Workshop Fehlende Jugendtreffs ein zentrales Thema

Tholey · Schüler der Theleyer Gemeinschaftsschule entwickelten in Workshop Ideen zur Verbesserung ihres Lebensumfeldes.

 Gruppenbild von links: Niclas Dewes, Lasse Kreutzer, Marcel Sobik, Ben Schäfer, Layla Burgio, Lea Balbier und Sofia Kavelius diskutieren mit Udo Wenzl und Elaine Neumann.

Gruppenbild von links: Niclas Dewes, Lasse Kreutzer, Marcel Sobik, Ben Schäfer, Layla Burgio, Lea Balbier und Sofia Kavelius diskutieren mit Udo Wenzl und Elaine Neumann.

Foto: Marion Schmidt

Die Gemeinde Tholey will künftig Jugendliche bei Angelegenheiten, die deren direktes Lebensumfeld betreffen, stärker einbinden und beteiligen. Kürzlich trafen sich daher Schüler der Theleyer Gemeinschaftsschule in einem Workshop, um gemeinsam mit Udo Wenzl Ideen und Vorstellungen zu diskutieren und zu entwickeln. Der Experte vom Deutschen Kinderhilfswerk hatte den Workshop unter das Motto „Beteiligungswerkstatt“ gestellt. „Es ist wichtig, die Jugendlichen für das zu interessieren, was in ihrer Gemeinde passiert, und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie sich in die Kommunalpolitik einbringen können“, sagte Wenzl. So sieht das auch Tholeys Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU). Seine Gemeinde ist Modellkommune und Kooperationspartner des Deutschen Kinderhilfswerks bei dem Projekt „Jugendbeteiligung vor Ort“.

„Wir wollen Jugendliche für ihre Möglichkeiten der Teilhabe an gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen sensibilisieren. Unser Ziel ist es, eine nachhaltige Form der Jugendbeteiligung in unserer Gemeinde zu etablieren“, erklärt Bürgermeister Schmidt.

Zunächst steckt Wenzl mit den Jugendlichen Themenfelder ab, die ihnen besonders am Herzen liegen. 45 Schüler der Klassenstufen sechs bis zehn sitzen in Gruppen an großen Arbeitstischen zusammen und überlegen gemeinsam, wo sie ihrer Gemeinde Handlungsbedarf sehen. Layla Burgio und Lea Balbier nehmen mit ihrer Gruppe die Freizeitmöglichkeiten für ihre Altersgruppe unter die Lupe. „Der Skaterpark in Theley und die Beachvolleyball-Anlage an unserer Schule sollten schöner gestaltet werden. An beiden Plätzen beobachten wir, dass oft viel Müll und Glasscherben herumliegen“, berichtet die 14-jährige Layla. Lasse Kreutzer stört der Unrat rund um den Theleyer Brühlweiher. Er sieht in dem Workshop die Chance, dass Jugendliche in die politischen Entscheidungen eingebunden werden und ihre Sicht der Dinge artikulieren können.

Viele Themen überlappen sich. So wird neben der Verschmutzung öffentlicher Plätze immer wieder das zu hohe Tempo des Durchgangsverkehrs angemahnt. Zum Schutz der Schüler vor allem an Zebrastreifen werden daher mehr Geschwindigkeitskontrollen gefordert. Ein zentrales Thema sind fehlende Jugendtreffs in den Orten. „Ich habe beobachtet, dass an unserem Spielplatz ältere Jugendliche oft weggescheucht werden, weil sie viel Musik hören“, berichtet der elfjährige Nico aus Hasborn. „In einem Jugendtreff könnten sie sich verabreden und würden niemanden stören.“ „Ich kann den Wunsch nach mehr Jugendtreffs nachvollziehen“, sagt dazu Bürgermeister Schmidt, gibt aber zu bedenken: „Leider mussten wir Jugendtreffs auch schon schließen, weil kaum jemand das Angebot nutzte. Wir prüfen aber ständig, wo wir Plätze für Jugendliche schaffen können.“ Gleichzeitig machte er die Schüler auf das kürzlich eröffnete Jugendzentrum in Theley im ehemaligen Schwesternheim aufmerksam.

Auch die zu kostspieligen Bustickets für Schüler waren Stein des Anstoßes. Der Bürgermeister informierte, dass der Landkreis St. Wendel dabei sei, das Wabensystem zu überarbeiten mit dem Ziel einer Preisreduzierung für Schülertickets. Den Schülern wurde aber auch bewusst, dass Kommunalpolitikern oft aufgrund von Vorschriften die Hände gebunden sind. So sei eine Forderung von mehr Fußgängerüberwegen im Ort zwar verständlich, aber: „Laut einer Vorschrift müssen zum Einrichten eines neuen Zebrastreifens nachweislich mindestens 150 Personen pro Stunden an dieser Stelle über die Straße gehen.“

Sebastian Weißhaar aus Scheuern ist zufrieden mit dem Workshop. „Hier konnten wir mal sagen, was uns in der Gemeinde nicht gefällt und was wir besser machen würden. Ich finde es wichtig, dass wir uns als Bürger äußern und versuchen, Einfluss zu nehmen“, resümiert der 14-Jährige. Paul Kulenz aus St. Wendel wünscht sich, dass die Workshop-
arbeit fortgesetzt wird. Udo Wenzl vom Kinderhilfswerk sagt: „Wir haben mit diesem Workshop einen ersten Impuls gesetzt, um die Schüler zu motivieren, sich mit ihrem Umfeld aktiv auseinanderzusetzen. Diese Arbeit muss nun fortgesetzt werden.“ Für die künftige Motivation der Schüler, sich weiter einzubringen, sei es wichtig zu sehen, „dass die Politiker sich mit ihren Gedanken auseinandersetzen und idealerweise das eine oder andere Projekt auch angegangen wird“.

Damit der Workshop „Jugendbeteiligung vor Ort“ keine Eintagsfliege bleibt, will Schulleiter Eric Planta den eingeleiteten Prozess an seiner Schule fortsetzen: „Unsere Schüler sollen in einem Schülerparlament die Möglichkeit bekommen, sich einzumischen und offen ihre Themen anzusprechen. Dazu gehört auch, dass wir sie in der freien Redetechnik fördern.“

Elaine Neumann, Generationenbeauftragte der Gemeinde, traf sich am gleichen Tag noch mit Udo Wenzl im neuen Jugendzentrum in Theley, um mit weiteren Jugendlichen — auch solchen, die nicht die Theleyer Schule besuchen — das Thema Jugendbeteiligung vor Ort zu diskutieren. Einen Tag später präsentierte dann eine Delegation Jugendlicher im Tholeyer Rathaus Kommunalpolitikern die Ergebnisse des Workshops. Bürgermeister Schmidt lobte das Engagement der Schüler und verspricht: „Vor dem Hintergrund der rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen wollen wir versuchen, auf die Ideen der Jugendlichen einzugehen.“

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