Ein Auge für die kleinen Details

Scheuern · Es wird gesägt, gehämmert und geklebt: Die Bohnentaler Krippenbauer bereiten derzeit eine Krippenausstellung vor. Sie wird am 2. Dezember eröffnet. Diese ist Teil der Initiative „Bohnentaler Selbermacher“.

 Weiße Weihnacht im Modell: Die Bohnentaler Krippenbauer achten bei ihrer Arbeit auf jedes kleine Detail. FOTOS: MARION SCHMIDT

Weiße Weihnacht im Modell: Die Bohnentaler Krippenbauer achten bei ihrer Arbeit auf jedes kleine Detail. FOTOS: MARION SCHMIDT

Betritt man in diesen Tagen den Werkraum der ehemaligen Grundschule in Scheuern , so strömt einem der typisch holzig-weiche Duft frischer Sägespäne gemischt mit Holzleim entgegen. Es wird gesägt, gehämmert und geklebt. Die Bohnentaler Krippenbauer sind am Werkeln. Vier neue Holzkrippen müssen bis zum 2. Dezember fertig werden. Denn dann wird um 18 Uhr die große Krippenausstellung eröffnet.

Jedes Jahr werden Kinder in die Arbeiten eingebunden. In einem Krippenbaukurs vermittelt ihnen das Team die handwerklichen Techniken. Silas Schütz aus Hasborn, Finn Schmidt aus Überroth, Florian Scheid und Anne Groß, beide aus Scheuern , haben sich aus einem Katalog ihr Krippenmodell ausgesucht. Tatkräftig unterstützt vom Team um Edwin und Roman Warken bauen die Kinder mit großer Begeisterung ihre Krippen.

Der elfjährige Silas Schütz ist bereits zum dritten Mal dabei. Die Klebearbeiten machen ihm besonders viel Spaß. "Der Junge hat ein gutes handwerkliches Geschick. Man merkt, dass er auch zu Hause mit Holz arbeitet", lobt Roman Warken den jungen Handwerker. Finn Schmidt mag beim Krippenbau besonders die kleinen Details wie zum Beispiel die filigranen Fensterkreuze. Der Elfjährige besucht schon seit einigen Jahren mit seiner Familie die Krippenausstellung. "Ich habe den Roman voll gequatscht und durfte dann auch mitmachen", verrät er verschmitzt. Die Krippenfiguren sind eine Spende der Oma. Doch ohne die Hilfe der erfahrenen Krippenbauer geht es dann doch nicht. Nach der Ausstellung dürfen Silas, Finn, Florian und Anne ihren Krippen natürlich mit nach Hause nehmen und unter den Weihnachtsbaum stellen.

Die Krippenbauer sind beinahe ein Familienprojekt. Zu den treibenden Kräften gehören Edwin Warken und seine erwachsenen Neffen Roman, Lars und Jürgen Warken. Unterstützt wird das Warken-Quartett von Joachim Goldhahn, Detlef Heckmann und Manfred Groß.

Joachim Goldhahn gibt gerade einer Krippe den letzten Feinschliff. Großzügig streicht er weißen Holzleim auf die Holzplatte und legt anschließend den Stallboden mit Sägemehl aus. Alles sieht täuschend echt aus. An der Dachrinne hängen Eiszapfen. "Die habe ich mit einem Bunsenbrenner aus Glasstücken geformt. Jedes Teil ist ein Unikat", erzählt Goldhahn stolz. In einer Wassertränke glitzert aus durchsichtigem Wachs gestaltetes Wasser. Bei ihrem Krippenbau verarbeiten die Bohnentaler auch bekannte Materialien aus dem Alltag. Roman Warken: "Die Vierkanthölzer von abgebrannten Silvesterraketen eignen sich besonders gut zum Bau von kleinen Holzzäunen. Oder die kleinen Holzstäbchen, die zum Umrühren des Kaffees dienen." Zur realitätsgetreuen Gestaltung der Landschaft um die Krippengebäude hat Edwin Warken im Wald Moos von Bäumen abgekratzt und getrocknet.

Die Krippenbauer arbeiten mit den Kindern Hand in Hand. Silas und Finn haben in ihren Krippen auch ein Mauerwerk eingearbeitet. Die Steine haben sie mit einer Betonmasse in Silikonformen gegossen. Ergänzend schnitzt Detlef Heckmann aus einer Hartschaumplatte die Wände für die Häuser. Die Holzelemente der Krippe wie die Dachziegel werden mit Wachsbeize behandelt und so auf alt und antik getrimmt. Silas und Finn können es kaum erwarten, bis ihre Krippe endlich fertig ist und sie ihren Familien und allen Besuchern das Kunstwerk in der Ausstellung präsentieren können.

 Joachim Goldhahn (vorn) gibt der Krippe den letzten Schliff – unterstützt von Silas Schütz und Finn Schmidt. Mit dabei: Edwin Warken, Detlef Heckmann, Roman Warken und Manfred Groß (hi. v. l.).

Joachim Goldhahn (vorn) gibt der Krippe den letzten Schliff – unterstützt von Silas Schütz und Finn Schmidt. Mit dabei: Edwin Warken, Detlef Heckmann, Roman Warken und Manfred Groß (hi. v. l.).

Die Ausstellung zeigt 60 Krippen aus privaten Beständen. Sie werden in der Mehrzweckhalle der ehemaligen Grundschule bei gedämpftem Licht und weihnachtlichen Klängen in Szene gesetzt. Zu sehen sind alte Krippen aus Urgroßvaters Zeiten, viele selbst gebaute Objekte und sogar eine Krippe mit aus Wolle gestalteten Figuren. Der Höhepunkt ist die große Saarlandkrippe. Auf einer Fläche von drei auf zwei Metern werden die Krippen auf drei Holzplatten mit bekannten Denkmälern der Region arrangiert. Detailgetreu haben die Krippenbauer die Johann-Adams-Mühle, den Schaumbergturm und die Scheuerner Kirche nachgebaut. Sogar die Kirchenfenster und das Glockengeläut erscheinen täuschend echt. "Wir haben die Kirchenfenster abfotografiert, die Aufnahmen verkleinert und dann nachgebaut. Den Klang der Scheuerner Kirchturmglocke haben wir aufgenommen", verrät Roman Warken stolz. Aber auch Denkmäler aus dem Bergbau oder der Stahlindustrie dienen als Kulisse für die weihnachtliche Szenerie.

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