Museen im Saarland So wurde im Bohnental gelebt und gearbeitet

Neipel · Neipeler Heimatmuseum führt die Besucher zurück in die Vergangenheit – zwischen Gudd Stubb und Schuhmacher-Werkstatt.

 Gaststätte, Dorfgemeinschaftshaus, Kuturtreff und Heimatmuseum: Das Haus am Mühlenpfad in Neipel.

Gaststätte, Dorfgemeinschaftshaus, Kuturtreff und Heimatmuseum: Das Haus am Mühlenpfad in Neipel.

Foto: Frank Faber

Im Dreieck zwischen Wadern, Tholey und Schmelz liegt versteckt das Bohnentaldörfchen Neipel. Mehr als 400 Menschen leben in dem Ort, dessen Bekanntheitsgrad und Attraktivität, so scheint es auf den ersten Blick, an der Gemeindegrenze endet. Ein Werbeschild sagt dem Autofahrer, der die Kantstraße passiert, dass im Dorf die Möglichkeit besteht, Fußballspiele im Bezahlfernsehen verfolgen zu können. Und was viele Menschen nicht wissen: Zusätzlich gibt es in dem Gebäude eine historische Schatzkiste zu entdecken – das Neipeler Heimatmuseum im „Haus am Mühlenpfad“. Seit mehr als 20 Jahren betreiben die Mitglieder der Interessengemeinschaft Ortsgeschichte Neipel die heimatliche Galerie und bieten Führungen an. „Wir wollen Heimatgeschichte erlebbar und im wahrsten Sinne des Wortes greifbar machen“, sagt Edith Glansdorp.

Die Ausstellung veranschaulicht,  wie die Menschen um 1900 im Bohnental gelebt und gearbeitet haben und welche Mühe es gekostet hat, das tägliche Brot auf dem Tisch zu haben. „Für die älteren Besucher ist das ein Déjà-vu und für die Jugend eine Entdeckung, unterschiedliche Generationen unternehmen Zeitreisen“, erklärt Edith Glansdorp weiter. Beobachtet werden die Gäste von den ausgestopften heimischen Vögeln, die auf den Balken unter dem Scheunendach sitzen.

Erwin Jäckel zeigt, wie einst in einer komplett eingerichteten Werkstatt der Neipeler Schuhmacher in Handarbeit die Treter hergestellt und repariert hat. Einen weiteren wichtigen Handwerksberuf hat früher der Schmied ausgeübt, ein Großteil der Ausstellung ist der Landwirtschaft gewidmet. „Das sind alles Gegenstände aus der Vergangenheit, die sehr viel über die Kultur und das Leben in der Region erzählen“, meint Edith Glansdorp. Da steht beispielsweise eine Dreschmaschine, eine Schrotmühle neben der Windmühle, die die Spreu vom Weizen getrennt hat.

Erzählt wird dazu die Geschichte der beiden ehemaligen Mühlen im Dorf. Edith Glansdorp holt noch einen verzinkten Bottich mit einem Holzknüppel hervor. „So hat damals eine Waschmaschine ausgesehen“, sagt sie. Alles rund um die Biene gibt es in der Imkerabteilung zu erfahren. Ein wuchtiger Webstuhl aus dem Jahre 1832 füllt einen ganzen Raum aus, dahinter beginnt der Wohnteil. „Darin befindet sich die Einrichtung eines Bauernhauses zu Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts“, erläutert die ehrenamtliche Museumsdirektorin.

Die Decken im Haus sind niedrig und sichtbar krumm, weil sie von einem zehn Meter langen Holzträger aus dem Jahre 1842 getragen werden. Übrigens: Elektrischen Strom gab es im Dorf erstmals 1930, die Betten im Schlafgemach waren wesentlich kürzer als heutzutage. Edith Glansdorp öffnet den Kleiderschrank und holt eine Kürassieruniform raus, die seinerzeit Hausherr Michael Scherer voller Stolz getragen hat. Und selbstredend hat das Haus seine „Gudd Stubb“. „Da ist man früher an Weihnachten reingegangen“, berichtet Eric Glansdorp. Er stellt anschließend die archäologische und geologische Abteilung im Heimatmuseum vor. Funde wie ein geschliffenes Steinbeil aus Jadeit oder ein bronzener Armreif aus frühkeltischer Zeit können eine ständige Besiedlung des Bohnentals seit der späten Steinzeit belegen. Die „Birg“ bei Limbach war im Wesentlichen ein Zufluchtsort in Unruhezeiten und wurde ausgehend von der späten Keltenzeit bis ins Frühmittelalter genutzt. Eine Wein- und Olivenölemphore bringen die Römer ins Spiel. Für Eric Glansdorp ist ganz wichtig: „Offen zu sein für Besucher und genau hinzuhören, was sie zu erzählen haben. Häufig geben sie einige Tage später persönliche Gegenstände als zukünftiges Ausstellungsstück ab“.

Schulklassen kommen beim Besuch im Museum ebenso auf ihre Kosten wie Gruppen mit Erwachsenen oder Familien, auch Einzelpersonen können eine Führung im Museum buchen. „Man kann vieles von den alten Dingen lernen. Dies in Erfahrung zu bringen, mit echten Gegenständen zu arbeiten, ist viel spannender, als es nur in den Büchern nachzulesen“, weiß Eric Glansdorp.

Die Ausstellungsschwerpunkte wechseln immer wieder. Im Magazin schlummern noch unzählige Schätze, die nur darauf warten, präsentiert zu werden. So existieren Skier, die teilweise noch in Tholey hergestellt worden sind.

Alle Serienteile zu den Museen im Saarland finden sich im Internet:

 Edith Glansdorp demonstriert, wie eine alte Ziehbank funktioniert hat.

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Foto: Frank Faber
 Mit Erwin Jäckel geht es in die Schuhmacherwerkstatt. So wurde damals gearbeitet.

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Foto: Frank Faber
 Im Heimatmuseum werden archäologische Funde aus der Region präsentiert.

Im Heimatmuseum werden archäologische Funde aus der Region präsentiert.

Foto: Frank Faber
 Das Neipeler Heimatmuseum zeigt, wie die Menschen im Bohnental um 1900 lebten. So war die Küche in einem alten Bauernhaus eingerichtet.

Das Neipeler Heimatmuseum zeigt, wie die Menschen im Bohnental um 1900 lebten. So war die Küche in einem alten Bauernhaus eingerichtet.

Foto: Frank Faber
 Dieser Grenzstein trennte einst die Kreise Ottweiler und Saarlouis.

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Foto: Frank Faber

www.saarbruecker-zeitung.de/museen-im-saarland

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