Gedenkfeier in Hasborn Nikolaus Warken – weiterhin ein Vorbild

Hasborn-Dautweiler · Es ist Tradition an den Pionier der Arbeiterbewegung zu erinnern. Vortrag und Diskussion gehörten zum Programm.

 Bei der Feier zu Ehren Nikolaus Warkens an dessen Gedenkstätte in Hasborn.

Bei der Feier zu Ehren Nikolaus Warkens an dessen Gedenkstätte in Hasborn.

Foto: Marion Schmidt

Im Gedenken an den frühen Gewerkschafter Nikolaus Warken (genannt Eckstein) trafen sich  Mitglieder der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) Ortsgruppe Eckstein, der Stiftung Rechtsschutzsaal und des Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)  Rheinland-Pfalz/Saarland an der Warken-Gedenkstätte in Hasborn. Im Mittelpunkt der Traditionsveranstaltung stand dieses Mal die Frage, wie die Errungenschaft der Montanmitbestimmung nach dem Ende des Bergbaus in Zukunft fortgeführt werden kann. Viktor Schug von der IG BCE-Ortsgruppe Eckstein, Tholeys Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU) und Eugen Roth, Vorsitzender des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland, erinnerten in ihren Grußworten an die bis heute nachwirkenden Verdienste von Nikolaus Warken. 1851 in Hasborn geboren, ging als streithafter Bergarbeiter und engagierter Streikführer der Arbeitskämpfe im Saar-
revier in die Geschichte ein. Viktor Schug: „Nikolaus Warken und seine Mitstreiter waren die Pioniere der Arbeiterbewegung. Durch ihre Initiative konnten die Arbeitnehmer darangehen, die Lebens- und Arbeitsbedingungen für sich und ihre Familien zu verbessern.“ Schug erinnerte an das „Bildstocker Protokoll“, das am 15. Mai 1889 von 3000 Arbeitern der Berginspektion Friedrichsthal, Sulzbach, Dudweiler und Heinitz verabschiedet wurde und unter anderem Lohnerhöhungen, achtstündige Arbeitszeit mit Ein- und Ausfahrt, Wegfall der Einsperrungsthüren und Milderung von Strafen forderte. Diese Bildstocker Bewegung markiere die Geburtsstunde der Bergarbeiterbewegung im Saarrevier. „Nikolaus Warken hat unter Inkaufnahme persönlicher Nachteile gekämpft und ist für ein besseres Miteinander der Menschen eingetreten. Wir brauchen zu jeder Zeit solch engagierte Menschen. Sie sind Vorbilder in unserer Gesellschaft“, betonte Hermann Josef Schmidt in seinem Grußwort. „Warken hat zu seiner Zeit einen hochmodernen Gedanken, die Arbeiterbeteiligung, durchgesetzt. Durch die Digitalisierung erleben wir heute wieder einen revolutionären Umbruch in unserer Gesellschaft. Auch hier muss die die Beteiligung, die Mitbestimmung der Arbeitnehmer gesetzlich verbrieft werden“, so Eugen Roth.

Tholeys Ehrenbürger und Lyriker Johannes Kühn, der ein Eckstein-Gedicht verfasst hat, sowie Bernd Besch, ein Urenkel Nikolaus Warkens verfolgten aufmerksam und andächtig die Gedenkfeier. Der Musikverein Lyra Hasborn begleitete diese  musikalisch.

Nach der Gedenkfeier am Eckstein-Denkmal spürte Frank Hirsch, Leiter der Arbeitskammer, in seinem Vortrag im alten Hasborner Rathaus der historischen Bedeutung der Montanmitbestimmung nach. Er beleuchtete auch, wie es zu der besonderen Form der „paritätischen Mitbestimmung in der Montanindustrie“ gekommen war und was diese für die Bergbaugewerkschaft bedeutete. Die Alliierten wollten nach Kriegsende schnell eine Demokratisierung in der Stahlindustrie durchsetzen und besetzten die Aufsichtsräte in den Hüttenwerken paritätisch mit Arbeitnehmern, die gleichberechtigt neben den Anteilseignern an Entscheidungsprozessen mitwirken sollten. Später sei das Modell auch auf den Bergbau übertragen worden. „Die Montanmitbestimmung musste sich in Krisen und Umbruchzeiten beweisen, um ein Abrutschen der Arbeitnehmer in die Perspektivlosigkeit zu verhindern“, so Hirsch.

In einer anschließenden Diskussionsrunde setzten sich Eugen Roth und Elke Hannack mit der Frage auseinander, ob die Montanmitbestimmung ein Jahr nach dem Ende des Steinkohlebergbaus in Deutschland auch ein Modell für die Zukunft sei. Moderatorin Heike Wendorff, Bildungswerk Leben und Arbeiten Saarland, wollte anfangs wissen, wie beide Podiumsgäste in die Gewerkschaft gefunden hätten. „Mit zwölf Jahren habe ich angefangen in Betrieben zu arbeiten und bin so quasi mit der Mitbestimmung groß geworden“, berichtete Elke Hannack.

Eugen Roth kam über die Gewerkschaftsjugend zum DGB: „Ich bin damals gerne zu den DGB-Sitzungen gegangen und war fasziniert von den Themen zur Mitbestimmung.“ Einig waren sich beide, dass das Modell der Montanmitbestimmung als Demokratieinstrument ausgeweitet werden müssen auf andere Wirtschaftszweige. „Die Partizipation der Beschäftigten muss auch hier weiter vorangetrieben werden, sonst schaffen wir die Digitalisierung nicht“, so Elke Hannack. „Die Mitbestimmung muss fortentwickelt und auf andere Bereiche übertragen werden. Wir reden zu wenig darüber. Für Nikolaus Warken war das normal, dafür den Kopf hinzuhalten“, ergänzt Eugen Roth. Das Duo Eckstein setzte an diesem Nachmittag thematisch passend einen weiteren musikalischen Akzent. Roland Helm und Michael Geib trugen bekannte Arbeiterlieder wie das Warken-Eckstein-Lied und das Steigerlied vor.

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