Musikliebhaber entschieden sich für Flöten
Bergweiler. Alte Musik oder Fußball? Diese Entscheidung musste man treffen, wollte man vor einigen Tagen die Sonntagsmusik in der Blasiuskapelle hören, die schon seit längerem auf diesen Termin festgelegt war und jetzt durch den Fußballklassiker England gegen Deutschland starke Konkurrenz bekommen hatte
Bergweiler. Alte Musik oder Fußball? Diese Entscheidung musste man treffen, wollte man vor einigen Tagen die Sonntagsmusik in der Blasiuskapelle hören, die schon seit längerem auf diesen Termin festgelegt war und jetzt durch den Fußballklassiker England gegen Deutschland starke Konkurrenz bekommen hatte. Würde die Musik den Kürzeren ziehen? Keineswegs, eine erstaunliche Zahl Zuhörer entschied sich für die Kapelle und wollte lieber Flöten als Tröten hören, ein Beleg dafür, dass die kleine Konzertreihe im fünften Jahr ihres Bestehens ihr treues Stammpublikum gefunden hat, das aus allen Teilen des Landes und den angrenzenden Regionen kommt. Zu Gast war dieses Mal das Neumeyer Consort, zu dem renommierte Künstler mit saarländischen Wurzeln gehören. Mit ihnen zusammen musizierten junge, hochtalentierte Nachwuchsmusiker, die gemeinsam in einem mehrtägigen Meisterkurs ein interessantes Konzertprogramm erarbeitet hatten, das sie nun im Konzert präsentierten und auf CD aufnahmen. Mit barocker Blockflötenmusik überwiegend von Telemann demonstrierten die drei Nachwuchssolisten Lea Landoll, Jan Nigges und Jannik Wilhelm, alle noch unter 20 Jahre jung, zu welcher hohen Leistung sie unter Anleitung ihrer Mentoren herangereift sind. Halsbrecherisch rasche Passagen in den schnellen Sätzen der Sonaten und Concerti sind für sie ebenso wenig ein Problem wie ausdrucksvolles Ausspielen und kunstvolles Verzieren der Melodien langsamer Sätze. Die Darstellung der unterschiedlichen Affekte, insbesondere in der Triosonate C-Dur von Telemann mit der Charakterisierung skurriler Frauengestalten, gelang ebenso mühelos wie das Zusammenspiel der Blockflöten untereinander, sicher geführt von ihren Meistern Felix Koch (Cello und Gambe) und Markus Stein (Cembalo und Truhenorgel). Wolfram Koch (Blockflöte) ergänzte im Concerto F-Dur für 4 Blockflöten ohne Generalbassbegleitung sowie im Concerto des wenig bekannten Bach-Zeitgenossen Johann Christian Schickhardt das Trio zum Quartett. Cellist Felix Koch vermittelte dem Publikum kenntnisreich und lebendig Einsichten in das Leben und Wirken der Komponisten und die dargebotenen Werke, für ihn als Dozent für Konzertpädagogik/Musikvermittlung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main ist dies stets ein besonderes Anliegen. Für den Beifall bedankte sich das Ensemble mit einer überzeugenden Blockflötenbearbeitung eines Satzes aus dem Konzert für vier Violinen und Generalbass von Antonio Vivaldi, das J. S. Bach seinerzeit für vier Cembali eingerichtet hat. red