Strand ade, Hallenbad juchhe

St Wendel · Derzeit erreichen die Temperaturen nicht mal die 20-Grad-Marke. Wer würde da den Sprung ins kühle Nass wagen? Die Folge: In den Freibädern des Kreises St. Wendel bleiben die Besucher aus, während das Schaumbergbad in Tholey vom Wetter profitiert.

 Reinlaufen und losplantschen - das ist für Benjamin und Michelle nicht möglich. Statt mit Badesachen geht es mit Jacke und Weste an den Bostalsee. Das einzige, was bei dem Wetter bunt ist, sind die Regenschirme. Foto: Bonenberger & Klos

Reinlaufen und losplantschen - das ist für Benjamin und Michelle nicht möglich. Statt mit Badesachen geht es mit Jacke und Weste an den Bostalsee. Das einzige, was bei dem Wetter bunt ist, sind die Regenschirme. Foto: Bonenberger & Klos

Foto: Bonenberger & Klos

Es ist Ende August, Hochsommer sozusagen. Doch davon ist derzeit wenig zu spüren. Statt in der Sonne zu liegen und sich zwischendrin mit einem Sprung ins kühle Nass zu erfrischen, verkriecht man sich lieber unter die Wolldecke und trinkt heißen Kakao. Die Sonnenschirme stehen ungenutzt in der Ecke, während der Regenschirm zum Dauerbegleiter avanciert. In Sachen Sommergefühle ist der August ein Flop. Das bekommen auch die Freibad-Betreiber zu spüren.

In der Gemeinde Nonnweiler haben die Verantwortlichen bereits die Kosenquenzen aus der Wettermisere gezogen. "Das Naturbad in Primstal ist ab sofort geschlossen", informierte gestern Ferdi Jost von der Gemeinde Nonnweiler . Die Wassertemperatur im Primstaler Naturbad betrage aktuell 16 Grad. "Da geht keiner mehr schwimmen", sagt Jost. Der letzte Badetag war am 22. August. Danach kamen keine Badegäste mehr. Im Durchschnitt verzeichnet das Naturbad in einer Badesaison 8500 Besucher. Dieses Mal kamen seit Mai nur 5600 Badegäste. Besonders enttäuschend war der Zuspruch in den Sommerferien. Regen, kühle Temperaturen - da kommt keine Badelaune auf. Im vergangenen Jahr war es übrigens genau umgekehrt. Da herrschte vor den Ferien Flaute und während der schulfreien Zeit reger Betrieb im Naturbad. Das Wetter 2013 stimmte und so zählte das Primstaler Bad insgesamt 11 500 Besucher.

Verwaiste Strände am See

 Viel los in den Sommerferien. Schlechtes Wetter bringt dem Schaumbergbad in Tholey Besucher-Boom. Foto: Oliver Morguet

Viel los in den Sommerferien. Schlechtes Wetter bringt dem Schaumbergbad in Tholey Besucher-Boom. Foto: Oliver Morguet

Foto: Oliver Morguet
 Ausgelassener Badespaß - das war zuletzt am 22. August im Naturbad in Primstal zu beobachten. Dort ist die Badesaison jetzt bereits zu Ende. Foto: Gemeinde Nonnweiler

Ausgelassener Badespaß - das war zuletzt am 22. August im Naturbad in Primstal zu beobachten. Dort ist die Badesaison jetzt bereits zu Ende. Foto: Gemeinde Nonnweiler

Foto: Gemeinde Nonnweiler
 Erfrischen unterm Wasserpilz im Weiselbergbad - im Sommer selten möglich. ArchivFoto:atb

Erfrischen unterm Wasserpilz im Weiselbergbad - im Sommer selten möglich. ArchivFoto:atb

Ausbleibende Besucher wegen des Wetters - davon kann am Bostalsee keine Rede sein. Von Januar bis Juli kamen 410 000 Besucher, mehr als im gleichen Zeitraum 2013 (380 000 Besucher). Diese Zahlen werden mit Hilfe der Parkplätze rund um den See ermittelt. Wetterunabhängig können die Leute einiges unternehmen. So erklärt Michael Wagner von der Seeverwaltung am Bostalsee die guten Zahlen. Auch der Bootsverleih laufe in dieser Saison gut. Allein die Strandbäder sind verwaist. "Das letzte schöne Wochenende war Ende Juli während des Seefests", so Wagner. Gerade das fehlende Badewetter an den Wochenenden schadet den Strandbädern. Wagner rechnet in diesem Bereich mit Umsatzeinbußen von 35 Prozent.

In St. Wendel laufen derzeit die Arbeiten fürs neue Freibad. Einen besseren Zeitpunkt hierfür hätte die Stadt angesichts der Temperaturen kaum finden können. Denn bei einer eher herbstlichen statt sommerlichen Ferienstimmung dürfte dieser Tage kaum einer das Freibad vermissen.

"Wir können je nach Wetter reagieren", beschreibt Karl-Josef Scheer, Bürgermeister der Gemeinde Freisen, die Vorteile des Weiselberg-Bads in Oberkirchen. Eine spezielle Konstruktion ermöglicht es, das Dach des Hallenbades zu öffnen und so für Freibad-Feeling zu sorgen. Somit sind die Betreiber für alle Wetterlagen gerüstet. "Wir stehen noch ganz gut da", resümiert der Verwaltungschef. Aber das schlechte Wetter schlage sich auch in Oberkirchen auf die Besucherzahlen nieder. "Ein Hallenbad kann eine Freibad-Saison nicht komplett ersetzen", so Scheer. Er könne sich nicht daran erinnern, wann das letzte Mal über so viele Wochen im Sommer so schlechtes Wetter geherrscht habe. Besonders für die Kinder seien die kühlen Temperaturen in den Ferien bedauerlich.

Einen Besucher-Boom während der Ferien beobachtet hingegen Jürgen Maldener, Geschäftsführer des Schaumbergbads in Tholey . Die Zahlen seien sehr gut. "Nach vier Wochen Ferien haben wir bereits jetzt so viele Badegäste wie sonst in den kompletten Ferien", so Maldener. Im vergangenen Jahr zählte das Schaumbergbad während der kompletten Ferien 31 360 Besucher, nach vier Wochen 21 209. In diesem Sommer sind es nach vier Wochen schon 31 191. Das ist ein Plus von 9982 Besuchern. "So gesehen, ist das Wetter für uns gut", sagt Maldener.

So ist es beim Sommer 2014 wie so oft im Leben. Des einen Leid ist des anderen Freud.

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