Wer bringt künftig die Grundschüler unter?

Marpingen. Bereits bevor der Koalitionsvertrag der neuen Saar-Landesregierung von den Beteiligten von CDU, FDP und Grüne unterzeichnet worden war, hagelte es - wie zu erwarten war - Kritik seitens der Opposition an diesem Werk. Jetzt liegen die Vereinbarungen endgültig vor, und die Gegner nehmen sich jetzt Punkt für Punkt daraus vor

Marpingen. Bereits bevor der Koalitionsvertrag der neuen Saar-Landesregierung von den Beteiligten von CDU, FDP und Grüne unterzeichnet worden war, hagelte es - wie zu erwarten war - Kritik seitens der Opposition an diesem Werk. Jetzt liegen die Vereinbarungen endgültig vor, und die Gegner nehmen sich jetzt Punkt für Punkt daraus vor. Ganz oben auf der großen Liste der Beanstandungen sind die Koalitionsaussagen zu den Finanzen, insbesondere der Städte und Gemeinden. Als erste im Landkreis St. Wendel bezog die SPD in Marpingen Stellung dazu. Deren Vorsitzender im Gemeinderat, der 25-jährige Volker Weber (Foto: SZ), befürchtet Schlimmes für die mit aktuell rund 15 Millionen Euro in der Kreide stehenden Kommune. "Bereits in den letzten Jahren haben die Kommunen immer weniger Geld zur Verfügung gestellt bekommen. Jetzt sollen durch den neuen Koalitionsvertrag die Kommunen weiter bluten", will er dem Saarbrücker Koalitionsvertrag entnehmen. Rückendeckung bekommt er von Marpingens Bürgermeister und Parteikollege Werner Laub (60, Foto: dia-saar.de): "Der Koalitionsvertrag setzt kein positives Signal." Denn über die Finanzausstattung der Städte und Gemeinden im Land solle demnach neu nachgedacht werden. Dass dies ein Plus in den Kassen der ohnehin schon angeschlagenen Kommunalverwaltungen zur Folge haben wird, wagt Laub (60) zu bezweifeln.Schlimmeres noch befürchtet Volker Weber mit Blick auf die von der Landesregierung geplanten Reform des Schulordnungsgesetzes. Das sieht vor, die Grundschulzeit um mindestens ein Jahr zu verlängern. Hintergrund: Die Grundschulen werden von den Kommunen finanziert. Bleiben die Schüler länger in diesen Einrichtungen, bedeute das laut Weber auch Mehrausgaben für Marpingen. Hier müsse klar sein, dass das Land einen finanziellen Ausgleich schaffen muss. "Wir stehen auf dem Standpunkt: Wer fordert, bezahlt auch."Um Schülern aber lange Fahrten zu Schulen zu ersparen, könne er sich eine Zusammenarbeit mit der Gesamtschule in Marpingen vorstellen. Hier würden durch den längeren Verbleib der Kinder in den Grundschulen Kapazitäten, sprich: Klassenräume, frei, die so genutzt werden könnten. Dies stelle auch eine kostengünstigere Variante dar. Die Schuldebatte sorge viele Eltern seiner Gemeinde, sagt der Fraktionschef Volker Weber. Deshalb verlange er Planungssicherheit. Weber: "Es darf aber keine Hauruck-Ation mehr geben wie bei der Einführung des achtjährigen Gymnasiums." "Wir stehen auf dem Standpunkt: Wer fordert, bezahlt auch."Volker Weber, SPD-Fraktionschef im Marpinger Gemeinderat"Der Koalitions- vertrag setzt kein positives Signal."Werner Laub (SPD), Marpingens BürgermeisterMeinung

Eltern brauchen Klarheit

Von SZ-Redakteur Matthias Zimmermann Erst kamen Grundschulschließungen, dann wurde die Unterrichtszeit an den Gymnasien verkürzt. Jetzt steht erneut eine Reform an, wieder bei den Grundschulen: Ein weiteres Jahr soll Schülern und Eltern helfen, sich für die angemessene weiterführende Schule zu entscheiden. Bis es so weit ist, müssen sich aber Landesregierung, Landkreise und Kommunen erst einmal einig werden, wer die Kosten dafür übernimmt. Eltern und Schülern sollte das egal sein, aus welchem Steuertopf das Geld dafür fließt. Egal ist ihnen allerdings nicht, wenn die geplante Reform unklar bleibt. Daran müssen die Politiker zu allererst denken. HintergrundAuszug aus dem Koalitionsvertrag für die 14. Legislaturperiode (2009 bis 2014) des saarländischen Landtags zwischen CDU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen (in diesem Abschnitt geht es um die angestrebte verlängerte Grundschulzeit): Neben der Verankerung des gemeinsamen Lernens bereits im vorschulischen Bereich wird das gemeinsame Lernen aller Kinder eines Jahrgangs über die bisherige Grundschulzeit hinaus um ein weiteres Jahr verlängert. So wird künftig in der neuen Jahrgangsstufe fünf, aber auch in der Jahrgangsstufe vier der Unterricht sowohl von Grundschullehrkräften als auch von Lehrerinnen und Lehrern aus allen weiterführenden allgemeinbildenden Schulformen durchgeführt. Durch Differenzierung und Individualisierung des Lernens soll sichergestellt werden, dass alle Kinder nach ihrem individuellen Lern- und Leistungsvermögen gefördert und gefordert werden. ·Die Klassenstufen vier und fünf werden als pädagogische Einheit gesehen. Der Klassenverband bleibt beim Übergang von der vierten in die fünfte Klasse erhalten. Die Lehrpläne beider Klassenstufen sind zu überarbeiten. Auch der Unterricht in der fünften Klassenstufe erfolgt am Grundschulstandort, oder, wenn die räumlichen Voraussetzungen dies nicht erlauben, an einem wohnortnahen Standort einer weiterführenden Schule. Die Festlegung des Standortes der fünften Klasse erfolgt im Rahmen der integrierten Schulentwicklungsplanung. · Auf Grund der notwendigen Überarbeitung der Lehrpläne, der Organisation des schulformübergreifenden Lehrereinsatzes sowie der Klärung der Schulstandortfragen des fünften Grundschuljahres soll die Einführung des neuen Systems erstmals mit dem Eintritt in die vierte Grundschulklasse zum Schuljahr 2011/2012 erfolgen und dann aufwachsen. (Quelle: Koalitionsvertrag) red

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