Verborgene Schätze unter Ramsch

Nohfelden. "Was kostet dieses Dampfradio?" Der Standbetreiber aus Namborn schaut den Kunden prüfend an und wiegt den Kopf. "Wenn Sie kein Händler sind 20 Euro." Auf seinem Tisch steht das kastenförmige "Eumig"-Radiogerät von anno dazumal. "Es ist ein Vorkriegsmodell. Mit dem konnte man auch verbotene Sender hören", erklärt der Mann seinem Kunden

 Geschirr und preiswerte Bücher werden an diesem Stand des Nohfeldener Flohmarktes angeboten. Foto: dia-saar.de

Geschirr und preiswerte Bücher werden an diesem Stand des Nohfeldener Flohmarktes angeboten. Foto: dia-saar.de

Nohfelden. "Was kostet dieses Dampfradio?" Der Standbetreiber aus Namborn schaut den Kunden prüfend an und wiegt den Kopf. "Wenn Sie kein Händler sind 20 Euro." Auf seinem Tisch steht das kastenförmige "Eumig"-Radiogerät von anno dazumal. "Es ist ein Vorkriegsmodell. Mit dem konnte man auch verbotene Sender hören", erklärt der Mann seinem Kunden. "Schauen Sie sich die Skala an: Budapest, Laibach, Wien, Lissabon, Stockholm - alle diese Sender waren zu empfangen, wenn die Antenne lang genug war." Der Kunde betrachtet das alte Stück. "Eine Röhre ist defekt. Im Internet finden Sie bestimmt einen Ersatz", hofft der Händler. Eines von vielen Gesprächen auf dem Floh- und Trödelmarkt am Sonntag in Nohfelden. Rund um die Burg, unter Bäumen, in Nischen und Einfahrten haben sich 220 Händler niedergelassen. Überschaubar ist das Angebot kaum, eine zu große Vielfalt wird geboten. Aber gerade das macht das Interessante eines solchen Marktes aus. Man braucht Zeit, um Überblick zu bekommen.Am Stand von Sabine Hilgert aus Eckelhausen lacht Papst Johannes Paul II. von einem Wandteller herab. "Ich gebe ihn für sieben Euro her", versichert die Händlerin. "Ältere Leute interessieren sich am meisten für den Papst." Bei dem Sortiment von Daniel Sack wird man an die Karwoche erinnert. Ratsche und Kläpper, wie sie die Ministranten vor Ostern benutzen, suchen nach neuen Besitzern. "Ich lasse mit mir handeln, von zwanzig Euro an abwärts." Schräg gegenüber kauft eine Kundin dutzendweise alte Bastei- und Silvia-Liebesromane, fünf Exemplare für einen Euro. Arnold und Margit Dreher aus Reitscheid schlendern von Stand zu Stand und suchen nach handgeschnitzten alten Holzkreuzen. "Bis jetzt bin ich noch nicht fündig geworden", bedauert der Reitscheider. Das Feldtelefon funktioniertRaritäten aus dem vergangenen Krieg hat Peter Breunig aus Theley auf seinem Tisch ganz nach vorne gerückt: drei wehrmachtgrüne Feldtelefone, die alle noch funktionieren. "Sie brauchen aber ein Kabel, um telefonieren zu können", klärt er einen Kunden auf und führt ihm vor, wie mit einer Minikurbel über einen eingebauten Dynamo zuerst Strom erzeugt werden muss, bevor man sprechen kann. Die ganze Herrlichkeit seines Kinderzimmers hat der zwölfjährige Jonas Bock aus Eisen vor sich aufgebaut: Spiele wie "Bibi Blocksberg", "Häschen hüpf" und "Scotland Yard", außerdem einen ganzen Karton mit Karl-May-Büchern. "Einige Bände sind noch neu, weil ich sie noch nicht gelesen habe", umwirbt der Junge die Interessenten. Verkauft hat er, wie er erzählt, viele Sachen. Manche Preise auf dem Markt erscheinen unglaublich. Zum Beispiel, dass fünf Herrenjacken nur fünf Euro kosten, ein verrostetes Hufeisen dagegen sechs Euro. 130 Euro sind für eine Torpedo-Nähmaschine angesetzt, 70 Euro für eine Zither. Feilschen um die Preise ist an der Tagesordnung. Eine goldene Nase verdienen sich die meisten Händler an diesem Tag nicht. Zwar bummeln mehrere tausend Besucher über den Markt, die meisten jedoch halten sich mit dem Kaufen zurück. "Wir haben ja eigentlich alles", begründet eine Kundin. Trotzdem ist ein solcher Markt ein Erlebnis für Händler und Marktgäste.

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