Wenn der Weg zum Ziel wird
Tholey. Die Beine werden langsam immer schwerer. Der Schweiß rinnt die Stirn hinunter in die Augen. Aber nach knapp 500 zurückgelegten Kilometern und mehr als 12 500 Höhenmeter überwiegt doch das glückliche Gefühl, etwas erreicht zu haben
Tholey. Die Beine werden langsam immer schwerer. Der Schweiß rinnt die Stirn hinunter in die Augen. Aber nach knapp 500 zurückgelegten Kilometern und mehr als 12 500 Höhenmeter überwiegt doch das glückliche Gefühl, etwas erreicht zu haben. Die letzten Kilometer vergehen wie im Fluge, und an die Stelle der ganzen Quälerei über harte Anstiege, treten die Gedanken an die atemberaubenden Momente der vergangenen Woche im Sattel. Stefan Kochems aus Tholey überquerte zusammen mit vier weiteren Freunden Ende August die Alpen mit dem Mountainbike. "Die Route haben wir geplant und die entsprechenden Hotels im Voraus gebucht", sagte Kochems. "Start der Tour war der Tegernsee in Bayern, und das Ziel war das Örtchen Riva am Gardasee in Norditalien". Auf Braschen und Geröll geht es zum Pfitscher Joch hinauf. Mit 2300 Metern über dem Meeresspiegel der höchste Punkt der Tour. Die Steigungen werden immer härter, die Beine schmerzen von Meter zu Meter mehr. Irgendwann geht es nicht mehr. Selbst geübte Fahrer müssen hier irgendwann absteigen und das Fahrrad schultern, denn der Berg hat Passagen mit mehr als 30 Prozent Steigung zu bieten. Diesen Koloss bewältigt, wartet nun Italien darauf, entdeckt zu werden. Durch "malerische, italienische Gassen" und auf Streckenabschnitten, die einen "unfassbaren Ausblick" auf die umliegenden Gebirge bieten, geht es langsam aber sicher entgegen. Den weiten Blick über das Gebirgsmassiv Rosengarten, der einem bei strahlendem Sonnenschein einen klaren Blick auf die einzelnen Gipfel gewährt, wird den Fahrern wohl genauso lange im Gedächtnis bleiben wie die Geisler-Gruppe. Natürlich ist eine Reise mit dem Fahrrad nicht annähernd mit der Reise mit dem Auto zu vergleichen, sagt Stefan Kochems. "Oft waren wir weit und breit die einzigen Menschen. Und das über eine Strecke von vielen Kilometern." Für die Gepäckversorgung und den Empfang an den Hotels fahren ihre Ehefrauen die Strecke mit dem Auto ab. So auch in Riva selbst, wo die Tour am Gardasee nach einer Woche endet. "Dort gab es am Abend des letzten Tages noch durch Zufall ein Feuerwerk. Das hat die ganze Tour natürlich perfekt abgerundet", sagt Kochems immer noch fasziniert. Diese war bereits seine dritte Alpenüberquerung mit dem Fahrrad. Ganz ohne Training funktioniert das natürlich nicht. "Ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit. Und, wenn es zeitlich passt, mache ich am Wochenende noch die ein oder andere Tour", erklärt Kochems sein Trainingsprogramm. Ist man jedoch bereit, diese Torturen auf sich zu nehmen, erschlössen sich ganz neue und faszinierende Eindrücke. Nicht nur vom Reiseziel, sondern auch vom Weg dorthin, der einem auf herkömmlichen Reisewegen zum größten Teil verborgen bliebe. trh