Vereinslotsen im Landkreis St. Wendel „Vereine sind Dienstleister geworden“

Niederkrichen · Das Projekt „Hauptamt stärkt Ehrenamt“ hat Vereinslotsen berufen, die in ihren Heimatdörfern den ehrenamtlich engagierten Vereinsfunktionären unterstützend zur Seite stehen. In einer Serie stellen wir die Vereinslotsen vor und beleuchten ihre Motivation.

  Norbert Schwab ist gerne Vereinslotse.

 Norbert Schwab ist gerne Vereinslotse.

Foto: Schwab

Norbert Schwab ist Wahlsaarländer, engagierter Ruheständler und Vereinslotse. Als er 2020 seinen zweiten Wohnsitz im Saarland aufschlug, begann auch sein Ehrenamt. „Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen. Bei der Anmeldung meines zweiten Wohnsitzes in Niederkirchen fragte ich nach Möglichkeiten, mich im Landkreis St. Wendel ehrenamtlich zu engagieren. Ich erfuhr von den Vereinslotsen in dem Projekt ,Hauptamt stärkt Ehrenamt’. Die Idee, als Vereinslotse die ehrenamtlich arbeitenden Vereine zu unterstützen, gefiel mir sofort.“

Zwar pendelt Norbert Schwab mit seiner Ehefrau, einer gebürtigen Saarländerin, zwischen seiner Heimat in Franken und dem Saarland, dennoch findet er ausreichend Zeit für seine Aufgabe als Vereinslotse. Diese beansprucht ihn aktuell etwa ein bis zwei Stunden am Tag, wobei er vieles von Zuhause aus über Telefon, E-Mail und Online-Sitzungen managen kann. So bleibt ihm trotz Ehrenamt auch noch ausreichend Zeit für Familie und seine Hobbys Kochen und Heimwerken.

Ehrenamtliches Engagement ist Norbert Schwab ein großes Anliegen. Mit Menschen in Kontakt zu treten, ihnen völlig uneigennützig zu helfen, ohne Hintergedanken, das ist seine Motivation für seinen Job als Vereinslotse: „Es macht mich zufrieden zu sehen, dass ich etwas in der Gesellschaft bewirken kann. Der Dank und die Wertschätzung, die ich zurückbekomme, das ist die größte Bestätigung meiner Arbeit und bedeutet mir viel.“

Das Vereinsleben kennt der 57-jährige Wahlsaarländer von der Pike auf. Im Fußballverein sowie im Reitverein hatte er sich in früheren Jahren auf Vorstandsebene engagiert. So kann er noch immer gut nachempfinden, wo den Vereine der Schuh drückt. Doch er beobachtet auch einen Bewusstseinswandel: „Die Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement ist in unserer Gesellschaft rückläufig. Früher fragten sich die Mitglieder, was kann ich für den Verein tun? Heute steht im Mittelpunkt, was kann der Verein für mich tun? Vereine sind Dienstleister geworden.“

Im Gegensatz zu den anderen Vereinslotsen arbeitet Norbert Schwab im gesamten Landkreis. Als ehemaliger Mitarbeiter der Telekom liegt sein Beratungsschwerpunkt im digitalen Bereich. Seine Aufgabe ist es, die in vom Frauenhofer-Institut entwickelte Dorf-App in den Dörfern des Landkreises St. Wendel zu etablieren. Pandemiebedingt hat er den Menschen die App in den zurückliegenden Monaten vor allem in digitalen Schulungen nähergebracht. Dabei hat er beobachtet, dass die meisten seiner Schulungsteilnehmer offen sind für die digitale Kommunikation. Die positiven Rückmeldungen spornen ihn an, weiterzumachen und sein Wissen noch vielen Teilnehmern zu vermitteln.

In 45 Dörfern läuft die Dorf-App bereits, was auch für die Vereine von Vorteil ist. Sie können sich in der App präsentieren und zum Beispiel die Termine des laufenden Sportbetriebs veröffentlichen. Auf diese Weise diene die Dorf-App auch der Mitgliederwerbung. Norbert Schwab ist stolz auf das Zwischenergebnis der App. Seit Start des Projektes haben sich innerhalb von einem halben Jahr immerhin 6000 Nutzer für die App entschieden. Bis Ende 2021 möchte Norbert Schwab 10 000 Menschen für die Dorf-App begeistert haben. Dafür will er in einer nächsten Beratungsphase gezielt auch die Vereine in den Dörfern ansprechen.

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