Herbert bestellt. Er sagte, die Glaubensgemeinschaft sei zahlungsunfähig, da das monatliche Spendenaufkommen von bislang 30 000 Euro auf jetzt fast null gesunken sei. Auslöser sei nach Angaben des Gemeindeleiters „ein unschöner Vorgang“. Spenden seien die einzige Einnahmequelle gewesen. Herbert geht davon aus, dass das Insolvenzverfahren zum 1. Dezember eröffnet wird und Gläubiger mit einer Quote von 100 Prozent rechnen können. Die Stiftung verfüge über Immobilienbesitz, etwa ein Gästehaus (Hotel) mit Tagungszentrum, das verwertet werden könne. Insolvenzantrag wurde auch für die Gom-GmbH gestellt, die als Pächter das Hotel betreibt. Hier ist der St. Wendeler Anwalt Christoph Goergen vorläufiger Insolvenzverwalter.

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