Wie aus Ton Geschichten werden

Theley · Eine stimmungsvolle Vernissage der Theleyer Keramikkünstlerin Helga Bernhard erlebten etwa 30 Besucher in der Johann-Adams-Mühle. Die Künstlerin hat 30 Exponate mitgebracht, die sie in ihrer neuen Ausstellung unter das Motto „Ans Licht gebracht – Geschichten von stummen Dingen“ stellt.

Carl Friedrich Welker versetzte die Besucher der Johann-Adams-Mühle zu Beginn der Vernissage mit seinem Querflötenspiel in die passende fantasievolle Stimmung. Denn Helga Bernhard lädt die Besucher in ihrer Ausstellung zum Träumen, Fantasieren und Entdecken ihrer und der eigenen Geschichten und Gedanken ein. Ihr Ausdrucksmittel ist der stumme Ton. Helga Bernhard: "Aus einem Klumpen Ton forme ich Geschichten aus meinem Leben." Martina Krahforst, Lyrikerin und Verlegerin aus Tholey, überrasche Helga Bernhard mit einem Gedichtvortrag. Sie präsentierte zwei Texte, die in Helga Bernhards Skulpturengarten während eines Treffens von Teilnehmern einer Gedichtwerkstatt entstanden sind.

Gesichter und Köpfe stehen auch im Mittelpunkt der neuesten Ausstellung von Helga Bernhard. Seit zwei Jahren konzentriert sich Helga Bernhard in ihren Werken auf das Thema Kopf. 30 Exponate zeigen Köpfe in unterschiedlichen Zusammenhängen und Ausdrucksformen. "Meine Werkzeuge sind meine Finger und folglich liegt das Leben der Objekte buchstäblich in meinen Händen", erklärt Helga Bernhard. In ihrem Werk formt sie mit ihren Fingern aus einem Stück Ton ihre Figuren und verleibt diesen ihre Gedanken, Ängste, Sehnsüchte und Geschichten ein, die sich meinst in den Titeln angedeutet werden. Helga Bernhard. "Was zuvor ein Stück Ton war, ist jetzt mein Werk, ausgeliefert den Meinungen und Interpretationen des Betrachters", so Helga Bernhard zu ihren in Ton gebrannten Figuren. In ihrer Ausstellung lädt Helga Bernhard die Besucher ein, diese Inhalte nachzuspüren und gleichzeitig auch eigene Inhalte hinein zu interpretieren. Helga Bernhard: "Meine Werke stehen tête à tête" da und sind den Meinungen, Urteilen und Interpretationen der Betrachter ausgeliefert."

Mandy Johann Franz, Künstlerin aus Hasborn, ist in der Ausstellung von der Skulptur "Der Sprücheklopfer" fasziniert. Aus dem Kopf einer kahlfrisierten Büste entspringen in alle Himmelsrichtungen Drähte, an deren Ende kleine Zettel mit Sinnsprüchen den lesenden Blick des Betrachters auf sich ziehen. "Diese tiefgründigen Sätze sprechen einen einfach an", so Mandy Johann Franz. Originell ist das Gästebuch der Ausstellung, ein in einem Malkurs entstandenes Bild mit Aktmalerei. Helga Bernhard: "Die Besucher sollen sich ihre Lieblingsstelle auf dem Bild aussuchen und sich mit ihrer Unterschrift verewigen für mich als Erinnerung an meine Ausstellung."

Die Ausstellung Helga Bernhard: "Ans Licht gebracht - Geschichten von stummen Dingen" in der Johann-Adams-Mühle, Theley ist bis zum 25. September samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

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Zur Person Helga Bernhard, 1945 in Theley geboren, wo sie noch heute lebt und wirkt, arbeitete nach ihrem Lehramtsstudium bis 2005 an der Erweiterten Realschule in Theley und unterrichtete hier auch Kunsterziehung. Sie begann als Autodidaktin mit der Herstellung von Keramik, verfeinerte über die Jahre ihre Fertigkeiten, so dass sie von 1980 bis 1990 eigene Keramikkurse an der VHS St. Wendel leiten konnte. Von 1985 bis 1990 war Helga Bernhard Mitarbeiterin der St. Wendeler Galerie Im Zwinger. In Kursen an der Kunsthochschule in Saarbrücken entwickelte sie ihre Keramikkunst weiter. Um sich den menschlichen Proportionen anzunähern besuchte sie 2005 Malereikurse bei der deutsch-niederländischen Künstlerin Hetty Krist in Frankfurt am Main. Seit 2013 schmücken den Händen von Helga Bernhard entsprungene Keramik-Gesichter den Wunschbaum auf dem Schaumbergplateau. mon

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