Projekt Spurensuche im Wareswald

Tholey · Studentinnen der Kennesaw State University im US-Bundesstaat Georgia forschten gemeinsam mit Professor Philip Kiernan.

 Laurel Nee, Samantha Rudd, Polina Mikhina und Philip Kiernan präsentieren stolz ihren Fund.

Laurel Nee, Samantha Rudd, Polina Mikhina und Philip Kiernan präsentieren stolz ihren Fund.

Foto: Marion Schmidt

Samantha Rudd hockt hochkonzentriert am Boden und vermisst mit einem Maßband den Abstand von Steinen. Währenddessen dokumentiert ihre Kommilitonin Polina Mikhina mit Bleistift und Block jeden Zentimeter und jeden Stein, der vor ihr liegt. „Die Archäologie ist eigentlich destruktiv, daher müssen wir alles, was wir entdecken festhalten“, erläutert Professor Philip Kiernan. Unterdessen läuft Laurel Neel aufgeregt zu ihrem Professor, um ihm stolz ein winzig kleines Fundstück zu zeigen. Die Studentin hat ein grünlich schimmerndes, zentimetergroßes Glasfragment gefunden. „Das ist ein sehr kleines Stück römisches Glas. Wir werden es aufnehmen und katalogisieren“, erläutert Kiernan. Das sind die kleinen Erfolgserlebnisse, die den Professor und seine Studentinnen in ihrem archäologischen Forschergeist antreiben.

Die Studentinnen der Kennesaw State University im US-Bundesstaat Georgia haben die vergangenen drei Wochen mit ihrem Professor Philip Kiernan Grabungsgeschichte im Wareswald geschrieben. Eine bei einer Denkmalschutzbehörde arbeitende Bekannte machte Kiernan auf das Grabungsprojekt im Wareswald aufmerksam. Seit 17 Jahren laufen hier die Ausgrabungen und die Spurensuche zur Erforschung einer keltisch-römischen Ansiedlung aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert. Da Kiernans Spezialgebiet die Provinzialrömische Archäologie ist, war sein Interesse schnell für den Wareswald geweckt. Für den gebürtigen Kanadier, Professor für Kunstgeschichte und Archäologie, ist es bereits die zweite Grabung auf deutschem Boden. Vor Jahren hatte er bereits in Hassloch erfolgreich geforscht. Sein dreiwöchiger Besuch im Wareswald ist ein erstes Grabungsprojekt mit der saarländischen Grabungsgesellschaft Terrex. Im unmittelbar von den von der Terrex freigelegten Resten des sogenannten Marstempels haben die amerikanischen Archäologen nun ein weiteres Grabungsfeld mit vier quadratischen Arealen freigelegt, nachdem sie sich etwa zehn Zentimeter in das Erdreich vorgearbeitet haben. Dr. Klaus-Peter Henz, Archäologischer Projektleiter des Terrex-Grabungsprojektes im Römischen Vicus Wareswald: „Die von uns nahe des Marstempels freigelegten Pflastersteine ließen zunächst die Vermutung zu, dass es sich um eine Begrenzung des Heiligtums handelte. Die Fundstelle der neuen Ausgrabung deutet nun darauf hin, dass sich das Heiligtum weiter ausdehnte und wir uns hier in der Mitte der Anlage befinden.“ Jenseits der Mauerreste stoßen die amerikanischen Archäologen bei ihrer Grabung auf die Überreste einer römischen Straße. „Das können wir hier an dem Pflaster mit den Kieselsteinen erkennen“, so Kiernan. An einem Wochenende unterstützte Pascal Brengel die Archäologen. Der Geophysiker entdeckte in Richtung einer benachbarten Durchfahrtsstraße weitere Mauerreste. Mit einem Leuchten in den Augen zeigt Professor Kiernan einen Fundort, der ihn besonders beeindruckt: „Wir haben hier zwei massive Sandsteine freigelegt. Zunächst dachten wir, das könnte die Basis für einen Altar oder eine Statue sein. Doch dann fanden wir in der Mitte der Steine ein mit Erde gefülltes Loch, das im Erdreich eine weitere horizontale Ausdehnung andeutet. Das könnte Indiz für einen Brunnen mit Leitungen sein und somit auch ein direkter Beweis für eine Wasserquelle.“ Sollte es sich um eine Brunnenanlage handeln, wäre diese wohl auch mit Figuren und Ornament verziert gewesen. „Die Pilger brauchten zum Wandeln um den Tempel viel Raum. Normal waren auch nahe dem Heiligtum weitere benachbarte Gebäude zum weiteren Aufenthalt. Wenn das zutrifft, dass sich hier weitere Gebäude befanden, haben wir hier im Wareswald ein Heiligtum vor uns, das Pilger über die Fernstraßen als Ziel ihrer Pilgerreise besuchten. Vielleicht haben die Besucher sich hier gewaschen oder getrunken, bevor sie das Heiligtum betraten“, so Kiernan. Die Archäologen vertreten die These, dass das Heiligtum im Wareswald seine geistigen Wurzeln im Keltischen habe, dann aber romanisiert und in römischer Bauweise in Stein errichtet worden sei.

Weitere Infos rund um den Wareswald: www.terrexggmbh.de oder Tel. (0 68 53) 8 54 07 49. Von Mai bis Oktober findet jeden ersten Sonntag ab 11 Uhr eine öffentliche Führung statt.

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