Wie Tanne und Reh den Kopf verloren

Werschweiler. Rita Maier (Sylvia Schmidt) hat sich für den Vormittag des Heiligen Abend zwei Männer gewünscht, die bei den Weihnachtsvorbereitungen mit anpacken, zum Beispiel den Christbaum schmücken und die Weihnachtsgans stopfen

 Werner Faak und Thomas Thiel (von links) in Aktion. Foto: B & K

Werner Faak und Thomas Thiel (von links) in Aktion. Foto: B & K

Werschweiler. Rita Maier (Sylvia Schmidt) hat sich für den Vormittag des Heiligen Abend zwei Männer gewünscht, die bei den Weihnachtsvorbereitungen mit anpacken, zum Beispiel den Christbaum schmücken und die Weihnachtsgans stopfen. Aber Ehemann Anton (Thomas Thiel) und Sohn Markus (Mike Recktenwald) liegen im Wohnzimmer noch im "Koma", weil die Weihnachtsfeier bis in die Morgenstunden gedauert hat. So sehr die Frau des Hauses auch schimpft und damit droht, Weihnachten platzen zu lassen, wenn sie keine Hilfe bekommt: Die beiden verkaterten Männer kommen nicht in die Gänge. Nach und nach baut sich beim Publikum, das sich den Schwank der Theaterfreunde "Ach, du Fröhliche" im Gemeindehaus ansehen will, eine Spannung auf. In der vergangenen Nacht muss sich einiges zugetragen haben. Aber was? Die Handlung stochert zunächst im Nebel herum und lässt Raum für Spekulationen. Das steigert die Neugierde der Besucher ungemein. Wie kommt das blutige Taschentuch in Antons Hosentasche? Wie das mit Blut verschmierte Beil auf die Couch?Das Beil auf der CouchNoch verwirrender wird die Geschichte, als der Nachbar Theo Kanter (Martin Simon) hereinschneit und den Diebstahl seiner Weißtanne beklagt. Mal heult er hemmungslos, mal gibt er sich cholerisch. Geschickt wissen Anton und Markus den Baum, der bereits in ihrer Stube steht, Kanters Blicken zu entziehen. Zu allem Überfluss kommen Antons Schwager Karl-Otto (Werner Faak) und Schwägerin Agathe (S. Müller) auf Besuch. Er trägt einen blutgetränkten Kopfverband, während sie mit einem theatralischem Gehabe durch die Wohnung schwirrt. Nun weiß das Publikum überhaupt nicht mehr, was hier gespielt wird. Von der alten Dorfratsch Martha Strecker (Doris Groß), die mehrmals die Szene betritt und mit allen herumstreitet, erhofft man sich Informationen, weil sie Tag und Nacht von ihrem Fenster aus alles ausspioniert. "Ich hann die Naachd genuch mitkrett", orakelt sie herum. Ins Detail geht sie jedoch nicht. Deshalb bleibt der Ablauf bis zum letzten Akt spannend.Den Schlüssel für die Lösung aller Ereignisse hat Markus' Verlobte Sabine (Tanja Schmidt) in der Tasche. "Ich war die ganze Nacht dabei, ich bin schließlich gefahren", offenbart sie sich und setzt als einzig Stocknüchterne die durchgesickerten Einzelheiten der Nacht wie bei einem Mosaik Stück für Stück zusammen. Dass ihr bei der Heimfahrt im Kirchenwald ein Reh ins Auto springt, haben die Insassen Anton, Markus, Theo und Karl-Otto im besoffenen Kopf offenbar nicht mitbekommen. Auch nicht, dass sie vorher in Karl-Ottos Juwelierladen Weihnachtsgeschenke kaufen wollen und dabei die Alarmanlage auslösen. Und nicht, dass sie den beim Unfall abgetrennten Rehkopf vergraben und zu guter Letzt auch noch Theos Weißtanne abschlagen.Zu allem Unglück gibt es bei den Aktionen blutende Wunden. Nun erst kann sich das Publikum zusammenreimen, welche Arbeit die abgeklärte Sabine mit den vier "Besoffskis" hatte, ohne dabei die Nerven zu verlieren. Am Ende ist so ziemlich alles geglättet - nur die Weihnachtsgans in der Backröhre ist verschmort. Ein Schwank, bei dem ein Höhepunkt den anderen jagt und die Schauspieler dem Leben im Alltag sehr nahe kommen. So hätte es sich wirklich zutragen haben können - zum Beispiel in Werschweiler.

Auf einen BlickDie Personen und ihre Darsteller: Anton Maier (Thomas Thiel), Rita Maier (Sylvia Schmidt), Markus Maier (Mike Recktenwald), Karl-Otto Edelstein (Werner Faak), Agathe Edelstein (S. Müller), Martha Strecker (Doris Groß), Theo Kanter (Martin Simon), Sabine (Tanja Schmidt), Souffleusen Elfi Linxweiler und Dagmar Cullmann, Textbearbeitung in Mundart Heini Müller, Maske Angelika Bolley und Dagmar Cullmann, Regie Liesel Rietz. gtr