Herzlichen Glückwunsch! Weimarer Republik, Weltkriege und Wirtschaftswunder

Tholey · Ein denkwürdiger Geburtstag steht am heutigen Dienstag im Seniorenheim in Tholey an. Josef Sajak feiert seinen sage und schreibe 105. Geburtstag. Damit ist er nicht nur der älteste Einwohner der Gemeinde Tholey, er dürfte auch zu den ältesten Bürgern im Landkreis St. Wendel zählen.

 Josef Sajak kurz vor seinem 105. Geburtstag.

Josef Sajak kurz vor seinem 105. Geburtstag.

Foto: marion Schmidt/Marion Schmidt

Ein großes Fest wird es nicht geben. „Das ist für ihn zu anstrengend. Aber es ist ein Mittagessen mit seiner Tochter geplant. Und unser Bürgermeister und Ortsvorsteher haben ihren Besuch angekündigt“, erzählt eine Mitarbeiterin des Seniorenheims.

Josef Sajak gehört zu den Menschen, die im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte erlebt haben. Die Weimarer Republik, zwei Weltkriege, die Nachkriegszeit und das Wirtschaftswunder sind nicht die einzigen Meilensteine deutscher Geschichte, die in seine Lebenszeit fallen. Als Sajak am 4. Februar 1915 in Oberschlesien in Kammersfeld geboren wurde, tobte der Erste Weltkrieg bereits. 1936 als Soldat in den Zweiten Weltkrieg gezogen, wurde er in Russland verwundet. „Meine Wunden von der Kriegsverletzung am Bein, von den Granatsplittern, das spüre ich heute immer noch“, berichtet Sajak. Noch zu Kriegszeiten sei er 1940 ins Saarland gekommen. In Bliesen lernte er seine spätere Ehefrau Eleonore Schu kennen und lieben. Nach der Hochzeit im Jahre 1943 ließ sich das Paar in Bliesen nieder. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Knapp ein Jahr vor Kriegsende war Josef Sajaks Soldatenzeit vorbei.

In der frühen Nachkriegszeit verteilte er die von den Besatzungsmächten ausgegebenen Lebensmittelkarten in verschiedenen Dörfern des Landkreises. Die in der Kindheit im Lebensmittelgeschäft seiner Eltern gemachten Erfahrungen im Backhandwerk erleichterten ihm den Start in seinen ersten Job in einer Bäckerei in Friedrichsthal. Bereits 1949, vier Jahre nach dem verheerenden Bombenangriff auf die Neunkircher Innenstadt, eröffnete in der Stadt ein Warenhaus. Hier war Sajak 27 Jahre beschäftigt und erlebte die Zeiten des Wirtschaftswunders. Auch nach dem Tod seiner Ehefrau Eleonore 1979 lebte er bis 2006 in Bliesen im eigenen Haus. Als mit zunehmendem Alter seine Sehkraft schwächer wurde und er immer schlechter hörte, beschloss er 2006 den Umzug zu seiner Tochter Ilse Schank nach Tholey.

Bis heute ist Sajak in der Schaumberggemeinde zu Hause. Auch wenn er hier seit 2015 im Seniorenheim lebt, ist er durch die Besuche seiner Kinder, Enkel und Urenkel voll in die Familie integriert. Seinem denkwürdigen 105. Geburtstag heute blickt er gelassen entgegen. „Viel feiern kann ich nicht mehr, ich höre ja nicht mehr gut. Wie lange soll ich denn nur noch hier bleiben“, bemerkte der Jubilar gelassen.

„Herr Sajak ist für sein Alter geistig immer noch fit und achtet sehr auf sein Äußeres. Er ist stets adrett angezogen und benutzt sein Parfum“, verrät eine Mitarbeiterin des Seniorenheims in Tholey. So wird er sich auch heute wieder schick machen und in aller Ruhe die Gratulationen empfangen und sich über das gemeinsame Mittagessen mit seiner Tochter freuen. „Dass ich hier im Seniorenheim so gut aufgehoben bin, damit bin ich sehr zufrieden“, stellte Josef Sajak kurz vor seinem Geburtstag fest.

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