Konzertkritik Rockparty mit vielen Hits und großem Chor

Theley · Manfred Mann’s Earth Band begeistert das Publikum in der ausverkauften Theleyer Sport- und Kulturhalle.

 Der 77-jährige Manfred Mann unterwegs mit dem mobilen Keyboard.

Der 77-jährige Manfred Mann unterwegs mit dem mobilen Keyboard.

Foto: Frank Faber

Pünktlich, wie es sich gehört, waren sie – und gingen ganz ohne Star-Gepose direkt an ihren Arbeitsplatz. Genügend Hits hatte die Manfred Mann’s Earth Band auch dabei, um dem Publikum in der ausverkauften Theleyer Sport- und Kulturhalle ein musikalisches Erinnerungskonzert zu bescheren. Für das Gros der Besucher waren die alten Songs der Formation früher ein täglicher Begleiter und Auftritte im Saarland unumgängliche Pflichtveranstaltungen. Die vergangenen Jahre der 1971 gegründeten Earth Band waren hauptsächlich von großen Tourneen geprägt.

„Wie geht es euch?“, fragte Sänger Robert Hart von der Bühne in die erwartungsvolle Menschenmenge. Er ist erst seit 2011 dabei, aber noch immer klingt den meisten Anhängern die Stimme von Ex-Sänger Chris Thompson im Ohr, die für die Charterfolge in den späten 1970er-Jahren mitverantwortlich war. Den Eröffnungssong „Captain Bobby Stout“ vom Debütalbum interpretierte heute wie damals Gitarrist und Gründungsmitglied Mick Rogers, mittlerweile 71 Jahre alt. Ein kurzer Blick rüber zum hinter der Tastenburg verschanzten Bandchef Manfred Mann (77) genügte, schon tönte der Hit „Spirit in the Night“, den sich Mann bei Bruce Springsteen geborgt hat.

 Gründungsmitglied der Earth Band: Gitarrist Mick Rogers.

Gründungsmitglied der Earth Band: Gitarrist Mick Rogers.

Foto: Frank Faber

Die Spezialität, Coverversionen bekannter Künstler eine eigene Note zu verpassen, war jahrelang ein Markenzeichen Manfred Manns. Mehrfach schnallte er sich ein zebragestreiftes E-Piano über und tauchte im Rampenlicht auf. Beidbeinig hüpfte der Senior dann im Kreis umher und entlockte seinem mobilen Musikinstrument in Richtung Jazz oder Art Rock gehende Soundpassagen. Mit einem schelmischen Grinsen spielte Rogers zweimal die Pink-Floyd-Nummer „Time“ an, um dann anschließend die Melodie der beseelten Bob-Dylan-Komposition „Father of Day, Father of Night“ mit seinen Flitzefingern aus den Gitarrensaiten rauszustreicheln. Zehn Minuten waberte der virtuose Progressive-Rock-Song durch die Halle. Absolut unaufgefordert ließen sich die Besucher beim kommerzielleren Teil von der Earth Band als Chor einspannen. Und jetzt alle: „Princess Card She Sends Me“, den Text von „For You“ hatte jeder noch auf seiner Festplatte. Dazu wurde im Takt gewippt, getanzt und als sichtbares Zeichen der Begeisterung die Arme in die Höhe gereckt. Der Song „You Angel You“ erinnerte an einen für die 1980er-Jahre typischen balladesken Soundanstrich. „Don’t kill it Carol“, „Blinded By The Light“ und „Davy’s On The Road Again“ machten die Retroparty dann richtig flott. Musikalisch klang kein Song wie zum x-ten Mal aufgewärmt, alles wirkte animierend: Rocksongs mit langen Instrumentalpassagen und Gitarren-Improvisationen, zelebriert von Herren im gehobenen Alter. Aber ohne ihren eigenen Rausschmeißer vorgetragen zu haben, wollten sie nicht von der Bühne runter. Noch ein Schlusswerk mit der Geschichte vom Eskimo „Mighty Quinn” in der Lang-Version mit brillanten Instrumentalsoli, nach zwei Stunden war Feierabend. Danach ging es ab ins Hotel nach Bosen.

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