Freundschaftsbesuch nach 50 Jahren

Scheuern · Die Ex-Mitglieder der Bohnentaler Pfarrjugend wollen Sibratsgfäll, das Ziel ihrer ersten Fahrt, wieder besuchen.

 Zeitreise: 37 Jugendliche aus dem Bohnental nahmen vor 50 Jahren an der Fahrt nach Sibratsgfäll teil. Foto: Schug

Zeitreise: 37 Jugendliche aus dem Bohnental nahmen vor 50 Jahren an der Fahrt nach Sibratsgfäll teil. Foto: Schug

Foto: Schug

50 Jahre ist es her, seit die katholische Kolpingjugend aus der damaligen Pfarrgemeinde Scheuern erstmals ins Dörfchen Sibratsgfäll im österreichischen Bundesland Vorarlberg ihr erstes Zeltlager aufgebaut hat. Damals konnte noch niemand ahnen, dass sich aus dem Ferientrip eine gut funktionierende Partnerschaft zwischen zwei Dörfern entwickeln würde (siehe Infobox). Ein halbes Jahrhundert danach wollen die Ex-Mitglieder der Pfarrjugend aus dem Bohnental dem Dorf Sibratsgfäll wieder gemeinsam einen Besuch abstatten. "Wir haben Kontakt aufgenommen und wollen im August noch einmal einen Bus füllen und nach Vorarlberg fahren", sagt Gerd Scherer vom Bohnentaler Freundeskreis der ehemaligen Kolpingjugend, der sich kürzlich im Scheuerner Gasthaus Zur Post getroffen hat. Alte Fotos machten am Tisch die Runde, es wurde gelacht und sich erinnert. Der seinerzeit 26-jährige Pfarrjugendleiter Scherer berichtet dazu gleich über die mit Schwierigkeiten verbundenen Anfänge im Jahre 1967. "Nachdem in Schönenbach kein internationales Kolping-Zeltlager über die Ostertage mehr stattfand, musste ein anderer Ort gefunden werden", so Scherer. Über das Pfarramt sei ein erster Kontakt nach Sibratsgfäll, dem Nachbarort von Schönenbach hergestellt worden. Aber parallel dazu gab es Bedenken von kirchlicher Stelle, ob man Mädchen und Jungen die Erlaubnis für ein gemeinsames Zeltlager erteilen sollte. "Pfarrer Friesenhahn hat beim Bistum in Trier anrufen müssen, um die Genehmigung einzuholen", erklärt Scherer. Mit dem Ex-Überrother-Bürgermeister Rudi Henkes hinter dem Lenkrad des Busses unternahmen daraufhin 37 Jugendliche aus dem gesamten Bohnental eine Fahrt ins Ungewisse. "In Sibratsgfäll gab's noch keine geteerte Straße und der uns zugedachte Zeltplatz stand dann auch noch unter Wasser", führt er weiter aus.

Zunächst schien die Situation in dem Sackgassendorf ziemlich ausweglos. Mit einem edlen Cognac schafften es die Bohnentaler, den Altbürgermeister Karl Stadelmann zu überzeugen, dass er ihnen einen neuen Zeltplatz zuwies. Und das sorgte für Aufsehen. "Unsere Mädels trugen im Sommer Hotpants und dafür musste ich mich sofort beim örtlichen Pastor melden. Die Vorarlberger waren schon noch etwas konservativer als wir", sagt Scherer. Er selbst habe als Jugendleiter ein strenges Regiment führen müssen. "Es werden keine Pärchen gebildet, lautete eine klare Anweisung", blickt der mittlerweile 76-Jährige mit einem Augenzwinkern zurück. Kurz nach dem Auftritt der Bohnentaler starteten die Vorarlberger gleich zum ersten Gegenbesuch ins Saarland. "Es sind damals viele Freundschaften und private Kontakte entstanden. Wir wollten schon den einen oder anderen verheiraten, aber das hat nie geklappt", flachst der ehemalige Scheuerner Ortsvorsteher.

Beim Besuch im Folgejahr veranstalten die Jugendlichen bunte Abende und packten tagsüber auf der Baustelle des Kapellmeisters mit an. "Jeden Tag wurden Jugendliche als Helfer abgestellt und Rudi Henkes hat bei den Maurerarbeiten geholfen. Das Haus wird immer noch Haus Saarland genannt.", so Scherer. Auch noch heute würden viele Bohnentaler, die an den Zeltlagern teilgenommen hätten, mit ihren Kindern zum Skilaufen nach Sibratsgfäll fahren.

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Da sich der Busfahrer und Bürgermeister Rudi Henkes so gut mit seinem Amtskollegen Josef Natter verstand, wurde im Jahre 1969 eine Partnerschaft zwischen Sibratsgfäll und der früheren eigenständigen Gemeinde Überroth-Niederhofen besiegelt. "Den Stein hat die katholische Jugend ins Rollen gebracht und ist heute der Grundstein für die Partnerschaft", stellt Gerd Scherer fest. 2009 wurde die 40-jährige Partnerschaft beim Dorffest in Überroth begangen. Die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Partnerschaft sind für das Jahr 2019 geplant.

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