Inklusives Schülerfest Wenn die Berührungsängste verschwinden

St. Wendel/Kusel · Familienhilfestelle der Lebenshilfe St. Wendel feiert Inklusionsfest mit Kuseler Schülern.

 Eingespieltes Team: Die Kusler Familienhilfestelle der St. Wendeler Lebenshilfe und die Schüler der Realschule plus aus Altenglan organisieren jedes Jahr das inklusive Schülerfest an der Kuseler Paul-Moor-Schule.

Eingespieltes Team: Die Kusler Familienhilfestelle der St. Wendeler Lebenshilfe und die Schüler der Realschule plus aus Altenglan organisieren jedes Jahr das inklusive Schülerfest an der Kuseler Paul-Moor-Schule.

Foto: Sarah Schmitt

Morgens um halb acht geht es los. Noch vor Schulbeginn treffen sich die 27 Zehntklässler der Realschule Altenglan mit Mitarbeitern der Lebenshilfe St. Wendel an der Paul-Moor-Schule für ganzheitliche Entwicklung. So früh sind Schüler gemeinhin selten an einem Unterrichtsort. Doch dieser Tag ist ein besonderer im Schuljahr. Das inklusive Schülerfest steht an und will vorbereitet werden. Zunächst wird besprochen, wer was und wo macht, dann geht es ans Werk. Spielstationen werden aufgebaut, Brötchen geschmiert, Kuchen geschnitten und die Tische gedeckt. Als Deko kommt auf jeden Tisch ein Papp-Blümchen, gebastelt von Schülern der Paul-Moor-Schule. Auf diese gehen Kinder und junge Erwachsene, die in ihrer geistigen Entfaltung Probleme haben.

Kurz vor halb zehn sind die Vorbereitungen abgeschlossen. In wenigen Minuten werden sich Aula und Außengelände füllen, die ersten Gäste sind bereits im Anmarsch. Von der benachbarten Kuseler Grundschule kommen Kinder und Lehrer, auch die Schüler der Jakob-Muth-Schule mit den Förderschwerpunkten Lernen und Sprache mit ihren Pädagogen sind geladen. Insgesamt 350 Kinder, Lehrer und Mitarbeiter der Familienhilfestelle der St. Wendeler Lebenshilfe werden gemeinsam die Vormittagsstunden verbringen. Werden spielen, sich kennenlernen und Spaß haben. Dazu braucht es Laufzettel, von denen jedes Grund- oder Förderschulkind einen ausgehändigt bekommt. Mit dem geht es auf Spiele-Tour. Die einzelnen Stationen werden von den Schülern der Altenglaner Realschule betreut, im Angebot sind beispielsweise Sackhüpfen, Eierlaufen, Spiele mit Fußbällen, Schaumkusswettessen und dergleichen mehr.

Die an jeder Station erreichte Punktzahl wird auf dem Laufzettel notiert, am Ende wird alles zusammengezählt. „Und am Abend kann dann jedes Kind seinen Eltern daheim zeigen, was es alles gemacht und geschafft hat an diesem Tag“, sagt Sarah Gregorius. Vonseiten der Familienhilfestelle zeichnet Gregorius für das Inklusionsfest – das in diesem Jahr seine fünfte Auflage erlebte – federführend verantwortlich. Warum das Fest seinerzeit ins Leben gerufen wurde? „Es geht darum, dass sich die Kinder kennenlernen, so verschieden sie auch sein mögen, und gemeinsam ein paar schöne Stunden verbringen“, erläutert Gregorius das Konzept. Ziel sei es letztlich, mögliche Berührungsängste zwischen Behinderten und Nichtbehinderten abzubauen.

Und das funktioniert, wie an diesem Tag zu sehen ist. Etwa beim Sackhüpfen, wenn ein Altenglaner Realschüler einem Kind der Paul-Moor-Schule den Hüpfsack festhält. Oder das Kind sogar kurzerhand hochhebt und ins Ziel trägt, wenn das Hüpfen nicht recht gelingen mag. Viele anrührenden Szenen dieser Art sind an dem Vormittag zu beobachten.

 Eine Schmink-Station für die Kinder durfte beim inklusiven Schülerfest an der Kuseler Paul-Moor-Schule auch nicht fehlen.

Eine Schmink-Station für die Kinder durfte beim inklusiven Schülerfest an der Kuseler Paul-Moor-Schule auch nicht fehlen.

Foto: Paul Moor

Regelrecht begeistert von dem Engagement der Familienhilfestelle der St. Wendeler Lebenshilfe ist Sonja Mack-Josten. Die Leiterin der Paul-Moor-Schule erzählt: „Bei unseren Kindern herrscht immer schon Tage vor dem Fest große Vorfreude. Es wird sich darüber unterhalten, was sie alles machen können und was sie alles ausprobieren wollen. Es ist immer für alle Altersklassen etwas dabei.“ Etwa 50 Schüler zwischen sechs und 20 Jahren besuchen die Kuseler Paul-Mor-Schule. „Vom Grundschüler bis zum Schüler in der Berufsvorbereitung“, erklärt die Schulleiterin. „Wir machen ja viel mit unseren Kindern, wollen uns gerade in Zeiten der Inklusion nach außen öffnen und sind mit ihnen viel an außerschulischen Lernorten unterwegs.“ Das inklusive Schülerfest sei genau das Gegenteil: „Da kommen andere Schüler zu uns in die Schule und machen etwas für unsere Kinder, interessieren sich für sie, wollen sie kennenlernen. Das finden unsere Kinder ganz toll.“

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