Für alles ist ein Kraut gewachsen

Tholey · Kräuter en masse in den verschiedensten Varianten bietet der Markt mit dem gesunden Grün aus Wald, Wiese und Garten in Tholey. Doch welche Kräuter helfen beim Abnehmen, ersetzen die Kopfschmerztablette oder päppeln gestresste Menschen wieder auf? Die Tholeyer Biologin und Kräuterexpertin Vera Lauck-Schneider klärte die SZ beim Rundgang entlang der Stände des Kräutermarktes auf.

 Diplom-Biologin Vera Lauck-Schneider nähert sich behutsam einer Pflanze auf dem Tholeyer Kräutermarkt. Foto: Frank Faber

Diplom-Biologin Vera Lauck-Schneider nähert sich behutsam einer Pflanze auf dem Tholeyer Kräutermarkt. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Kräuterpädagogin Vera Lauck-Schneider steht hinter dem Stand des Tholeyer Kneipp-Vereins und bietet den Besuchern Wildkräuter-Pesto, Plätzchen mit Brennnesselsamen oder ein Gläschen naturtrüben Schaumberg-Dudler an. Für eine Stunde verlässt die Öko-Biologin dann ihre Vereinskollegen und führt die SZ über den Kräutermarkt. "Ein guter Markt sollte Wild- und Gartenkräuter anbieten können", so der Anspruch der Expertin. Es gebe viele Kräuter am Wegrand, die es in sich hätten. Das Leistungsspektrum heimischer Kräuter und Pflanzen zu beeinflussen, sei ein schwieriges Feld, dagegen könne man auf deren Duft Einfluss nehmen. Zum Abnehmen empfiehlt Lauck-Schneider an erster Stelle die Petersilie und den Löwenzahn. "Alle Pflanzen, die bitter schmecken, regen die Verdauung an", erklärt sie. Das Küchenkraut Petersilie ist reich an Vitamin C, verbrennt Fette und wirkt sich so auf das Gewicht aus. Ein weiterer Tipp von ihr: grünen Tee vor jeder Mahlzeit trinken.

Aus den mohnähnlichen Kapseln des ägyptischen Schwarzkümmels wird Öl gewonnen, dessen Wirkstoffe sich auf Haarausfall, den Blutdruck, Gelenkschmerzen, Unfruchtbarkeit und Impotenz positiv auswirken sollen. "Man muss das Öl drei bis sechs Monate einnehmen", rät die Mitarbeiterin am Saarbrücker Skarabäus-Stand. Des Weiteren sei das Öl bei Hunden hilfreich gegen den Zeckenbefall. Bei der durch die Blutsauger übertragenen Krankheit Borreliose helfe das Öl der Wilden Karde dem Körper, sich zu entschlacken. Nach einem Insektenstich könne man den quälenden Juckreiz und die schmerzhafte Schwellung mit dem Auflegen einer Zwiebel oder durch das Einreiben mit dem Spitzwegerich behandeln. "Die darin enthaltenen Schwefelöle wirken desinfizierend und entzündungshemmend", berichtet die Kräuterexpertin.

Lavendel wird als Alleskönner unter den Pflanzen bezeichnet. In der Homöopathie gilt der lila Lippenblütler als Seelenpflanze, die die Aufnahmebereitschaft für Neues fördert, indem sie Klärung, Ruhe und Nervenstärke bringt. "Menschen, die Stress, Schlafstörungen und Migräne haben, sollen sich einfach ein Bad mit Lavendel oder Rosmarin einlassen", geht Lauck-Schneider auf die Aromatherapie ein. Ätherische Öle wirken über die Atemwege und die Haut. Kopfschmerzen bekämpft Lauck-Schneider mit einer Tasse des Heilkrautes Mädegrün (auch Mädesüß genannt) statt mit einer Tablette und überlässt deren Risiken und Nebenwirkungen lieber der herstellenden Pharmaindustrie.

Der THC-Wirkstoff der Cannabis-Pflanze berauscht den Kiffer, hemmt zugleich aber auch Schmerzen, entspannt die Muskulatur und steigert den Appetit. Doch nicht allen Patienten in Deutschland ist es erlaubt, Cannabis zu therapeutischen Zwecken zu konsumieren. "Wenn diese Pflanze doch eine berechtigte Alternative ist, dann soll man sie verwenden, allerdings dosiert und damit nicht die Kinder in Berührung bringen", so die Öko-Biologin. Ihr Credo: "Was die Natur schafft, sollte man nutzen".

Nach dem Marktrundgang steht für die Expertin noch eine Kräuterwanderung mit 20 Teilnehmern an. "Große Schätze, auf kleinem Raum" werden auf der Fläche eines abgerissenen Wohnhauses begutachtet und besprochen. Dazu gehören Labkraut, Steinklee, Beifuß, Löwenzahn und Brennnesseln, allesamt nützliche Kräuter , die von den Menschen laut Lauck-Schneider, oftmals achtlos liegen gelassen werden.

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Auf einen Blick Der Kräutermarkt in Tholey findet seit 2008 parallel zum Klosterfest der Benediktinermönche statt. Er ist der Abschluss der Kräutertage. Knapp einen Monat drehte sich in der Schaumberg-Gemeinde alles rund um Kräuter : Vorträge, Wanderungen und vieles mehr standen auf dem Programm. Am Sonntag konnten die Besucher entlang der rund 30 Stände bummeln. red

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