Messe Hopfen und Malz sind längst nicht alles

Tholey · Das Himmelszelt am Schaumberg wurde zum Himmel für die Freunde der Craft-Biere. Gleich zwölf Brauereien stellten ihre Spezialitäten vor.

 Desirée Leuchner und Manuel Schmidt aus Riegelsberg sind begeistert von dem Craft-Bier  „Meerjungfrau“.

Desirée Leuchner und Manuel Schmidt aus Riegelsberg sind begeistert von dem Craft-Bier  „Meerjungfrau“.

Foto: Marion Schmidt

Meerjungfrau, Strandgut oder Rasenmäher. Kaum einer denkt bei diesen Namen an Bier. Dahinter verbirgt sich ein Bier, das mit besonderen Aromen gebraut wird: Craft Beer. Mehr als 50 Craft-Beer-Sorten wurden beim ersten „Craft Event“ auf dem Schaumberg angeboten. Auf Einladung der Gemeinde Tholey und des Globus-Marktes verwandelten zwölf Brauereien aus ganz Deutschland an diesem Tag das Himmelszelt in eine Probierstube. Mit dabei SZ-Mitarbeiterin Marion Schmidt als Bier-Tester.  Hier ihr Erfahrungsbericht.

Wie ich bei meinem Probiergang durch das Himmelszelt erfahre, ist für die hier angepriesenen Craft-Bier-Sorten nicht der Massenkonsum typisch, sondern eher der  Genuss-Faktor. Im Eingangsbereich statte ich mich mit einem schmucken Testglas in Form eines hochstieligen Biertulpenglases aus. Dann startete meine Geschmacksreise durch die vielfältige Welt der Craft-Biere.  Am Stand der Rügener Insel-Brauerei koste ich eine Meerjungfrau. Eingestellt auf den von herkömmlichen Bieren bekannten typischen Geschmack, erfährt mein Gaumen schon beim ersten Schluck, was die Craft-Biere von anderen unterscheidet. Die Meerjungfrau überrascht mich mit einer eleganten Fruchtsäure. Erfrischend, fruchtig prickelnd im Geschmack erinnert sie an einen trockenen Cidre. „Dieses Bier wird mit zwei Milchsäure-Stämmen und Champagnerhefe gebraut. Es ist eine ungewöhnliche Alternative als Getränk für einen klassischen Sektempfang“, erfahre ich von einem Mitarbeiter der Insel-Brauerei. Ich gerate mit Desirée Leuchner und Manuel Schmidt ins Schwärmen. Das Paar aus Riegelsberg teilt meine Begeisterung für das Meerjungfrau-Bier. „Ich bin ja eher ein Whisky-Trinker, aber immer offen für Neues. Die Meerjungfrau schmeckt köstlich“, lobt Desirée. Freund Manuel ist schon bei anderen Veranstaltungen in die  Craft-Beer-Welt eingetaucht: „Ein Craft-Bier ist ein Bier für zwischendurch. Man trinkt es nicht zum Schwenker, sondern zum Ausprobieren und Genießen – wie einen guten Whisky.“

Als nächstes koste ich die Sorte „Insel Herb“, ein dezent nach Ananas und Zitrus duftendes Bier. Überraschend ist der ungegwöhnliche Nachgeschmack.  Markus Person aus Saarbrücken testet das herbe Inselbier und nickt anerkennend: „Ich bin eher ein Freund von herben Bieren.  Die Sorte Insel Herb schmeckt hervorragend.“ Ganz nebenbei erfahre ich, dass der Inhaber und Gründer der Insel-Brauerei, Braumeister und Biersommelier Markus Berberich, aus Saarbrücken stammt.

Dass man bei einer Weinprobe zunächst den Wein im Gals hin und herschwenkt, ihn betrachtet, an ihm riecht und dann erst ein Schlückchen trinkt, ihn im Mund mit der Zunge hin- und her bewegt, ist allseits bekannt. Genau das geschieht auch beim Craft-Event. Die Craft-Biere werden  mit allen Sinnen verköstigt. Nachdem sich mein Testglas mit einem neuen Tropfen gefühlt hat, stehe ich mit anderen Besuchern vor den Ständen der Brauereien. Wir beginnen zu fachsimpeln und uns über unser Gaumenerlebnis auszutauschen. Ich geselle mich zu Alexander Mühl aus Illingen und komme über das Thema Craft-Beer schnell ins Gespräch. „Ich bin ein großer Freund von Craft-Bieren. In einer Kneipe in Berlin habe ich diese Biersorten kennengelernt“, verrät er mir. Beim Schaumbergevent im Himmelszelt möchte der überzeugte Craft-Beer-Trinker neue Sorten kennenlernen: „Wenn es mal etwas Besonderes sein soll, trinke ich ein Craft-Bier.“ Er schätze besonders den fruchtigen Geschmack der sehr stark gehopften Biere.

Am nächsten Probierstand treffe ich auf den Tholeyer Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU). „Wir erleben hier im Himmelszelt ein wahres Himmelreich der Biere. Die Atmosphäre ist hervorragend. Das macht Spaß, in kleinen Häppchen verschiedene Sorten zu testen“, so  Schmidt. Von der Stone Brewing Brauerei kosten wir eine Biersorte namens „Ruination Double Ipa“. Das Bier solle mit Aromen aus Tropenfrüchten, Zitronen, Melonen und einer harzigen Note beim Trinken in einem trockenen, bitteren Abgang enden. „Das Interessante an dem Bier ist der Unterschied zwischen Geruch und Geschmack. Die Stärke dieses Bieres liegt in der Spielerei zwischen der Frucht in der Nase und dem Hopfen auf der Zunge“, beschreibt Thomas Naumann, CDU-Fraktionsvorsitzender im Tholeyer Gemeinderat, begeistert das Ipa. Der kräftig aromatische Geschmack des Bieres spricht auch meinen Gaumen an.

Am Stand der Vulkan-Brauerei aus der Eifel komme ich mit Günter und Heidrun Fischer ins Gespräch. Das Paar aus Ottweiler, das eher zur Fraktion der Whisky-Trinker gehört, empfiehlt mir das Craft-Beer „Bourbon Barrel Doppelbock“. „Das Bier ist in Whisky-Fässern gereift und überrascht mit seinem starken, herben Nachgeschmack“, schwärmt Günter Fischer. „Ich bin normalerweise kein Biertrinker. Aber dieses hier überzeugt mich mit seinem harmonischen Geschmack“, ergänzt seine Frau Heidrun. David Gerdewischke von der Vulkan-Brauerei weiht mich unterdessen in  die Braukunst des Bieres ein: „Unser Doppelbock reift fünf bis sechs Monate in Bourbon-Fässern in 30 Metern Tiefe der Eifeler Vulkanhöhlen. Typisch für das malzige Aroma sind die Nuancen Karamell, Vanille und Kokosnuss. Alle unsere Biere sind unfiltriert, nur so wird der volle Geschmack der natürlichen Rohstoffe erreicht.“ Mit einem Alkoholanteil von 9,5 Prozent gehört das Doppelbock-Bier zu den hochprozentigen Tropfen des Tages und beendet meine spannende Geschmacksreise durch die Welt der Craft-Biere.

Im Himmelszelt war übrigens auch Landrat Udo Recktenwald (CDU). .Er lobt: „Diese handwerklich hergestellten Biere passen wunderbar zu uns. Denn wir legen in unserem Landkreis großen Wert auf regionale Produkte.“

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