Breitbandausbau Durch die Kloake ins Internet

Theley · In Theley ist der Glasfaser-Ausbau mit einer neuen Verlegetechnik gestartet. Ein Roboter schafft bei Breitbandausbau mit.

 Rene Jokiel (links) und Thorsten Schimmtel assistieren dem Roboter.

Rene Jokiel (links) und Thorsten Schimmtel assistieren dem Roboter.

Foto: Frank Faber

Kanaldeckel auf, Kanaldeckel zu und zwischendrin montiert ein Roboter unbeirrt neue Spannringe und Stahlrohre an die Betondecke im Abwasserkanal. Der technische Helfer schafft die Voraussetzungen, dass der Anschluss an die Datenautobahn hergestellt wird. Dies geschieht in Theley mittels einer neuen Verlegetechnik. „Dabei wird der Tiefbau gespart, es ist eine saubere Sache und geht doppelt so schnell“, erklärt Armin Emmerich, Projektleiter der Firma Fast Opticom aus dem baden-württembergischen Göppingen. Er und drei Mitarbeiter des Unternehmens sind in der Straße Zur Herl im Einsatz und kümmern sich um die Verlegung der Glasfaserkabel in vorhandene Abwasserkanäle.

„Wir können in Dimensionen Kabel verlegen, da kriecht keiner mehr drin rum“, sagt Emmerich. In Theley habe der Kanal einen Durchmesser von 60 Zentimeter, für den Job sei das optimal. Zuvor hat das Team den ferngesteuerten Kollegen mit Kamera in den Kanalschacht geschickt. Der beißende Geruch stört den Roboter nicht, während er das Abwassernetz untersucht. Bauführer Marco Puhlemann sitzt vor den zwei Monitoren in der Steuerzentrale und lotst ihn per Joystick durch stockfinsteren Kanalschacht. „Wir kontrollieren alles und erstellen eine Dokumentation des Kanalzustands“, sagt Puhlemann. Anschließend, so Puhlemann, werde ein Plan erstellt, in welchem Abstand die Spannringe (sogenannte Briden) im Kanal befestigt werden. „Der beträgt zwischen zwei bis drei Meter“, ergänzt Emmerich.

Dazu wird die technische Apparatur gewechselt, ein größerer unterirdisch werkelnder Spezialroboter nimmt nun die Arbeit auf. Sein menschlicher Kollege Thorsten Schimmtel steigt mit ihm in den Kanalschacht hinab. Beobachtet und koordiniert wird der Vorgang über Tage von Puhlemann, der wie ein Aufnahmeleiter im Fernsehstudio die Fäden zieht. Der Roboter sendet ihm Kamerabilder auf die beiden Monitore. Derweil reicht Rene Jokiel die Spannringe zu Schimmtel nach unten, die dann vom Roboter an die entsprechende Stelle im Kanal befördert und mit Federkraft angebracht werden. An den Briden befinden sich zwei Halterungen für die Befestigung der rostfreien Leerrohre. Im nächsten Arbeitsgang wird das Glasfaserkabel mittels Druckluft ins Leerrohr eingeblasen. Dazu Projektleiter Emmerich: „Das Glasfaserkabel wird bis zum nächsten Kanaldeckel und an die Oberfläche geführt. Von da an sind es nur wenige Meter bis zum Kabelverzweiger“. Die in Abwasserkanäle verlegten Kabel seien wesentlich besser vor Beschädigungen geschützt und würden damit eine höhere Verfügbarkeit für die Glasfasernetze herstellen, so Emmerich. „Mit der Verlegetechnik sind wir in der Lage zwischen 300 und 400 Meter Glasfaserkabel pro Woche zu verlegen“, berichtet der Projektleiter. Rund neun Kilometer Glasfaser werden derzeit im Auftrag von zwei Anbietern in Theley und Tholey in den Untergrund eingebaut. „In Theley ersparen wir uns dank der der neuen Verlegetechnik rund ein Kilometer offener Tiefbau und die damit verbundenen Einschränkungen“, betont der Tholeyer Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU).

 Bauführer Marco Puhlemann hat den Roboter losgeschickt.

Bauführer Marco Puhlemann hat den Roboter losgeschickt.

Foto: Frank Faber

Weitere Vorteile der Verlegetechnik stellen für Telekom-Regionalmanager Bruno Stolz die Schnelligkeit beim Ausbau und die Neutralität der Kosten dar. Insgesamt werden in Tholey und Theley über eine Strecke von neun Kilometer Glasfaserkabel verlegt. Die letzten Meter bis zum Hausanschluss sind Kupferkabel. Acht Verteiler sorgen nach dem Ausbau für eine Bandbreite im Schnitt von mindestens 50 Megabit pro Sekunde. Laut Schmidt würden vom Breitbandausbau 1600 Haushalte profitieren, Ende des soll die Gemeinde Tholey komplett mit schnellem Internet versorgt sein.

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