In allen Formen und Farben Ehepaar aus Theley näht 1200 Masken

Theley · Marietta und Bernd Lauer haben ihr Wohnzimmer in ein Nähstudio verwandelt. Sie produzieren Mund-Nasen-Bedeckungen in den unterschiedlichsten Formen und Farben.

 Auf Marietta Lauers Nähtisch liegen Masken mit Weltraum-, Motorrad- oder Nostalgiemotiven, gepunktet, gestreift, mit Sternchen oder einfach in Unifarben.

Auf Marietta Lauers Nähtisch liegen Masken mit Weltraum-, Motorrad- oder Nostalgiemotiven, gepunktet, gestreift, mit Sternchen oder einfach in Unifarben.

Foto: Marion Schmidt

Wer das Wohnhaus von Marietta und Bernd Lauer in Theley betritt, hört schon beim Eintreten das typische Rattern einer Nähmaschine. „Ende Februar fing ich schon mit dem Nähen von Gesichtsmasken an. Mein Mann sagte damals, das wird mit dem Virus immer schlimmer“, erinnert sich Marietta Lauer. Als in den Läden vor Ort bereits Stoffe und vor allem Gummibänder schon ausverkauft waren, recherchierte Bernd Lauer im Internet nach geeigneten Stoffen für das Nähprojekt seiner Frau und kaufte Stoffe in allen Farben und Mustern: „Als wir im März in den ersten Lockdown gingen, wollte jeder einen Mundschutz haben. Der war Anfangs ja Mangelware. Aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis erhielt ich zahlreiche Stoffspenden wie ausrangierte Bettlacken.“

Mittlerweile sind Marietta und Bernd Lauer ein eingespieltes Team. Er kümmert sich um die Logistik und den Zuschnitt der Stoffe. Sie näht und näht – eine Gesichtsmaske nach der anderen. Dabei haben beide die Schnittmuster im Laufe der Zeit benutzerfreundlich und zielgruppenorientiert überarbeitet. „Wir bekamen zahlreiche Rückmeldungen aus dem Bekanntenkreis, dass es gerade für jüngere Kinder schwierig sei, die Vorder- und Rückseite ihrer Maske zu unterscheiden“, berichtet Marietta Lauer. So hat sie an die Rückseiten ein weißes Stofffutter genäht, damit die Kinder die Seiten ihre Masken klar unterscheiden können. Dank einer Stoffspende der Gemeinde konnte sie jedes Modell so gestalten.

Das Ehepaar hat sein Wohnzimmer jetzt zu Beginn des zweiten Lockdowns wieder in ein Nähstudio umfunktioniert. Auf dem Esstisch steht einsatzbereit die Nähmaschine, daneben Fadenspulen in allen Farben und wohlsortiert mehrere Bahnen mit fertigen Gesichtsmasken. Auf einem Stuhl steht ein großer Wäschekorb mit den fertigen Stoffzuschnitten, die darauf warten, weiterverarbeitet zu werden. Für die jüngere Zielgruppe wurden auch die Tragegrößen angepasst. „Wir haben etwas experimentiert, bis wir für Kinder das passende Schnittmuster berechnet hatten“, verrät Bernd Lauer.

Mittlerweile produziert das Paar Gesichtsmasken in sechs verschiedenen Größen für alle Generationen. Bernd Lauer hat für jede Größe aus weißem Karton eine Schablone angelegt. So können im Akkord die Stoffe zugeschnitten werden. „In der Hochphase des ersten Lockdowns sah es in unserem Wohnzimmer aus, wie in einer Nähstube und wir arbeiteten Hand in Hand. Während ich am Tisch eine Maske nach der anderen nähte, kniete mein Mann auf dem Boden und schnitt die vielen Stoffbahnen zu“, erinnert sich Marietta Lauer.

Etwa 1200 Gesichtsmasken sind bisher in dieser Teamarbeit entstanden. Viele Masken haben Marietta und Bernd Lauer der Kinder- und Jugendhilfe in Saarbrücken gespendet. „Mein Patenkind arbeitet dort und hatte uns im ersten Lockdown berichtet, dass es schwierig sei ausreichend Masken für die Kinder und Betreuer zu bekommen“, so Bernd Lauer. An manchen Tagen hatte das Paar im Frühjahr sechs bis acht Stunden an den Gesichtsmasken gearbeitet. Der Nähprozess für eine Maske nahm etwa 15 Minuten in Anspruch. Im Schnitt wurden an einem Tag bis zu 30 Masken produziert.

Bernd Lauer hat alle Modelle fotografiert und in einem kleinen Fotobuch zusammengestellt. Freunde und Verwandte senden ihm Fotos zu, die die ganze Familie mit ihrer Gesichtsmaske zeigen. „Mit dem Fotobuch haben wir eine Art Katalog vorliegen, den Verwandte und Bekannte gerne durchstöbern, um sich ein Modell auszusuchen. Manche wünschen sich einheitliche Masken für Eltern und Kinder“, berichtet Marietta Lauer.

Dass die Gesichtsmasken mittlerweile ein modisches Accessoire sind, hat das Paar in den zurückliegenden Monaten beobachten können. Gerade Kinder seien bei der Auswahl eines Motivs sehr wählerisch. „Wir dachten anfangs, dass für die Fünfjährigen typische Kindermotive geeignet seien. Manche der Zielgruppe fanden dann Masken mit Bärchen oder Feuerwehrauto doch etwas uncool“, verrät Bernd Lauer mit einem Augenzwinkern.

Während Marietta Lauer am Esstisch weiter Gesichtsmasken näht, sitzt Bernd Lauer in der anderen Ecke des Wohnzimmers an seinem Computer und durchforstet weiter das Internet nach Anbietern von Nähstoffen. Er ordert Stoffe in allen Farben und Mustern, sodass am Ende für jeden Geschmack eine Gesichtsmaske angeboten werden kann. Auf Marietta Lauers Nähtisch liegen Masken mit Weltraum-, Motorrad- oder Nostalgiemotiven, gepunktet, gestreift, mit Sternchen oder einfach in Unifarben.

 Marietta Lauer sitzt an der Nähmaschine.

Marietta Lauer sitzt an der Nähmaschine.

Foto: Marion Schmidt

Auch in den nächsten Wochen wird in dem Wohnhaus der Lauers weiterhin der typische Sound der Nähmaschine erklingen oder das Klacken der Schere. Für eine besondere Bestellung muss Bernd Lauer als nächstes einen Stoff mit einem weihnachtlichen Motiv finden. Denn ein Nikolaus hat für sich und sein Engelsgefolge festliche Gesichtsmasken geordert.

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