Tholey knüpft Bande nach Brasilien

Tholey · Gemeinderat sagt Ja zu einer Partnerschaft mit Alto Feliz. Einige Bürger haben Wurzeln im Schaumberger Land.

Mehr als 10 000 Kilometer Distanz sind es zwischen Tholey und Alto Feliz in Brasilien. Während der eine Ort in den mittleren Breiten liegt, herrscht in dem anderen subtropisches Klima. Und doch haben die beiden Gemeinden mehr gemeinsam, als man im ersten Moment denken mag.

85 Prozent der Menschen, die in Alto Feliz leben, haben deutsche Wurzeln. Und diese führen auch zurück in die Gemeinde Tholey. Knapp 300 Menschen aus der Kommune wanderten zwischen 1828 und 1890 nach Brasilien aus. Die meisten davon stammten aus Theley, weiß Horst Peter. Aber auch Bürger aus Hasborn, dem Bohnental oder Sotzweiler zog es in die Ferne.

Der gebürtige Theleyer ist der ehrenamtliche Beauftragte der Gemeinde Nohfelden für die Partnerschaft mit Feliz. Die etwa 12 000 Einwohner zählende Stadt liegt ebenso wie Alto Feliz im Bundesstaat Rio Grande do Sul im Süden Brasiliens. Doch damit nicht genug: Bis 1992 war Alto Feliz ein Stadtteil von Feliz. Motivation für die Abspaltung sei das liebe Geld gewesen. Jetzt ist Alto Feliz eine selbstständige Gemeinde mit 15 Ortsteilen und mehr als 3000 Einwohnern.

Während die Verbundenheit zwischen Nohfelden und Feliz seit 2012 offiziell besiegelt ist, ist die Partnerschaft zwischen Tholey und Alto Feliz noch im Entstehen. Eine Grundsatzentscheidung dafür ist aber schon gefallen. Alle Mitglieder im Tholeyer Gemeinderat sprachen sich dafür aus. Die offizielle Anfrage aus der brasilianischen Gemeinde ist Ende Februar ins Rathaus der Schaumberggemeinde geflattert. Für Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU) keine Überraschung. Denn als der Rathaus-Chef im vergangenen Jahr mit einer Theleyer Reisegruppe auf Südamerika-Tour war, zählte Alto Feliz zu deren Stationen. Schon damals seien die Verantwortlichen mit dem Wunsch nach einer Städtepartnerschaft auf ihn zugekommen. Einer der engagierten Befürworter auf brasilianischer Seite: Jacinto Bergmann, Erzbischof von Pelotas. Auch seine Vorfahren stammen aus der Gemeinde Tholey, die er schon desöfteren besucht hat. Regelmäßiger Gast war er dann auch in der Casa do Brasil von Mathilde Ludwig in Theley. Ebendort sei Horst Peter nach eigener Aussage mit dem Brasilien-Virus infiziert worden. Schon öfter bereiste er das südamerikanische Land. "Grüß' mir die Mathilde" bekomme er dann öfter als Auftrag mit auf den Weg nach Hause. 2013 war Horst Peter auch in Alto Feliz. Er spricht die brasilianische Amtssprache Portugiesisch. Doch das könne er in dieser Gegend wenig einsetzen. Denn die Menschen sprechen dort den Hunsrücker Dialekt. "Alto Feliz ist landschaftlich schön gelegen. Es gibt viel Wald", macht Peter etwas Werbung für Tholeys künftige Partnerregion.

Seit vier Jahren beschäftigt sich der Ehrenamtler mit der bestehenden Partnerschaft zwischen Feliz und der Gemeinde Nohfelden, in der er inzwischen seit 42 Jahren lebt. Die Beziehung zwischen den Menschen funktioniere. Dazu trügen auch brasilianische Tanz- oder Musikgruppen bei, die zu Besuch kommen.

Die räumliche Nähe von Alto Feliz und Feliz in Brasilien sowie die Tatsache, dass Tholey und Nohfelden Nachbargemeinden sind, legen eine Zusammenarbeit nahe. Bürgermeister Schmidt nennt im SZ-Gespräch eine Kooperation mit Nohfelden als das Besondere der Städtepartnerschaft. Auch Peter sieht Vorteile, wenn die beiden Kommunen im Landkreis St. Wendel zusammenarbeiten. Zum Beispiel bei der Unterbringung brasilianischer Gäste oder bei Veranstaltungen. "Musik- oder Tanzgruppen könnten auch auf dem Schaumberg auftreten", so Peter. Sobald die Partnerschaft zwischen Tholey und Alto Feliz auf dem Papier geschlossen ist, gilt es für die Menschen auf den beiden verschiedenen Erdhalbkugeln, diese durch persönliche Beziehungen mit Leben zu füllen. "Das wird eine gute Sache für alle Seiten", prophezeit Horst Peter.

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