Für Gitarrenschüler bestehen nur wenige Gelegenheiten, gemeinsam in der Gruppe mit Gleichaltrigen in die Saiten zu greifen. Genau an diesem Punkt setzt die Intension von Inés Peregallo und Jose Pedroni, den künstlerischen Leitern der Gitarrentage für Kinder und Jugendliche im Saarland , an. Zum siebten Male förderte das Duo das gemeinsame Musizieren für klassische Gitarristen , die in einem großen Ensemble spielen möchten.

"Mit mehreren Stimmen gemeinsam zu spielen ist ein ganz anderes Gefühl", bestätigte der 15-jährige Teilnehmer Eric Stebner aus Münster.

Geübt wurde täglich über viele Stunden. "Kein Kind hat sich darüber beschwert, es ist ein sehr lehrreiches und abwechslungsreiches Programm", meinte die Lebacher Musikpädagogin Inés Peregallo. Eine kurze Handbewegung von Jose Pedroni genügte, und die Mädchen und Jungen zupften konzentriert an den Gitarrensaiten.

Einzelne Bausteine des Programms sind an die Alters- und Ausbildungsstufe angepasst, verlangten jedoch Fingerfertigkeit und die Technik im Umgang mit dem Instrument. Die Musikstücke entstammten ausschließlich der klassischen Literatur. "Dagegen Popmusik zu spielen, ist relativ einfach", erklärte Peregallo.

Aus ihrer Sicht friste die klassische Gitarrenmusik ein Nischendasein, wobei die Unterstützung nicht allzu groß sei. "Wir haben mittlerweile ein exklusives Musikprogramm für den pädagogischen Bereich der Gitarre ", freute sie sich. Bei der Literaturauswahl für den Workshop hatten die Verantwortlichen bereits vor Jahren neue Wege eingeschlagen. "Anspruchsvolle und hochwertige Literatur für Kinder war damals selten", berichtete die Kursleiterin. So wurden die Gitarrentage gekoppelt mit einem Kompositionswettbewerb für Kinder-Gitarren-Kammermusik.

"Ich habe die Musikstücke vorher noch nie gehört. Wenn sie in der Gruppe eingespielt werden, ergibt das eine ganz besondere Atmosphäre", schilderte der zehnjährige Gitarrist Paul Dzindzi. Dabei entstünde, so ergänzte Peregallo, eine eigene Gruppendynamik. "Jeder Gitarrist hört, was er selbst spielt und muss zusätzlich genau hinhören, was die Mitmusiker spielen", meinte Peregallo. Aus Einsendungen für den diesjährigen Kompositionswettbewerb und dem der vergangenen Jahre wurden die Werke ausgewählt, die das Ensemble beim Abschlusskonzert in der Lebacher Stadthalle vorgestellt hat.

Des Weiteren gehörte ein Unterhaltungsprogramm zum Gitarren-Workshop mit dazu. Die Jugendlichen starteten eine Nachtwanderung zum Schaumbergturm, trafen sich am Lagerfeuer, es gab einen Malwettbewerb und sie besuchten das Konzert des portugiesischen Gitarristen Henrique Almeida. Im feinen schwarzen Zwirn gekleidet erscheint ein 24-jähriger unrasierter Mann mit seiner Gitarre im Tholeyer Rathaus. Im Saal sitzen 80 Zuhörer, darunter 20 jugendliche Teilnehmer der Gitarrentage, bei denen sich der Portugiese Henrique Almeida am Nachmittag in der Jugendherberge schon kurz vorgestellt hat. Seit zehn Jahren zupft der Student für Musik und Tanz an der Kölner Hochschule klassische Gitarrenmusik und hat einige Wettbewerbspreise bereits eingesammelt.

Almeida eröffnet sein Konzert mit der Suite V in a-Moll, einem Lautenwerk von Johann Sebastian Bach , was als Pflichtrepertoire in der anspruchsvollen Gitarrenliteratur gilt. Almeidas Emotionalität fesselt sein Publikum. Fasziniert verfolgt es die kreisenden Hände des Solisten und die weit gespreizten Finger des Interpreten, der dabei gedanklich ganz in seine Klänge hineintaucht.

"Sehr virtuos", schwärmt Manfred Rothe, ein im St. Wendeler Land bekannter Gitarrist. Almeida, so Rothe weiter, bewege sich während seines Gitarrenspiels auf einem hohen Schwierigkeitsgrad. Mit der "Gran Sonata Eroica" vom italienischen Komponisten lebt Almeida einen romantischen Traum. "Ich bin total beeindruckt. Es ist cool, wenn jemand solche Stücke mit der Gitarre spielen kann", so die 13-jährige Gitarrenworkshop-Teilnehmerin Seraphina Hekela aus Schussenried in Baden-Württemberg. Almeida träumt und streichelt weiter sein Spielgerät mit hochsensibler Anschlagskultur. Fließend versendet er den viersätzigen teils poetisch angehauchten Walzer von Antonio Lauro im Rathaussaal.

"Die ausgewählten Werke finde ich sehr schön", merkt Besucher Rothe an. Kammermusikalische Kleinode von Agustin Barrios Mangoré und Francisco Tarrega lässt Almeida mit variabler Grifftechnik und den daraus resultierenden Klangnuancen folgen. Sein introvertierter Musizierstil wird nach dem finalen Ton mit Beifall belohnt.

Almeidas Technik hat den 15-jährigen Gitarristen Eric Stebner aus Münster vollkommen verblüfft. "Besonders wenn er schnell gespielt hat, da hat einfach alles gepasst", hebt er hervor. Für die Teilnehmer der Gitarrentage war die Begegnung und das Konzert ein tolles Erlebnis. "Daran sollte man sich ein Beispiel nehmen und sich zum Ziel nehmen, später einmal so spielen zu können", meint Lea Ziegler aus Heuweiler , die zum vierten Mal an der Gitarrenveranstaltung teilgenommen hat.

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Auf einen BlickDie siebten Gitarrentage für Kinder und Jugendliche im Saarland wird gemeinsam von der Gemeinde Tholey und der Stadt Lebach durchgeführt. In diesem Jahr wurde der Gitarrenkurs ausschließlich von Jugendlichen aus Deutschland besucht. Die künstlerische Leiterin Inés Peregallo erklärte warum; "Kinder aus dem Ausland, wie aus Chile, wollten teilnehmen, aber dann hat es mit den Stipendien nicht geklappt." Die Kursgebühr betrug 260 Euro, Frühbucher zahlten 225 Euro für die vier Tage. frf