Fastnacht Da werden selbst die Römer närrisch

Tholey · Kappensitzung der Karnevalsgesellschaft 1875 Tholey unter dem Motto der Session „Theulegio in delirium est“. Neuer Präsident im Amt.

 Auch Asterix und Obelix waren, passend zum Motto, bei der Tholeyer Fastnacht dabei.

Auch Asterix und Obelix waren, passend zum Motto, bei der Tholeyer Fastnacht dabei.

Foto: Marion Schmidt

Dass Tholey schon immer ein regionales Zentrum römischer Lebensart war, belegen nicht nur die Ausgrabungen im Wareswald oder das Museum Theulegium. Dass die Römer auch zu feiern wussten, wurde am Samstag im Freizeitmuseum Mauritius wieder unter Beweis gestellt. Die Karnevalsgesellschaft 1875 Tholey hatte zu ihrer ersten Kappensitzung der Session eingeladen.

Traditionsgemäß erschien zur ersten Kappensitzung auch wieder die Tholeyer Karnevalszeitung, um die Narrenschar mit dem Motto der Session „Theulegio in delirium est“ vertraut zu machen und das Tholeyer Volk zu den närrischen Aktionen einzuladen. „Ein Mindestmaß an Lateinkenntnissen ist jedem Tholeyer in die Wiege gelegt, so dass man davon ausgehen kann, dass er den tieferen Sinn des Mottos mühlelos erfassen kann“, heißt es in der Zeitung.

Ab 19.11 Uhr tummelten sich im Mauritius Legionäre sowie römische Gewänder und Lorbeerkranz tragende Zivilisten. Aber auch Pinochio, Pippi Langstrumpf, Zwerge und ein Scheich wurden in der unter römischer Herrschaft stehenden Narrhalla gesichtet. Pünktlich um 20.11 Uhr erklang pompöse Musik und die Legion des Elferrates marschierte auf, vom Publikum mit stehenden Ovationen gehuldigt.

Die diesjährige Kappensitzung läutete eine Wachablösung und einen Generationswechsel an der Spitze des Karnevalsvereins ein. Der langjährige Präsident Charlie Hoff reichte das Zepter weiter an Kay Lambert. Als Donald Trump verkleidet und in Begleitung der Präsidentengattin (alias Vanessa Stretz) hielt der 42-Jährige zum Einstand eine leidenschaftliche Eröffnungsrede. „We make the Tholey Karneval great again“, so sein Motto.

Der neue Präsident der Tholeyer Narren präsentierte eine ambitionierte Strategie, um die benachbarten Narren aus Theley fern zu halten: „Wir bauen an der Grenze zu Theley eine Mauer, um uns vor unkontrollierter Einwanderung zu schützen. Bezahlen müssen das die Theler. Wir beleben unser altes Zollhaus neu und erheben Strafzölle, denn neue Firmenansiedlungen in Theley bedrohen unsere Wirtschaft. Wird diesen Maßnahmen nicht zugestimmt, gibt es einen Shutdown.“ Ehe Sitzungspräsident Klaus „Maximus“ Eckert wortgewandt und spritzig die Sitzungsleitung übernahm, huldigte die Narrenversammlung ihrem langjährigen Präsidenten Charlie Hoff mit lang anhaltendem Beifall.

Und dann nahm die Narretei ihren Lauf mit allerlei spritzigen, witzigen und temperamentvollen Auftritten der Karnevalisten. „Im Kreisverkehr baust du noch eine Mautstelle. Hier werden nur die Theler zur Kasse gebeten“, ergänzte Sitzungspräsident „Maximus“ Eckert die trumpschen Ideen der neuen Karnevalsspitze. Zugleich stellte er David Kulosa und Alisa Hoffmann als das neue Prinzenpaar vor, das leider einen kleinen Schönheitsfehler habe: „Unsere Prinzessin ist leider ein Mischlingskind. Der Vater kommt aus Theley.“ Doch da Oma Inge schon auf dem Tholeyer Prinzessinenthron saß, fließe auch in ihr royales Blut, verteidigte sich die frisch gekürte Prinzessin in ihrer Rede. David Kulosa vielen Tholeyer Narren schon als Kinderprinz bekannt, trat sein Amt als jüngster Prinz aller Zeiten an. Mit einer Rakete und einem Schunkler wurde das Prinzenpaar in die Karnevalsgemeinde aufgenommen.

Nach zehnjähriger Abstinenz konnte Sitzungspräsident Eckert wieder Karnevalisten aus Gladbeck begrüßen: „Ich heiße unsere närrischen Gäste aus dem Reich herzlich willkommen.“ Nach dem Austausch der Karnevalsorden und der Narrenrufe stiegt zum Abschied der scheidende Präsident Charlie Hoff ein letztes Mal als „Till Eulenspiegel“ in die Bütt und gab allerlei Tholeyer Nachrichten zum Besten: „Unsere Künste erleben die Tage eine Sensation. Nicht nur, dass Gerhard Richter, kürzlich von der Presse als Deutschlands bedeutendster und teuerster lebender Künstler tituliert, die Fenster der Tholeyer Abteikirche neu gestalten wird und das umsonst. Er wird auch noch unterstützt von einer nicht-christlichen Frau, einer Künstlerin aus Afghanistan. Alle Achtung vor unseren weltoffenen Mönchen.“ Charlie Hoff ließ sich nicht zweimal bitten, zum Abschied noch einmal seinen Song „Ich bin von Tholey“ auf die Sinatra-Melodie „My Way“ zum Besten zu geben.

Anschließend nahmen die Tholeyer Narren so richtig Fahrt auf bei dem verbalen Schlagabtausch von Raphael Wittmer und Christoph Köcher als Asterix und Obelix. Nicht nur die Gags auf allseits in Tholey bekannte Persönlichkeiten kamen besonders gut an, auch der witzige Vortrag des gallischen Gespanns amüsierte die Narren köstlich. Die schwungvollen und fantasievollen Tanzeinlagen der Prinzengarde, der Betweenies und der Schautanzgruppe Hofballett gönnten zwischen den Büttenreden den stark geforderten Lachmuskeln eine Entspannungspause. Wer jedoch dachte, nach dem erstklassig-närrischen Vortrag von Guido Roßfeld als schwuler Römer namens „Schwulius Langnesius Lauwarmum Darum Hennerum“ in der Bütt, wieder entspannen zu können, irrte. Denn beim köstlichen Auftritt des achtköpfigen Männerballetts tobte der Saal erneut vor Lachen.

Und immer wieder ertönte zwischen den Bühnenauftritten dreifach der Tholeyer Narrenruf „Tholey Alaaf“. „Wir sind der einzige saarländische Karnevalsverein, der den den Schlachtruf der kölschen Jecken pflegt. Unser Brauch geht auf die Zeit unserer Vereinsgründung 1875 zurück. Bei unserer Sitzung waren rheinische Justizbeamte aus der Karnevalshochburg Köln zugegen und riefen ihren Schlachtruf Alaaf“, berichtet der abgedankte Präsident Charlie Hoff.

Wie schon so oft, setzte der Hoffchor der Karnevalsgesellschaft mit seinem Gesang den musikalischen Schlussakkord der Kappensitzung.

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