Kunst auf dem Berg Von Schildkröten und Entschleunigung

Tholey · Etwa 3000 Besucher kamen zum 15. Schaumberg-Montmartre. Besucher, Veranstalter und Künstler zufrieden.

 Die Collagen von Rebecca Born, einer Newcomerin unter den Montmartre-Künstlern, faszinierten nicht nur Vera Leidinger.

Die Collagen von Rebecca Born, einer Newcomerin unter den Montmartre-Künstlern, faszinierten nicht nur Vera Leidinger.

Foto: Marion Schmidt

 Wer sich im Saarland und darüber hinaus für Malerei, Kunsthandwerk und Schmuckdesign interessiert, für den ist der Schaumberg-Montmartre fast schon ein Pflichttermin. Mehr als 60 Künstler hatten dieses Mal ihre Teilnahme zugesagt. Der ungünstigen Wettervorhersage war es dann geschuldet, dass so manch einer dann doch lieber von einer Teilnahme Abstand nahm und sich wieder abmeldete. Jedoch tat das der Veranstaltung nicht weh. Geschätzte 3000 Besucher lockte die Open-Air-Ausstellung an.

Teils in wetterfesten Pavillons, teils unter dem schützenden Dach des Himmelszelts, hatten sich die Kunstschaffenden ausgebreitet und präsentierten den Besuchern ein facettenreiches Angebot an Gemälden in Öl und Aquarell, Schmuck, kunstvoll aus Draht oder Papierperlen gefertigt, oder fröhlichen Keramikobjekten zum Aufhübschen des eigenen Gartens.

Viele Künstler sind Wiederholungstäter und kommen jedes Jahr zum Montmartre auf den Schaumberg. So wie Petra Scheid aus Lebach. „Ich mal‘ mir die Welt, wie sie mir gefällt“, hat die lebensfrohe Malerin, die hauptberuflich als Arzthelferin arbeitet, das Motto ihres Schaffens einmal auf den Punkt gebracht. Ihre farbenfrohen Bilder in Acryl, Pastellkreide und Aquarell ziehen beim Montmartre die Blicke zahlreicher Besucher auf sich. Viele bleiben stehen, um der Künstlerin beim Schaffen über die Schulter zu schauen. So wie Gisela Jancke aus Lebach. „Ich male selbst seit 30 Jahren und bin ein großer Fan von Petras Malerei. Ich komme jedes Jahr zum Montmartre, um ihre Bilder zu sehen“, verrät die 80-Jährige. Fasziniert beobachtet sie die Künstlerin, die beim Montmartre an einer Staffelei steht und mit federleichtem Pinselstrich ein Frauenporträt zaubert.

Andere Besucher nutzen die Gelegenheit, um mit Newcomern ins Gespräch zu kommen. Vera Leidinger aus Urexweiler haben es die Bilder von Rebecca Born angetan. Der Schwerpunkt der in St. Wendel lebenden und arbeitenden Künstlerin liegt in der Zeichnung und Collage. „In diesen Techniken finde ich eine Vielzahl von Ausdrucksmöglichkeiten“, verrät die 36-jährige Künstlerin, die seit frühster Kindheit leidenschaftlich gerne malt. Naturverbunden wie sie sei, finde sie hier auch viele ihrer Themen. „Das Einfangen bestimmter Augenblicke, Gegebenheiten, Erinnerungen werden in meinen Arbeiten ver- und bearbeitet“, verrät die Künstlerin, die in einer Rehaklinik als Kursleiterin für „Meditatives Zeichnen“ arbeitet. An ihrem Montmartre-Stand fällt ein auf einer Staffelei stehendes Bild besonders auf. Es zeigt einen rückwärtig sitzenden Torso, davor eine an einer Kette hängende mechanische Taschenuhr und zwei Zeitungsfragmente. Die Szene, gemalt vor einem grünlich blass schimmernden Hintergrund, den ein in leuchtend-roter Signalfarbe gemalter Streifen zu verdrängen droht, regt mit dem Titel „Kurz vor 12“ zum Nachdenken über das von der Zeit angetriebene, hektische Dasein der Menschen an.

Entschleunigung ist ein Thema, das Rebecca Horn gerne beleuchete. So taucht als Sinnbild für die Entschleunigung auch immer wieder die Schildkröte in ihren Bildern auf. „Mich faszinieren besonders die Arbeiten, in denen die Künstlerin Zeichnung und Collage kombiniert und mit Schriftstücken arbeitet“, lobt Vera Leidinger das Werk der Künstlerin. Wer genau hinschaut, entdeckt in den Collagen Fragmente von Buchseiten aus alten Reklamheften oder in alter Sütterlinschrift geschriebene Dudenseiten.

Ein Newcomer auf dem Montmartre ist auch Dagmar Falkenhagen aus Frankenthal. An ihrem Stand ist nichts wie es scheint. Auf den ersten Blick sehen die Besucher viele bunte Halsketten, Armbänder und Anhänger, scheinbar gefädelt aus unterschiedlichen Perlen. Allein das Ausstellungsplakat der Künstlerin offenbart das eigentliche Kunsthandwerk von Dagmar Falkenhagen. „Zuhause habe ich Papier für fünf Leben gelagert. Egal wo ich bin, immer schaue ich mich nach Geschenkpapieren um. Jedes Jahr kaufe ich ganz bestimmte Kunstkalender von holländischen Malern und sammele auch farbenfrohe Tapeten“, verrät die Schmuckkünstlerin. Sie ist eine Meisterin im Drehen von Papierperlen. Sie schneidet zunächst Streifen und dreht diese dann mit Hilfe eines Zahnstochers zu einer Perle. Nach dem Verkleben werden die Perlen lackiert und dann zu Schmuckstücken weiterverarbeitet. „Ich drehe fast jeden Tag, am liebsten vor dem Fernseher. Auch im Urlaub habe ich immer mein Handwerkszeug dabei“, erklärt Falkenhagen an ihrem Stand. Die Besucher sind beeindruckt von den Papierperlen, die den üblichen bunten Keramikperlen täuschend ähnlich sind.

 ie Lebacher Künstlerin Petra Scheid bei der Arbeit. Sie ist jedes Jahr auf dem Schaumberg-Montmartre zu finden.

ie Lebacher Künstlerin Petra Scheid bei der Arbeit. Sie ist jedes Jahr auf dem Schaumberg-Montmartre zu finden.

Foto: Marion Schmidt

Umgeben von dem zum Montmartre-Motto passenden süßen Duft frisch gebackener Crêpes, flanierten die Besucher den ganzen Tag über zwischen den Ständen hin und her und nutzten die Gelegenheit zum Austausch mit den Künstlern. „Unser 15. Schaumberg-Montmartre war wieder einmal ein voller Erfolg. Das Wetter spielte doch noch mit. Viele Besucher waren da, und die Künstler waren zufrieden, einige Kunstwerke verkauft zu haben“, freute sich am Ende des Tages Jutta Backes-Burr von der Gemeinde Tholey.

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