Gipfelkunst auf dem Schaumberg in Tholey

Tholey · Elf Künstler aus dem Saarland und Nordrhein-Westfalen haben auf dem Herzweg Werke im Einklang mit der Natur geschaffen.

 Karin Mansmann und Hermann-Josef Colle bei der Eröffnung der Open-Air-Galerie vor der Skulptur Erfahrungen. Foto: mon

Karin Mansmann und Hermann-Josef Colle bei der Eröffnung der Open-Air-Galerie vor der Skulptur Erfahrungen. Foto: mon

Foto: mon

Die Natur als Schauraum für Kunst - das ist die Philosophie des Projekts "Gipfelkunst am Schaumberg". Nach 2008 und 2011 wurde nun die dritte Auflage gestartet. Etwa 60 Besucher wandelten mit den Künstlern während der Eröffnung eine Runde auf dem Herzweg und ließen sich die Kunstwerke erklären. Elf Künstler aus dem Saarland und Nordrhein-Westfalen hatten sich der Aufgabe gestellt, ein Kunstwerk im Einklang mit der Natur zu schaffen.

Schon in Höhe des Parkplatzes am Bücherturm lenkt Ursula Bauers Installation "In Flanders Fields" den Blick der Besucher auf die Gipfelkunst. Vier aus leuchtend rotem Plexiglas stilisierte Mohnblüten ruhen auf hohen Eisenstangen. Umzäunt von Stacheldraht steht die Mohnblüte für die im Krieg Gefallenen. Auf dem Herzweg selbst beginnt die Schau mit den in Bäume gehängten Keramikplatten von Ximena Urioste de Fries. Mit ihrer Partitur für Vogelgesang "Singt Vögel singt" will die in Bolivien geborene und heute im Saarland schaffende Künstlerin auf den Schutz von Natur und deren gefiederten Bewohnern aufmerksam machen.

Während sie den Blick des Betrachters gen Himmel lenkt und somit auch auffordert, sich der schützenswerten Schönheit der Bäume bewusst zu werden, lenkt Gitte Klisa den Blick des Vorübergehenden auf ihre im Boden eingelassenen Druckplatten. Auf diesen sind Landschaftsszenen skizziert. "Ich möchte ermutigen, auf den Platten stehen zu bleiben, zu verweilen, den Moment und die Gegend auf sich wirken zu lassen", so die Künstlerin. Hans Adam fordert hingegen dazu auf, den vorgesehenen Wanderweg zu verlassen und sein Objekt "Zwei durch eins" mit allen Sinnen zu erfassen.

Aus Mulitplexplatten hat er in geometrischen Formen ein dreidimensionales Objekt geschaffen. Farbenfroh und verspielt säumt es den Herzweg und ermuntert zum Berühren. "Mir geht es um die körperliche Erfahrung, die sich sinnlich mit dem Begreifen der Dinge auseinandersetzt, Formen und Farben lebt und fühlt", erläutert Hans Adam.

Wandert der Besucher weiter begegnet ihm an einer exponierten Stelle des Herzweges die aus Stahl und Mörtel gestaltete Plastik "Erfahrungen". Für die Tholeyer Künstlerin Karin Mansmann war das Projekt ein Heimspiel. "Jede Landschaft hat ihren besonderen, unverwechselbaren Charakter, so auch meine Heimat, das Schaumberger Land. Man kann den Schaumberg über so viele Rad- und Wanderwege erleben", so die Künstlerin. Von diesen Eindrücken inspiriert hat sie ihre Skulptur geschaffen. Eine aus Mörtel modellierte Schale wird harmonisch von Metallbändern umschlossen. Dabei sollen die Metallbänder das Wegenetz um den Schaumberg symbolisieren, das Verbindungen knüpft zwischen Menschen, Orten und Geschichte.

Diese Wege machen die Landschaft erst erfahrbar. Die Schale versinnbildlicht den hügeligen Charakter der Landschaft. Sie soll sich weiterentwickeln und selbst zur Landschaft werden, wenn sich in der Struktur des Mörtels Moose und Flechten ansiedeln. Unterstützt wurde Karin Mannsmann bei der Schaffung ihres Werkes von Hermann-Josef Colle.

Der Hasborner hat für die Skulptur etwa 25 Kilo Cortenstahl in sieben Ringen um die Mörtel-Schale zusammengeschweißt. Er lobt besonderes den Standort der Skulptur. Über und durch die Skulptur hinwegblickend breitet sich die weite Landschaft um den Schaumberg aus. "Der Herzweg als Rundweg ist die Basis vieler Rundwege. Die Metallbänder stehen für mich aber auch für die Wege der Gedanken, die sich jeder macht und mit denen man Verbindungen herstellt", so Colle.

Auf dem weiteren Weg werden zwischen Bäumen gespannte bedruckte Fahnenstoffe sichtbar. "Grundlagen meiner Arbeit sind Zeichnungen, die im Gehen im Wald entstanden sind", verrät Künstler Michael Mahren. Vom Wind bewegt werden die Fahnen im Laufe der Zeit ausfransen, sich verändern und lebendige Vergänglichkeit preisgeben. Es geht weiter, vorbei an einer grasbewachsenen Eisendraht-Installation, in Pappelholzstehlen eingelassenen Oschenjochen als Symbolisierung von Beten und Arbeiten, auf Holzstehlen ruhendSandsteinplastiken und 25 ornamentartig gestalteten Eisen-Blumen. Der Eröffnungsrundgang mit den Künstlern ist bei den Besuchern gut angekommen. "Mir hat der geführte Rundgang sehr gut gefallen. Ich werde die Gipfelkunst-Ausstellung aber noch einmal anschauen und die Kunstwerke in Ruhe mich wirken lassen", verrät Yvonne Trenz aus Hasborn.

Zum Thema:

Die dritte Gipfelkunst am Schaumberg als Landart-Projekt der Gemeinde Tholey mit dem Bundesverband Bildender Künstler im Saarland ist bis zum 31. Oktober 2017 rund um den Herzweg ausgestellt. Teilnehmende Künstler: Hans Adam, Ursula Bauer, Ximena Urioste de Fries, Gitte Klisa, Michael Mahren, Karin Mansmann, Theodor Rotermund, Monika Vesting, Eva Volkhardt, Regina Zapp, Margot Zündorf Breuer. Termine: Spaziergänge mit Erläuterungen zu den ausgestellten Arbeiten: an den Sonntagen, 11. Juni, 9. Juli, 13. August, 10. September. Treffpunkt ist jeweils 11 Uhr am Parkplatz Herzweg. Info: www.tholey.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort