Ein Wochenrückblick von Thorsten Grim Dann kaufen wir halt ein neues Haus
Schon Mäuse auf dem Speicher oder doch nur Dachschaden? SZ-Redakteur Thorsten Grim simmeliert.

Unter meinem Dach krischbelt und schrubbelt es. Aber nicht, als hätte ich die berüchtigten Mäuse auf dem Speicher. Vielmehr ist es so, dass ich einen kleinen Dachschaden habe. Jeder, der jetzt sagt, „das wusste ich schon lange“, dem sei entgegnet: Ich meine das nicht im übertragenen Sinne, sondern ganz wirklich. Und jetzt sind die Dachdecker am Werk und reparieren unsere wundgeschlagene Behausung. Währenddessen sitze ich unweit von ihnen in meinem Schreiberling-Kämmerchen und simmeliere vor mich hin. Uns hat der stramme Wind, der am Mittwoch durch das St. Wendeler Land gefegt ist – viel mehr war der angekündigte Sturm Gott sei Dank ja nicht – dennoch Ziegel vom Dach geweht. „Tja, Papa. Das ist halt schon älter, das Haus“, versuchte unser vierjähriger Filius mich beim Anblick der am Boden zerschmetterten roten Ziegel zu trösten. Das gelang ihm zwar nicht ganz, war aber dennoch treffend festgestellt. Und während ich überlegte, was das nun wieder kostet und dass schnellstmöglich ein Dachdecker her muss, um das Ganze zeitnah zu reparieren, damit der Schaden nicht noch größer wird, empfahl mein Sohnemann: „Am besten, Ihr kauft euch ein neues Haus, wo das Dach noch besser ist.“ Herrlich, wenn man die Welt mit Kinderaugen betrachten kann. Wie diese Milliardäre, die sich einen Wettlauf ins All liefern. Ich habe ja gelesen, dass zumindest einige von ihnen zu denen gehören, die das Heil der Menschheit darin sehen, extraterrestrische Kolonien zu bilden. Ist ja auch einfacher, mit viel, viel Geld einen erdähnlichen Planeten zu suchen – oder auf einem eigentlich unbewohnbaren eine erdähnliche Umgebung zu schaffen – und dann diesen zu plündern, als auf unsere Erde acht zu geben und nachhaltig mit ihr und den Ressourcen, die sie uns schenkt, umzugehen. Oder zu versuchen, Schäden auszubessern, damit es nicht noch schlimmer wird. So, ehe ich jetzt weiter in gedankliche (Un-)Tiefen gerate, lege ich den Griffel nieder und spaziere unauffällig durch unsere Nachbarschaft. Mal schauen, wo das Dach besser ist als bei uns. Schönes Wochenende.