Projekt In fünf Schritten durch Tholeys Geschichte

Tholey · Eine neue Broschüre gliedert die geschichtliche Neuzeit der Gemeinde Tholey in 100-Jahr-Abschnitte — von 1500 bis heute gibt es viel zu entdecken.

 Ein Blick auf den Flyer „Lokale Erzählung 5 x 100“, den die Gemeinde Tholey herausgibt.

Ein Blick auf den Flyer „Lokale Erzählung 5 x 100“, den die Gemeinde Tholey herausgibt.

Foto: Marion Schmidt

„Ich hatte schon immer meine Schwierigkeiten mit den Zahlen und damit, mir geschichtliche Daten zu merken“, stellte Werner Feldkamp unlängst in einer Diskussionsrunde anlässlich des Tages des St. Wendeler Landes fest. So oder so ähnlich geht wohl vielen Menschen. Dreißigjähriger Krieg, wann war das nochmal? Viele geraten bei solchen historischen Fragestellungen schnell ins Grübeln. Das soll im Landkreis St. Wendel jetzt anders werden. Mit dem Projekt „Lokale Erzählungen St. Wendeler Land 5 x 100“ wollen dessen Initiatoren den Menschen auf die Sprünge helfen und den Zugang zur Geschichte erleichtern.

Die Methodik ist ganz einfach. Die vergangenen 500 Jahre, also die geschichtliche Neuzeit, werden in überschaubare 100-Jahr-Schritte gegliedert.

Besondere regionale Ereignisse, kulturhistorische Wahrzeichen und Persönlichkeiten werden in Zusammenhang gebracht mit den zurückliegenden fünf Jahrhunderten, also einem Zeitraum von 1500 bis heute. Bürger und Touristen können in einem mehrseitigen Flyer die historische Epoche Revue passieren lassen und sich an regionalen Spuren der Geschichte orientieren.

„Durch diesen Ansatz wollen wir die Menschen in einem kompakten Format motivieren, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Die Einbeziehung von regionalen Sequenzen und Bauwerken schafft Identität“, so Landrat Udo Recktenwald (CDU). In Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren wie den Heimatforschern soll für jede Gemeinde im Landkreis eine lokale Erzählung mit Flyern erarbeitet werden.

Die Kultur-Landschafts-Initiative (Kulani) hat die lokale Erzählung nach einer Idee von Manfred Peter entwickelt. Der aus Primstal stammende pensionierte Jurist und Politologe hat sich in eigenen Publikationen mit der Geschichte seiner Heimat befasst. Mit 50 weiteren geschichtsinteressierten Besuchern verfolgte er Anfang September im Tholeyer Rathaus die Präsentation des ersten Gemeindeflyers: Tholey. Der Flyer ist eine Fortsetzung der „Lokalen Erzählung Europa 5 x 500“, die die Regionalgeschichte des St. Wendeler Landes in einen größeren europäischen Zusammenhang stellt. „Die Idee hatte Charme. Man wollte kein weiteres Geschichtsbuch schreiben, sondern eine kurze, für Laien verständliche historische Übersicht. Etwas, das es bisher noch nicht gab“, erinnert sich Tholeys Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU) an ein erstes Gespräch mit dem damaligen Kulani-Vorsitzenden Werner Feldkamp.

Das größte Problem sei dabei gewesen, einen roten Faden zu finden und sich auf die wichtigsten Ereignisse zu konzentrieren. „Als ich von dem Vorhaben hörte, habe ich erst einmal die Stirn gerunzelt. Ich war aber schnell überzeugt“, sagt Niko Leiß, Vorsitzender des Historischen Vereins zur Erforschung des Schaumberger Landes. „Die lokale Erzählung war uns schon von dem Europa-Projekt her bekannt. Die redaktionelle Arbeit war eine große Herausforderung. Wir sollten auf kleinem Raum die europäische Geschichte stark zusammengefasst vermitteln und regionale Bezüge herstellen. Die Texte sollten für den Laien verständlich sein“, ergänzt Herbert Jäckel, Vorsitzender des Historischen Vereins Hasborn-Dautweiler. Für den Flyer wurden Fotos mit regionalen Geschichtsorten ausgewählt. Christoph M. Frisch, Leiter des Kunstzentrums Bosener Mühle, brachte die inhaltliche Arbeit der Heimatforscher in einen übersichtlichen schmalformatigen Flyer. Auf 14 Seiten bildet dieser die Geschichte der Gemeinde Tholey ab und zeigt, dass europäische Geschichte auch vor unserer Haustüre stattgefunden hat.

Der Flyer „Lokale Erzählung 5 x 100 – Gemeinde Tholey von 1500 bis heute“ liegt im Tholeyer Rathaus aus.

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