Schüler waren den Tränen nahe

Theley. Alex Deutsch wurde am 7. August 1913 als achtes Kind seiner Familie geboren. Nachdem sein Vater aufgrund der Verletzungen im Ersten Weltkrieg gestorben war, ging es der Familie immer schlechter. Deshalb wurden er und sein Bruder in einem Waisenhaus aufgenommen. Später machte er eine Lehre zum Bäcker, weil er dadurch bei seinem Meister wohnen und essen konnte

 Alex Deutsch zu Gast an der ERS Theley. Foto: Schule

Alex Deutsch zu Gast an der ERS Theley. Foto: Schule

Theley. Alex Deutsch wurde am 7. August 1913 als achtes Kind seiner Familie geboren. Nachdem sein Vater aufgrund der Verletzungen im Ersten Weltkrieg gestorben war, ging es der Familie immer schlechter. Deshalb wurden er und sein Bruder in einem Waisenhaus aufgenommen. Später machte er eine Lehre zum Bäcker, weil er dadurch bei seinem Meister wohnen und essen konnte. Eigentlich wollte Alex Deutsch aber Friseur werden. Er wurde von seinem Vorgesetzten oft geschlagen. Trotzdem beendete er seine Lehre. In seiner Lehrzeit lernte er widerstandslos zu arbeiten, was ihm später im KZ Vorteile brachte. Im Jahr 1938 heiratete er Thea Cohn, die er nach der Machtübernahme in einer jüdischen Vereinigung kennengelernt hatte. Nachdem die nationalsozialistischen Gesetze gegen die Juden erlassen worden waren, musste Alex Deutsch zur Zwangsarbeit. Im Jahr 1940 kam Sohn Dennis zur Welt. Am 27. Februar 1943 wurde die kleine Familie von der SS verhaftet und getrennt nach Auschwitz deportiert. Nach ein paar Tagen erfuhr Alex Deutsch, dass seine Frau und sein zweijähriger Sohn vergast worden waren. Als er uns das erzählte, waren viele von uns sehr betroffen und den Tränen nahe. Er berichtet uns auch, wie der Tagesablauf im KZ war. Einmal wurden alle Arbeitsfähigen des KZ zu einem Marsch gezwungen, der viele das Leben kostete. Nachdem die SS bei Kriegsende geflüchtet war, wurde Alex Deutsch mit drei Kameraden von den Amerikanern gefunden und befreit. Danach wanderte er in die USA aus. Dort eröffnete er mit seiner zweiten Frau einen kleinen Supermarkt.Nach der Ermordung von Martin Luther King nahmen die Überfälle durch Farbige zu. Deshalb gab er sein Geschäft auf und ging nach dem Tod seiner Frau nach Deutschland zurück. Dort heiratete er die verwitwete Doris Loeb, und seitdem wohnt er mit ihr in Neunkirchen-Wiebelskirchen. Alex Deutsch hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Jugendlichen seine Lebensgeschichte näher zu bringen. Damit hat er uns sehr berührt und zum Nachdenken gebracht. Kein Geschichtsbuch hätte uns die schrecklichen nationalsozialistischen Taten so gut erläutern können, wie er es getan hat. Alex Deutsch ist wirklich bewundernswert, da er im Alter von 96 Jahren noch die körperliche und geistige Kraft besitzt, den Jugendlichen seine Lebensgeschichte immer wieder zu erzählen. Erstaunlich ist auch, dass er die schlimme Zeit des Nationalsozialismus überhaupt überstanden hat. Er erhielt für sein Engagement mehrere Auszeichnungen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz. Auch eine Schule trägt seinen Namen. Für uns bedeutet sein Besuch eine lehrreiche Erfahrung. Laura Junker und Michelle Henkes, Klasse 10a, ERS Schaumberg Theley

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