Seit 2009 wird die Abtei saniert Jahrzehnt der Veränderung im Kloster

Tholey · Vieles wurde modernisiert, Neues angestoßen. Aktuell laufen in Tholey die Sanierungsarbeiten an der Abteikirche.

 Blick vom Schaumbergturm auf die Abteikirche und Teile des Klostergeländes.

Blick vom Schaumbergturm auf die Abteikirche und Teile des Klostergeländes.

Foto: Evelyn Schneider

Ziemlich genau zehn Jahre ist es nun her, als Handwerker damit begannen, dies und das auf dem Klostergelände St. Mauritius in Tholey zu verändern. Das brachte teils auch eine entsprechende Geräuschkulisse mit sich. Staub und Schmutz waren stetige Begleiter der baulichen Veränderungen. Die Mönche haben sich mit dem Leben auf der Baustelle arrangiert und tun es noch. Denn seit Herbst 2017 wird die Abteikirche saniert. Der finale Schritt eines längeren Prozesses.

„Die vergangenen zehn Jahre waren keine Reihung von Einzelprojekten“, sagt Frater Wendelinus. „Es ist eine Linie. Es steckt der Gedanke dahinter: Wo lässt sich Schönes mit Pragmatischem verbinden.“ Mit der äußerlichen Erneuerung sollte aber auch eine innere Erneuerung einhergehen. 2008 beschreibt Frater Wendelinus als ein Jahr der Resignation. Das Amt des Abtes im ältesten Kloster Deutschlands war vakant, es lebten zu wenige Mönche in den Gemäuern der Benediktinerabtei, und es wurden erste Kirchenreformen beschlossen. „Es stellte sich die Frage, wie geht es weiter mit dem Kloster? Wie soll dessen Ausrichtung sein?“, blickt Bruder Wendelinus zurück. Denn die Mönche seien sich einig gewesen, dass sie in Tholey bleiben wollten. Das Gästehaus St. Lioba wurde damals bereits gut angenommen. Es gab Interesse an Seminaren. So entstand die Idee zu einen Zentrum für Spiritualität und Kultur, dem Dr.-Petrus-Borne-Zentrum. Dessen Leiter ist inzwischen Frater Wendelinus. Entsprechende Räumlichkeiten sollten im Kapitelsaalgebäude geschaffen werden. Dieses stand damals quasi leer, genutzt wurde lediglich der Kapitelsaal. So begannen 2009 in einem ersten Schritt die Arbeiten an dem Gebäude, dessen heutige Gestalt weitestgehend ins 17. Jahrhundert zurückgeht. Beheimatet ist das Zentrum im zweiten Obergeschoss des Kapitelsaalgebäudes. Dicke Eichenböden, Stühle und Tische erinnern an die Barockzeit. Im ersten Obergeschoss ist die Herzkammer der Abtei: der Kapitelsaal und Ort des Gebets. Unterm Dach ist ein weiterer großer Saal. „Nach einer langen Zeit der Unsicherheit zeigt sich jetzt eine Dynamik, wo wir eine Wiederbelebung der Spiritualität und unserer Gemeinschaft erleben.“ Das sagte 2009 Pater Prior Administrator Mauritius Choriol beim Start der Arbeiten. Seit 2014 ist er der neue Abt der Benediktinerabtei.

In einem nächsten Schritt wurde das Gästehaus St. Lioba erweitert, bekam eine großzügige Terrasse. Von dort aus hat der Besucher heute einen schönen Blick in den neugestalteten Klostergarten. Sanft plätschert dort das Wasser im Brunnen. Die Außenanlage gliedert sich in drei Bereiche. Das wäre zum einen der barocke Ziergarten, den Frater Wendelinus als einen „Ort der Begegnung“ beschreibt. Menschen, die sich nicht in die Kirche trauten, aber dennoch Fragen hätten, gingen hier auf die Mönche zu. „Es ist ein wunderschöner pastoraler Raum.“ In diesem kümmert sich Wendelinus um die Pflege der Rosen.

Ebenfalls gepflegt werden muss der Nutzgarten samt Imkerei. Der einstige Glasbau der Gärtnerei wurde abgerissen. Jetzt gibt es nur noch ein Gewächshaus für den Eigenbedarf, zudem wurden Obstbäume angepflanzt. „Dass wir vor zehn Jahren die Imkerei professionalisiert haben, war ein guter Instinkt“, blickt der Leiter des Dr.-Petrus-Borne-Zentrums zufrieden zurück. Der dritte Bereich der Anlage, ein englischer Landschaftsgarten samt Teich, ist den Mönchen vorbehalten. „Im Gehen lassen sich gute Gespräche führen“, sagt Frater Wendelinus, der gemeinsame Spaziergänge im Park schätzt. Er ziehe sich aber auch gerne mal alleine in diesen Bereich zurück. „Fische füttern hat etwas Beruhigendes.“ Ebenfalls saniert wurde das Teehaus im Klostergarten. Es stammt aus dem Jahr 1715. Der damalige Abt Caspar de Roussel ließ den Pavillon erbauen, um dort seinen Gästen in den Sommermonaten Tee zu servieren.

Ein Punkt auf der Liste der Sanierungsarbeiten war der Pfortenbau aus den 1950er-Jahren. „Es war hier unser Anliegen, dass die Mönche vernünftig untergebracht sind“, sagt Bruder Wendelinus. Dazu gehörte auch, dass jede Unterkunft mit einer eigenen Nasszelle (kleines Badezimmer) ausgestattet wurde. Außerdem seien zwei Einheiten geschaffen worden, die sich von den Maßen der Türen und des Raumes her für Rollstühle eignen. Wichtig war den Verantwortlichen der energetische Aspekt. „Heizung und Elektronik waren total veraltet“, erinnert der Benediktiner. Die Energiekosten seien hoch gewesen, die Zellen dennoch im Winter kalt, da die Wärme verpuffte. Daher setzten die Verantwortlichen bei der Renovierung auf Dämmung, neue Fenster und eine neue Heizungsanlage, die Konventsgebäude und Abteikirche zugleich mit Wärme versorgt. „Wir haben vor jedem Bauabschnitt analysiert, wo die jeweiligen Probleme sind“, sagt Wendelinus. Außerdem habe die Abtei alles mit dem Landesamt für Denkmalschutz abgesprochen.

Im August 2014 begannen die Arbeiten am Lenoir-Bau aus dem Jahr 1722. Das dreistöckige Barockhaus beherbergt unter anderem die Bibliothek der Abtei und einen Teil des Kreuzgangs, der den Lenoir-Bau mit dem Pfortenbau verbindet. Außerdem ist hier der Mauritius-Saal untergebracht. „Ein Fenster im Osten war zugemauert, der Raum durch eine Ziegelwand geteilt“, so beschreibt Bruder Wendelinus den Saal vor der Renovierung. „Er wurde als Lagerraum missbraucht.“ Im Zuge der Arbeiten konnte der Raum wieder seine wahre Strahlkraft entfalten. Das Fenster wurde wieder geöffnet, die Mauer entfernt. Für Frater Wendelinus ein besonderer Moment. „Der Mauritius-Saal wirkt wunderbar und dient dem Konvent jetzt als Besprechungsraum.“

Bedeutsam im Zuge der Sanierungsarbeiten war für die Mönche, dass die Klausur nun wieder eine Einheit bildet und Tore die Möglichkeit geben, Ruhe einkehren zu lassen. „Das hat nichts mit sich abschotten zu tun“, betont Bruder Wendelinus. Sich für die Menschen zu öffnen, ist dem Konvent wichtig. Das zeigt sich auch an dem Klosterfest, das seit Mitte der 1960er-Jahre gefeiert wird.

 Blick in den Klostergarten der Benediktinerabtei Tholey.

Blick in den Klostergarten der Benediktinerabtei Tholey.

Foto: B&K- Bonenberger & Klos/B&K Fotograf Bonenberger
 Abt Mauritius Choriol (rechts) und Frater Wendelinus.

Abt Mauritius Choriol (rechts) und Frater Wendelinus.

Foto: Bonenberger & Klos/B&K

Summa summarum sind für all diese Sanierungsarbeiten am Kloster 4,5 Millionen Euro investiert worden. Diese Kostenangabe stammt aus dem Jahr 2014. Aktuell steht nun ein weiterer Mosaikstein im Gesamtgebilde Abtei an. Die Kirche aus dem 13. Jahrhundert wird saniert. Damit auch sie bald – passend zu den übrigen Klostergebäuden – in neuem Glanz erstrahlt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort