Die tägliche SZ-Kolumne (K)ein freier Raum für Notizen
Warum falscher Kaffee zu Büroschlaf führt – und was das mit der Zeitungsproduktion zu tun hat.
Ich bin fertig. Kann kaum noch die Augen offen halten. Wenn im Büro nebenan gleich die Tür zu geht, weil die Kollegin online konferiert, fällt mein Haupt auf die Tastatur und ich sinke in Büroschlaf. An dieser Stelle möchte ich zur Beruhigung meines Chefs einstreuen, dass Büroschlaf die Leistungsfähigkeit steigert – behauptet jedenfalls ein Artikel im Manager-Magazin. Dann bin ich auch schon weggedämmert. Wach werde ich durch ein schnarrendes Atemgeräusch, das unzweifelhaft aus meiner Kehle dringt (meine bessere Hälfte nennt das Schnarchen, aber das ist Quatsch. Ich schnarche nicht. Schnarchen ist unsexy, wie der saarländische Schimpfsatz „Du alt Schnarchkapp“ belegt). Wie auch immer, habe ich mich gerade selbst erschrocken. Ob die Kollegin das auch gehört hat? Vermutlich, denn kurz darauf steht sie in meinem Büro und fragt, ob mir etwas aufgefallen sei. Ist das eine Anspielung? Ich fühle mich ertappt. Was soll ich jetzt sagen? Ich mache auf unwissend. „Nö, was sollte mir aufgefallen sein?“ Ich schlürfe einen Schluck aus meiner Kaffeetasse. Deren Inhalt ist inzwischen kalt geworden. Und richtig wach hat mich die Plörre auch nie gehalten. Man muss dazu sagen, dass fast alle Zeitungsredakteure, die ich kenne, Kaffee-Abhängige sind. Stimmt der Pegel, fliegen die Finger nur so über die Tastatur. Ist die Tasse leer, sinkt der Ausstoß rapide ab. Und plötzlich geht mir ein Licht auf. „Du hast koffeinfreien Kaffee gekauft“, werfe ich ihr vorwurfsvoll an den Kopf. Ihr Lachen gibt mir Recht. Es sei ein Versehen gewesen, schwört sie, doch das kann ich nicht gelten lassen. Das war fahrlässig bis produktionsgefährdend. Denn fast hätten Sie, liebe Leser, heute anstatt dieser Kolumne einen freien Raum für Notizen vorgefunden.