Tholix - der erste Saarländer in Stein Nach Jahren beim Reinigen entdeckt

Tholey. Dass eine Medaille zwei Seiten hat, weiß jedes Kind. Dass aber auch ein Hunderte, wenn nicht Tausende Jahre alter Reliefstein zwei bebilderte Seiten hat, ist wohl eher die Ausnahme. Ein solcher Stein, besser gesagt drei Bruchstücke dieses Sandsteins, sind im Besitz des Museums Theulegium in Tholey. Eine Seite des Steines zeigt das Relief eines Römers

Tholey. Dass eine Medaille zwei Seiten hat, weiß jedes Kind. Dass aber auch ein Hunderte, wenn nicht Tausende Jahre alter Reliefstein zwei bebilderte Seiten hat, ist wohl eher die Ausnahme. Ein solcher Stein, besser gesagt drei Bruchstücke dieses Sandsteins, sind im Besitz des Museums Theulegium in Tholey. Eine Seite des Steines zeigt das Relief eines Römers. Die andere den stilisierten Kopf eines Kelten. Vielleicht das älteste Bildnis eines Saarländers. Tholix haben ihn Niko Leiß und seine Geschichtsfreunde genannt.Gefunden wurden die Bruchstücke schon Ende der fünfziger Jahre bei Grabungen in der Abteikirche Tholey. Aufbewahrt waren sie lange im Abteimuseum. Erst 2006, als das Museum Theulegium eingerichtet wurde, entdeckten die Heimatfreunde auf der Rückseite das zweite Relief keltischen Ursprungs.In Tücher gehüllt liegen die Fundstücke zurzeit in der Werkstatt des Restaruator-Unternehmes Mrziglod-Leiss in Tholey. Der Sandstein zerbröselt langsam. Die Steine müssen dringend restauriert werde. Experten auf diesem Gebiet sind Restauratoren in Euskirchen, so Leiß. Die Sanierungskosten schätzt er auf etwa 12 000 Euro. Dann könne Tholix, der erste in Stein gehauene Saarländer, auch im Museum ausgestellt werden. "Wir wollen, dass das Relief noch in diesem Jahr in die Restaurierung" geht. Sponsoren gesuchtZur Finanzierung ist der Historische Verein auf Spender und Sponsoren angewiesen. Interessenten können sich direkt an Leiß wenden.Darüber hinaus vermarktet der Verein den Tholix als Werbe- und Sympathieträger für die mehr als 2500 Jahre alte Geschichte der Schaumbergregion. Die Gemeinde Tholey hat ein Brettspiel mit Tholix herausgegeben. Es gibt ein Puzzle, T-Shirts und einen Kräuterschnaps mit seinem Konterfei. Mit dem Kauf dieser Produkte, so Leiß, werde die Restaurierung unterstützt.Tholey. Schon die Entdeckungsgeschichte der Bruchstücke des Reliefsteines ist abenteuerlich. Niko Leiß, Vorsitzender des Vereins zur Erforschung des Schaumberger Landes hat sie aufgeschrieben: Als in den Jahren 1957 bis 59 in der Tholeyer Abteikirche archäologische Grabungen durchgeführt wurden, fand man unter anderem auch einen in mehrere Teile zerbrochenen Reliefstein. Er war in den Fundamenten einer um 1150 errichteten Vorgängerkirche vermauert gewesen. Der aus römischer Zeit stammende Stein zeigt einen schreitenden Mann mit Umhang und Schild, vermutlich einen römischen Legionär oder Gladiator.Nach Lagerung an verschiedenen Stellen, bei der ein Bruchstück verloren ging, wurde er zuletzt im Abteimuseum aufbewahrt. Als man im Jahr 2006 die Exponate des Abteimuseums in das neu eröffnete Museum Theulegium überführte, wurde der Stein auch behutsam gereinigt. Dabei stellte sich überraschend heraus, dass auch die Rückseite als Relief bearbeitet ist. Die stark beschädigte Oberfläche zeigt hier den stilisierten Oberkörper und Kopf eines Mannes. Zu erkennen sind Augen, Nase, Bartansatz und ein seitliches Ohr beziehungsweise Teil einer Haartracht oder Blattkrone. Verschiedene Merkmale deuten darauf hin, dass diese Bearbeitung vor der römischen erfolgte, der Stein also keltischen Ursprungs ist.Leiß führt weiter aus: "Es sind europaweit kaum ein Dutzend keltische Großplastiken aus Stein überliefert. Unter diesen wenigen Vergleichsbeispielen nimmt der Tholeyer Doppelreliefstein eine herausragende Stellung ein, da keiner von ihnen in römischer Zeit zweitverwendet wurde." Viele Fragen wirft der Stein auf. Wer ist auf der keltischen, wer auf der römischen Seite dargestellt? Wie alt ist er überhaupt, wo stand er ursprünglich? Abgeleitet aus den Merkmalen der Darstellung auf dem Reliefstein, mit runden Augen, Bart und einem "Ohr" - entstand das Idealbild des Ur-Kelten Tholix, der als Werbe- und Sympathieträger stellvertretend für die über 2500-jährige Geschichte der Schaumbergregion steht. Zur Seite gestellt ist ihm der große keltische Bronzekessel aus der Zeit um 500 vor Christus, der unter der Fundortangabe Theley im Museum Theulegium zu sehen ist und dort eines der Prachtstücke der Ausstellung bildet. Leiß: "Ganz nebenbei haben wir auf dem Doppelreliefstein die wohl älteste menschliche Darstellung der Region. Tholix ist also gewissermaßen der erste Saarländer." red

 Hans Backes (links) und Niko Leiß betrachten genau die römische Seite des Sandsteinblocks. Foto: Bonenberger & Klos

Hans Backes (links) und Niko Leiß betrachten genau die römische Seite des Sandsteinblocks. Foto: Bonenberger & Klos

Auf einen BlickWer die Restaurierung unterstützen will, hier die Kontonummern des Vereins: Kreissparkasse St. Wendel Bankleitzahl 592 510 20 Kontonummer 101 40, St. Wendeler Volksbank, Bankleitzahl 592 910 00 Kontonummer 160 070 05.Museum Theulegium: Rathausplatz 8, Tholey, Telefon (0 68 53) 5 08 80, info@theulegium.de. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag zehn bis zwölf Uhr und 14 bis 16.30 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage: 14 bis 16.30 Uhr, Gruppenführungen auch nach Vereinbarung. red

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