Zwei Kandidaten fast im Gleichklang Vom Keltenpark zur Nordsaarlandstraße bis zur Schuldenbremse

Nonnweiler. Das Interesse war groß. 400 Bürger sind am Montagabend in die Kurhalle geströmt, um bei der gemeinsamen Podiumsdiskussion von Saarbrücker Zeitung und Saarländischem Rundfunk im Vorfeld der Bürgermeisterwahl in Nonnweiler am 27. März live dabei zu sein

Nonnweiler. Das Interesse war groß. 400 Bürger sind am Montagabend in die Kurhalle geströmt, um bei der gemeinsamen Podiumsdiskussion von Saarbrücker Zeitung und Saarländischem Rundfunk im Vorfeld der Bürgermeisterwahl in Nonnweiler am 27. März live dabei zu sein. Das Bewerber-Duo, Franz Josef Barth (SPD-unterstützt) und Rainer Haupenthal (CDU-unterstützt), stellte sich den Fragen der Moderatoren Stephan Deppen (SR) und Volker Fuchs (SZ) sowie des Publikums."Warum wollen Sie überhaupt Bürgermeister werden?", wandte sich SZ-Redakteur Volker Fuchs an beide Kandidaten. Was das Amt angeht, reizt es den 51-jährigen zweifachen Familienvater Barth, Verantwortung zu übernehmen. "Ich weiß um die Schwierigkeiten, aber auch um die Gestaltungsmöglichkeiten", meinte der Braunshausener. Diese gelte es für die gesamte Bevölkerung in der Gemeinde Nonnweiler wahrzunehmen. Inspiriert von seiner Situation als Parteiloser will der 45-jährige Haupenthal mit guten Argumenten über Parteigrenzen hinweg überzeugen. "All das, was eine lebens- und liebenswerte Gemeinde benötigt", will der ebenfalls zweifache Familienvater einbringen.

Kann ein Kandidat, der von einer Partei unterstützt wird, noch parteilos sein, oder ist er doch ein Teil der Partei?, so lautete eine weitere Frage. In der Gemeindepolitik, so Barth, solle die Parteistrategie eine untergeordnete Rolle spielen: "Ich will meine Entscheidungen zum Wohle der Gemeinde treffen. Diese Freiheit lasse ich mir nicht nehmen." Diese Freiheit habe er bei der SPD gefunden. Auch Haupenthal betonte, dass er sich nicht in irgendeine parteipolitische Bahn drängen lasse. Dafür zog er als Indiz sein Wahlplakat heran: "Dort ist kein Logo der CDU zu sehen. Darauf habe ich Wert gelegt."

Mit seinem Slogan "Einer von uns" , will er ausdrücken, dass Politik mehr von unten, aus Sicht der Bürger gemacht werden müsse. "Du und ich" , hat sich Barth auf seine Fahnen geschrieben. Es sei seine Vision, viele Leute zum Mitgestalten und Mitmachen für die Gemeinde zu bewegen.

Nahezu im harmonischen Gleichklang legten beide Bewerber ihre Standpunkte dar, bis Moderator Fuchs ein nur in Primstal verteiltes Flugblatt von Rainer Haupenthal ansprach. Dessen Überschrift: "Ein Primstaler als Bürgermeister". Das kritisierte Franz Josef Barth: "Wir alle bemühen uns schon im Gemeinderat, die Gemeinde zusammenzubringen." Mit dieser Überschrift treibe man einen Keil zwischen die Ortsteile. "Das ist Kirchturmdenken", so Barth. Er habe damit niemals bezweckt, einen Keil zwischen die Ortsteile zu treiben, entgegnete Rainer Haupenthal: "Wenn das so missverstanden wurde, tut es mir leid", sagte er. Ein Primstaler als Bürgermeister heiße ja nicht, ein Bürgermeister für Primstal.

Ähnlich stellen sich beide hingegen ihre organisatorische Arbeit als Bürgermeister vor. Vorschläge und Themen müssten im Vorfeld vorbereitet und ausgearbeitet werden, über die dann der Gemeinderat entscheide. Wichtig ist beiden eine möglichst große Bürgernähe und eine starke Einbindung der Ortsräte.

Auf Bürgernähe setzen die beiden Bewerber auch in der jetzigen Phase des Wahlkampfes durch ihre Hausbesuche. Große Wahlversprechen waren in Zeiten schmaler Gemeindekassen von beiden nicht zu vernehmen. Als erste Ziele will Barth eine DSL-Anbindung in allen Ortsteilen realisieren, ein Gebäudemanagement angehen, sowie eine Stärkung der Ortsräte herbeiführen. Auch bei der ebenfalls bürgerorientierten Politik von Haupenthal sollen viele Probleme und Rädchen ineinander greifen. Er wolle dort ansetzen, wo es nötig ist, und keinesfalls irgendwelche Prestigeobjekte realisieren.

Tourismus: Für Haupenthal "sehr wichtig", für Barth "der Wirtschaftszweig". Beide sprachen sich in aller Deutlichkeit dafür aus, dass die bestehenden touristischen Attraktionen in der Gemeinde weiter ausgebaut werden sollen. Barth befürwortete den Bau des Keltenparkes in drei Ausbauschritten. Dem pflichtete Haupenthal bei. Beide setzen sich zudem für die Attraktivitätssteigerung am Peterberg ein und kritisierten die geplante Konkurrenz zur Schalenrutschbahn, die das Land in Reden bauen will.

Wirtschaft: "Muss ausgebaut werden", so Haupenthal, für Barth "Chefsache und tragende Säule". In erster Linie, so Haupenthal, müssten die bestehenden Betriebe unterstützt werden und dabei zudem versucht werden, weitere Firmen anzusiedeln. Bei diesem Punkt stand bei beiden die Schaffung neuer Arbeitsplätze im Vordergrund. "Wir müssen aktiv das Gespräch mit den Betrieben suchen, und ein neues Unternehmerforum schnüren", lautete Barths Vorstellung.

Verkehr: Haupenthal und Barth sprachen sich vehement für den Bau der Nordsaarlandstraße aus. Die würde eine riesige Entlastung für Primstal bedeuten. "Der Verkehr in der Hauptstraße ist extrem", hat Barth bei seinen Hausbesuchen festgestellt. Der Primstaler Haupenthal wies darüber hinaus auf die ständigen Gefahren für die Kinder hin, denn die Hauptstraße sei auch der Schulweg.

Kinder, Familien und Senioren: 65 Krippenplätze sollen in der Gemeinde Nonnweiler bis zum Jahre 2013 entstehen. Das wollen Barth und Haupenthal auch verwirklichen. Einsetzen wollen sich beide für die Erweiterte Realschule Nonnweiler in Primstal. Momentan liegen dort ganze elf Anmeldungen fürs kommende Schuljahr vor. "Wir müssen fragen, wieso wird die Schule so wenig akzeptiert", meldete Haupenthal dringenden Handlungsbedarf an. Für Barth stellt sich die Frage, wie die Attraktivität der Schule gesteigert werden kann.

Demographischer Wandel: Für Barth das "zentrale Thema", für Haupenthal der "Toppunkt". "Hier hängt alles zusammen. Es ist ein Puzzle, das es zusammenzuhalten gilt", umschrieb Haupenthal. Gleichermaßen müsse man auf den drastischen Einwohner- und Geburtenrückgang reagieren wie die Mobilität von älteren Alleinstehenden und älteren Ehepaaren gewährleisten. "Auf die sich verändernde Altersstruktur kann man reagieren", meinte Barth. Er will einen Seniorenbeirat ins Leben rufen und die Infrastruktur in den einzelnen Dörfern stärken.

Finanzsituation: Zum ersten Mal greift die Schuldenbremse im Gemeindehaushalt. Barth will nicht sinnvolle Ausgaben vermeiden. Sein Wunsch: höhere Einnahmen. Alle neue Investitionen will er daraufhin überprüfen, welche Folgekosten sie noch haben. Sparen ist auch für Haupenthal das erste Gebot. Sein Credo: Ausgaben und Investitionen nur mit Sinn und Verstand tätigen. frf

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