St. Wendeler Hospitalkirche in Not

Herr Martin, wann waren Sie zuletzt in der Hospitalkirche?Walter Martin: Ich weiß es nicht mehr, das ist schon viele Jahre her. Das hängt einfach damit zusammen, dass dort nur noch selten ein Gottesdienst angeboten wird. Deshalb glaube ich, dass diese Kirche immer mehr aus dem Bewusstsein der Gläubigen verschwindet

 In der Hospitalkirche konnte bei der Nacht der offenen Kirchen 2007 bei Licht und Klang meditiert werden. Auch in einer Jugendkirche würden sich solche Veranstaltungen anbieten. Foto: atb

In der Hospitalkirche konnte bei der Nacht der offenen Kirchen 2007 bei Licht und Klang meditiert werden. Auch in einer Jugendkirche würden sich solche Veranstaltungen anbieten. Foto: atb

Herr Martin, wann waren Sie zuletzt in der Hospitalkirche?Walter Martin: Ich weiß es nicht mehr, das ist schon viele Jahre her. Das hängt einfach damit zusammen, dass dort nur noch selten ein Gottesdienst angeboten wird. Deshalb glaube ich, dass diese Kirche immer mehr aus dem Bewusstsein der Gläubigen verschwindet. Sehen Sie eine Gefahr, dass das Gotteshaus eines Tages außer Dienst gestellt und profaniert werden könnte?Martin: Ja, so sehe ich das - sofern es uns nicht gelingt, eine neue, sinnvolle Nutzung dafür zu finden. Kirchen, in denen keine Gottesdienste mehr gefeiert werden, müssen ja nicht gleich abgerissen werden, wie das bei der Heilig-Geist-Kirche auf dem Tholeyerberg der Fall war. Es gibt viele Möglichkeiten, ihnen eine andere, sinnvolle Aufgabe zuzuteilen. Wie könnte Ihrer Meinung nach am Beispiel Hospitalkirche eine andere Nutzung aussehen?Martin: Zunächst müsste man die Hospitalstiftung, das Bistum, das Dekanat St. Wendel und die Pfarrei in ein Boot bekommen, um über die Zukunft dieser Kirche zu sprechen. Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass das Gotteshaus einmal eine Jugendkirche werden könnte. Allein schon deshalb, weil die Stiftung verschiedene Einrichtungen für die Jugendpflege unterhält. Jugendkirchen gibt es ja bereits in mehreren Städten Martin: In Deutschland und Österreich existieren schon 15 solcher Jugendkirchen. Eine davon ist die Kirche St. Elisabeth in Saarbrücken. Sie trägt den Titel eli.ja und wird von einer Projektgruppe mit Leben erfüllt.Was geschieht in dieser Saarbrücker Jugendkirche?Martin: Sie ist eine Anlaufstelle für alle interessierten Jugendlichen und für junge Erwachsene. In ihr können sich alle selbst einbringen. Auf diese Weise lernen Kirche und Jugend voneinander. Die Jugend hat der Kirche mindestens so viel zu sagen wie die Kirche der Jugend. In der Kirche eli.ja werden zum Beispiel Eventgottesdienste angeboten, Tanz- und Theaterworkshops, Projekttage mit Schulen und Taizé-Gebete, also ein buntes Feld katholischer Jugendarbeit. Allerdings muss jede Jugendkirche ihren eigenen Charakter haben und sich an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientieren. Jugend und Kirche - ist das nicht eine Erfindung der Neuzeit?Martin: Aber nein, es gibt genug Beispiele aus dem frühen und mittleren 20. Jahrhundert. Ich erinnere nur an den katholischen Theologen Romano Guardini und an seinen evangelischen Kollegen Dietrich Bonhoeffer. Beide haben es verstanden, die Jugend mit theologischen Themen und christlichen Lebensbeispielen zu faszinieren. Könnten Sie sich vorstellen, dass die eingangs erwähnten Institutionen, Stiftung, Bistum, Dekanat und Pfarrei, gemeinsam eine solche Jugendkirche unterstützen - so sie denn tatsächlich kommt?Martin: Das könnte ich mir gut vorstellen, und ich würde es mir auch wünschen. Aber sie müssten sich wirklich alle einbringen. Dabei denke ich nicht nur an die finanzielle Seite. Wäre es nicht die Aufgabe des Pfarrgemeinderates, sich des Themas Hospitalkirche anzunehmen?Martin: Wir werden darüber sprechen und das gleich nach den Sommerferien. Auf der nächsten Sitzung steht die Hospitalkirche auf der Tagesordnung.

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