Spannendes von der Wallburg

Tholey. Die geplanten Umbauarbeiten am Schaumbergturm erforderten 2009 eine archäologische Vorausschachtung der Baugrube, die von dem "Büro für Burgenforschung Dr. Joachim Zeune" durchgeführt wurde

Tholey. Die geplanten Umbauarbeiten am Schaumbergturm erforderten 2009 eine archäologische Vorausschachtung der Baugrube, die von dem "Büro für Burgenforschung Dr. Joachim Zeune" durchgeführt wurde. Die siebenwöchige Ausgrabung förderte nicht nur eine Menge an interessanten, mitunter wissenschaftlich wichtigen Funden zu Tage, sondern legte auch Massivbauten frei, die von der späten Römerzeit (3./4. Jahrhundert n. Chr.) bis ins frühe 17. Jahrhundert reichen und somit wesentliche Besiedlungs- und Bebauungsphasen erstmals konkret erschließen. Sie belegen die herausragende Bedeutung des Schaumbergs in der Römerzeit und seit dem Hohen Mittelalter. Der Leiter der Ausgrabungen, der Mittelalterarchäologe und Burgenforscher Joachim Zeune stellt am heutigen Donnerstag, 7. Januar, um 19.30 Uhr im Sitzungssaal des Tholeyer Rathauses die Ergebnisse dieser Grabung gemeinsam mit Dr. Ruppert Schreiber vom Landesdenkmalamt vor. Die Grabung erbrachte den Nachweis, dass im Boden des Schaumberg-Plateaus trotz der vielen modernen Störungen noch immer eindrucksvolle und historisch wertvolle Befunde von überregionaler Bedeutung stecken. Das Schaumberg-Plateau galt als frühmittelalterliche Wallburg, identisch mit dem bereits 634 erwähnten Castrum Theulegium. Lesefunde aus der Spätantike ließen zudem eine spätrömische Besiedlung des Plateaus vermuten, wobei man die zugehörige Bebauung heftigen Spekulationen unterwarf. Noch im 12. Jahrhundert überbauten die Grafen von Blieskastel als Vögte des Bistums Verdun das Gelände mit einer offenbar bedeutenden Burg, die in den nachfolgenden Jahrhunderten mehrfach erneuert und ausgebaut wurde, ohne dass man jedoch über ihre Architektur im Detail Bescheid wusste. Der reich bebilderte Vortrag stellt in einem Vorbericht kurz die spektakulären Funde und Befunde vor und gibt einen Ausblick auf das, was das Schaumberg-Plateau noch verbirgt. red

Zur PersonDr. phil. Joachim Zeune wurde 1952 in München geboren, studierte zuerst Kunsterziehung an der Akademie der Bildenden Künste in München und danach Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, mittelalterliche Geschichte und mittelalterliche Kunstgeschichte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Dort promovierte er 1988 über den schottischen Burgenbau. Seit 1994 leitet er das Büro für Burgenforschung, das bundesweit und im angrenzenden Ausland Burgen erforscht, saniert und kulturtouristisch erschließt (bislang über 120 Burgen). Seit 2004 ist Zeune Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Burgenvereinigung und der Kurator des Europäischen Burgeninstituts, seit 1996 deutscher Beisitzer im Scientific Council von Europa Nostra. Er verfasste über 400 Publikationen zum Burgenbau und zu einzelnen Burgen, darunter auch das Standardwerk "Burgen - Symbole der Macht" (Regensburg 1996). Joachim Zeune war Hauptredakteur, Hauptautor und Mitherausgeber des zweibändigen Werks "Burgen in Mitteleuropa. Ein Handbuch" (Stuttgart 1999). red

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