Wird der Straßenzug jemals seine Bahnen ziehen?

Gonnesweiler. Das haben sich Anja und Reinhold Kirsch anders vorgestellt: Das Paar aus Gonnesweiler - anfangs stolze Besitzer einer mit einem Automotor betriebenen Bimmelbahn - wollten den Tourismus im St. Wendeler Land attraktiver machen. Mit ihrem wegen der Farbe Rote Emma genannten Zug sollten Besucher durch die idyllische Landschaft chauffiert werden

 Landrat Udo Recktenwald, Anja und Reinhold Kirsch sowie Nohfeldens Bürgermeister Andreas Veit (von links) posierten vor einem Jahr gemeinsam vor der Bimmelbahn in Bosen - hoffnungsvoll, dass es bald mit den Fahrten losgeht. Foto: SZ

Landrat Udo Recktenwald, Anja und Reinhold Kirsch sowie Nohfeldens Bürgermeister Andreas Veit (von links) posierten vor einem Jahr gemeinsam vor der Bimmelbahn in Bosen - hoffnungsvoll, dass es bald mit den Fahrten losgeht. Foto: SZ

Gonnesweiler. Das haben sich Anja und Reinhold Kirsch anders vorgestellt: Das Paar aus Gonnesweiler - anfangs stolze Besitzer einer mit einem Automotor betriebenen Bimmelbahn - wollten den Tourismus im St. Wendeler Land attraktiver machen. Mit ihrem wegen der Farbe Rote Emma genannten Zug sollten Besucher durch die idyllische Landschaft chauffiert werden. Ein Pluspunkt für den Fremdenverkehr, dachten sie. Doch mittlerweile wich der Stolz über den Bahn-Erwerb Frust und Wut. Anja Kirsch: "Wir haben eine Menge Geld investiert: 10 000 Euro in den Kauf und mittlerweile die gleiche Summe in Anträge bei Behörden, für Versicherungen und Anwaltskosten." Aber unterwegs ist das Gefährt bis heute nicht. Denn: Es fehlt die nötige Genehmigung aus dem St. Wendeler Landratsamt. Trotz Tüv-Prüfsiegel. Kirsch ist verbittert - und überzeugt: "Der zuständige Mann im Amt führt einen persönlichen Krieg gegen uns." Wen Anja Kirsch so harsch attackiert, ist Paul-Werner Schneider, Chef des Straßenverkehrsamts beim Landkreis in St. Wendel. Er ist für den Fall zuständig und weist seit Jahresbeginn die Erlaubnis ab. Schneider verweist aufs Personenbeförderungsgesetz: "Wir überprüfen Strecken auf Sicherheit. Wenn sie für Passagierfahrten mit Zugmaschinen nicht geeignet sind, gibt es keine Genehmigung."Keine Bedenken haben offensichtlich Beamte im Nohfelder Rathaus. Die stellten am 26. Mai den Kirschs einen Fahrgast-Beförderungsschein aus, teilte Bürgermeister Andreas Veit (CDU) mit. "Wir haben keine Probleme, das zu erlauben." Er begrüße es, die "Rote Emma für touristische Zwecke rund um den Bostalsee zu nutzen". Doch die Entscheidung liege beim Landratsamt. Das Umweltministerium in Saarbrücken erteilte eine Zulassung für den Straßenverkehr. Jedoch eingeschränkt: So dürfe der Straßenzug keine Wege mit mehr als zehn Prozent Steigung befahren. Bei Schnee und Eis müsse er stehen bleiben, berichtet Kirsch. Schneider kennt das Schriftstück und bestätigt. Anja Kirsch: "Dann wollen wir ihn sowieso nicht nutzen. Wir haben ein Saisonkennzeichen April bis Oktober."Schneider verweigere eine Genehmigung mit Hinweis auf die Gefahr, die Bimmelbahn könne stürzen. Kirsch entrüstet: "Das ist absoluter Blödsinn!" Schneider im Landratsamt über seine grundlegende Haltung zu solchen Bahnen, ohne auf den aktuellen Fall einzugehen: "Angehängte Wagen sind nicht so sicher wie ein Bus. Sie sind offen, es gibt keine Einzelsitzplätze."Kirsch weiter: Schneider argumentiere mit der Höchstgeschwindigkeit von 19 Stundenkilometern, was den Verkehr auf Landstraßen behindere. Kirsch: "Und was ist mit Traktoren? Stören die etwa nicht? Da sagt keiner was." Schneider generalisiert: "Es geht uns um die Sicherheit der Fahrgäste. Wenn solch ein Zug eine Straße quert und ein Lkw die Waggons erfasst, haben die Mitfahrenden keine Chance."Der Mann vom Kreisamt bietet in Kirschs Fall an: "Eine Genehmigung für Fahrten auf dem Weg um den Bostalsee könnten wir erteilen." Das Paar beantragte nach eigenen Angaben, verschiedene Feldwege und Nebenstrecken im Landkreis zu nutzen - ohne Seerundweg. Und eben das will das Landratsamt aus Sicherheitsgründen nicht. Kirschs legten über einen Homburger Anwalt Widerspruch ein. Das Verfahren läuft zurzeit.Interessant am Rande: 2009 ließen sich Landrat Udo Recktenwald (CDU) und Nohfeldens Bürgermeister Veit mit Kirschs vor der Roten Emma ablichten. Damit gaben sie ein Signal, den Tourismus gemeinsam im St. Wendeler Land stärken zu wollen. Das Foto stellte die Gemeinde bereit. "Der zuständige Mann im Amt führt einen persönlichen Krieg gegen uns."Zugbesitzerin Anja Kirsch

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