St. Wendel jazzt Orient, Okzident und ein Hauch von Kuba

St Wendel · Umfangreiches Programm der Jazztage steht am kommenden Wochenende in St. Wendel an.

Ana Carla Maza tritt in St. Wendel auf.

Foto: Persona Editorial

Die 32. Auflage des internationalen Musikfestivals WND Jazz ist eröffnet. Am vergangenen Sonntag zog das Trio Favo 3 beim Prolog-Konzert auf der Bühne des Kurhauses auf dem St. Wendeler Harschberg bereits sämtliche Register und wärmte das Publikum mit einem magischen Tanz zwischen menschlicher Stimme und atemberaubender Holzblasinstrumenten. Neben Eigenkompositionen präsentierte das Trio unter anderem Bearbeitungen von Piazolla, Beatles und Bach.

Am kommenden Wochenende nun startet das Musikfestival so richtig durch. Unter dem Motto „Vom Okzident zum Orient“ stehen sich von Freitag bis Sonntag an jedem Abend zwei Projekte aus West und Ost gegenüber – oder stehen sie zusammen? Wie immer kommt es auf den Blickwinkel an. Am kommenden Freitag, 15. September, spielt jedenfalls ab 20 Uhr das Renaud Garcia-Fons Trio aus Frankreich im städtischen Saalbau auf. Der Solist Renaud Garcia-Fons gilt als absoluter Vorreiter in der Welt des Kontrabasses, teilt der Jazz-Förderkreis (JFK) St. Wendel als Veranstalter der Musiktage mit. „Sein Bogenspiel, seine innovative Beherrschung des Spiccato und sein eigens entwickelter fünfsaitiger Kontrabass haben ihm weltweite Anerkennung eingebracht“, heißt es weiter.

Um 21.30 Uhr spielt an selber Stelle das Arifa Quartett. „Der Vierer nimmt den Zuhörer mit auf eine atemberaubende musikalische Reise entlang der jahrhundertealten Handelsroute der Donau. Die Donau war noch nie so bunt“, schwärmt der JFK-Vorsitzende Ernesto Urmetzer. Mit ihren Arrangements und Kompositionen würden sie erkunden, was sie verbindet. Musikalisch verstehen sie sich als Brückenbauer zwischen Orient und Okzident, mit reichhaltigen Zutaten aus traditionellen türkischen und balkanischen Klängen. Die vier Musiker umschiffen die Klischees von Jazz und Weltmusik auf einem Kurs zu atemberaubenden Aussichten.

Am Samstag, 16. September, präsentiert der international renommierte Pianist und Komponist Christian Pabst, aufgewachsen im Saarland, sein neues Album „The Palm Tree Line“. „Das ist Musik, die nur zwischen dem 44. Grad Nord und dem 44. Grad Süd geschrieben werden konnte“, heißt es dazu vom Veranstalter. Die Besucher dürfen sich demnach auf italienische Filmmusik freuen. Aber auch klassische Musik aus Kuba haben Pabst und seine drei Mitspieler drauf, ebenso Popularmusik aus Mexiko bis hin zu von diesen Orten inspirierte Eigenkompositionen.

Um 21.30 Uhr betritt dann das Isfar Sarabski Quartett aus Aserbaidschan die Bühne des Saalbaus. „Ein Komet am Pianisten-Himmel“, heißt es dazu in der JFK-Ankündigung. Isfar Sarabski ist ein Pianist mit Weltruhm aus Baku. Seine Musik verbindet Klassik, Jazz und aserbaidschanische Mugham-Musik. Seinem fulminanten Jazz-Trio fügte er die Langhalslaute Tar hinzu. Sarabski vermag es, mit Leichtigkeit Tschaikowsky und Coltrane zu zitieren, um dann nahtlos in einen mächtigen Blues zu verfallen. Er spielt mit der Power von GoGo Penguin und der klassischen Virtuosität eines Lang Lang.

Eine spanisch-kubanische Nacht steht dann zum Abschluss am Sonntag, 17. September, an. Zunächst um 18 Uhr mit Ana Carla Maza. Mazas Cello-Spiel ist nach Angaben des Veranstalters virtuos, ihr Gesang mitreißend. Dabei sei sie nicht nur eine exzellente Musikerin, sondern auch eine echte Entertainerin, die das Publikum mitnehme und karibisches Flair und geballte/pure Lebensfreude versprühe. Ihre Energie übertrage sich unmittelbar auf das Publikum.

Ana Carla Maza wurde 1995 im Bahia-Viertel von Havanna in eine Musikerfamilie geboren. Mit fünf Jahren begann sie, Klavier zu spielen. Ihre Eltern bauten eine Musikschule auf. Sie lernte die Rumba und die musikalischen Zeremonien der Santeria kennen. Mit acht Jahren begann sie Cello zu spielen, mit zehn Jahren hat sie ihren ersten Aufritt in Havanna. 2007 verließ ihre Familie Kuba und zog nach Spanien. Mit 13 Jahren nahm sie an ersten Musikwettbewerben teil, spielte Tschaikowsky und Saint-Saëns als Solistin in einem Symphonieorchester.

Um 19.30 Uhr treten schließlich Michael Olivera & The Cuban Jazz Syndicate 6tet auf. Michael Olivera will mit seinem Sextett komplexe Rhythmen, Harmonien und himmlische Melodien bieten. Die bestens eingespielte Band kreiere einen spannenden Mix aus afrokubanischer Musik, zeitgenössischem Jazz und Flamenco, heißt es in der Ankündigung. Packende Improvisationen wechselten überraschend zu traditionellen Songs, die wiederum in originellen Arrangements verarbeitet würden. Jeder einzelne Musiker verfüge fast beiläufig über atemberaubende Virtuosität. Dabei verlieren sie nie den Bezug zum traditionellen Background, dem sie einen hohen Stellenwert verleihen und kubanische Folksongs mit natürlicher Überzeugung und unbändiger Freude präsentieren.

Michael Olivera studierte klassische Perkussion an der Escuela Nacional de Arte in Havanna. Schon in jungen Jahren begann seine Karriere. Im Alter von 26 Jahren zog er nach Madrid. Olivera sei eng mit der Madrider Jazzszene verbunden und einer der wichtigsten Schlagzeuger der aktuellen Musikszene. Er hat mehr als 60 Platten aufgenommenen, zwei eigene Alben produziert und mit hunderten Projekten auf allen wichtigen Festivals weltweit gespielt, mit Quincy Jones, Alfredo Rodriguez, Paquito de Rivera, Sting, Tomatito.