"Wir brauchen funktionierende Ökosysteme"

St. Wendel. Die Natur ist bedroht. Nicht nur im Saarland und in Deutschland, sondern in der ganzen Welt. Das weiß heute jeder. Wenn nicht gegengesteuert wird, endet die Welt eines Tages in einer Katastrophe. "Die Natur braucht den Menschen nicht. Aber der Mensch braucht die Natur

St. Wendel. Die Natur ist bedroht. Nicht nur im Saarland und in Deutschland, sondern in der ganzen Welt. Das weiß heute jeder. Wenn nicht gegengesteuert wird, endet die Welt eines Tages in einer Katastrophe. "Die Natur braucht den Menschen nicht. Aber der Mensch braucht die Natur." Diesen Satz prägte die Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium Astrid Klug, als sie am Dienstag die Ausstellung "Biologische Vielfalt" in der St. Wendeler Stadt- und Kreisbibliothek eröffnete. Was die Rednerin an aktuellen Daten und Fakten auf den Tisch legte, war ebenso erstaunlich wie erschreckend. Das große Artensterben auf der Erde - sie sprach von derzeit 16000 Arten auf der so genannten Roten Liste - gefährde die Menschheit, weil sie von ihnen abhängig sei. "Jede ausgestorbene Art nimmt auch ihre Geheimnisse mit ins Grab", stellte Klug fest und nannte dazu ein Beispiel. Den Magenbrüterfrosch, der seinen Nachwuchs im Magen heranzieht, gibt es nicht mehr. Dabei hätte er den Wissenschaftlern wichtige Erkenntnisse für das Heilen von Magenkrankheiten bei den Menschen liefern können. Wenn der Klimawandel in den nächsten 100 Jahren nicht aufgehalten werde, würden 30 Prozent der Tiere aussterben. Dann müssten die Dienstleistungen der Natur für teures Geld künstlich erzeugt werden. Wissenschaftler aus Amerika hätten ausgerechnet, dass das allein bei den nicht mehr vorhandenen Naturschutzgebieten in der Welt jährlich fünf Billionen Dollar kosten würde. Datenbank des Lebens"Deshalb brauchen wir funktionierende Ökosysteme in ihrer ganzen Vielfalt", sagte die Abgeordnete. "Die Menschen müssen endlich aufhören, diese Artenvielfalt zu zerstören, denn es geht um ihr eigenes Überleben. Die Vielfalt ist die Datenbank des Lebens. Sie ist wie ein Handbuch, aus dem der Mensch täglich eine Seite herausreißt." Der Beigeordnete der Stadt St. Wendel, Günter Jung, hob hervor, dass sich die Stadt seit Jahren bemühe, die Ökosysteme intakt zu halten. Es gebe mehrere Naturschutzgebiete und eine naturnahe Waldwirtschaft. An Fördermaßnahmen nannte er das Pflanzen von Obstbäumen und die geglückte Renaturierung der Oster. Die Ausstellung "Biologische Vielfalt" durch zwölf saarländische Bibliotheken laufen zu lassen - der Start dazu ist in St. Wendel - sieht die Staatssekretärin im saarländischen Ministerium für Bildung, Familie, Frauen und Kultur, Susanne Reichrath, als eine gute Initiative an. "Die Bibliotheken werden jährlich von einer Million Menschen besucht." Das Land fördert die Ausstellung mit 5200 Euro. Das Projekt kam hauptsächlich deshalb zustande, weil sich die St. Wendeler Bibliothek für die Organisation stark machte. Ihr Leiter Dieter Mertes sprach von einem erfolgreichen Bemühen, der biologischen Vielfalt im Saarland mehr Interesse zu schenken. Daniela Rössler sang, begleitet von Thomas Lehmann, zwischen den Wortbeiträgen Lieder zur Umwelt, zum Beispiel "Es gibt keine Maikäfer mehr". Die Medien zur biologischen Vielfalt sind bis 6. Juni ausgestellt. Sie umfassen Naturbücher für jedes Alter, Filme, Frage- und Antwortspiele sowie Quizkarten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort